Dortmund. Die Krisenstimmung, die Borussia Dortmund in Europa verspürt, hat auf deutschem Boden keinen Einzug gehalten. Der BVB feierte einen 5:0-Sieg gegen den 1. FC Köln und mischt jetzt wieder souverän an der Tabellenspitze mit.
Borussia Dortmund hat bekanntlich ein mit Sorgenfalten übersätes Champions-League-Gesicht und ein fröhliches Bundesliga-Gesicht. Doch auch der 1. FC Köln hat zwei Gesichter. Das müde Bundesliga-Gesicht und das wache. Bei den Westfalen tauchten sie mit ersterem auf und wünschten sich anschließend, lieber im Bett geblieben zu sein. Mit 5:0 (3:0) reduzierte der BVB die nach einer Erfolgsserie anspruchsvollen Kölner auf Zwergenmaß. Der Meister mischt jetzt wieder souverän an der Spitze der Tabelle mit. Die Krisenstimmung, die er in Europa verspürt, hat auf deutschem Boden keinen Einzug gehalten. Im Gegenteil. Man ist fröhlich. Sehr fröhlich.
Auf eine aggressive Personalrochade hatte Jürgen Klopp nach der 1:3-Niederlage im dritten Champions-League-Spiel bei Olympiakos Piräus selbstbewusst verzichtet. Der immer noch angeschlagene Topstürmer Lucas Barrios stand als Alternative für die Offensive wieder nicht zur Verfügung. Ivan Perisic hat sich mit seiner Gelb-roten Karte aus der letzten Bundesligapartie gegen Werder Bremen selbst aus der Anfangsformation genommen. Ihn ersetzte der BVB-Trainer in der offensiven Dreierkette durch Kevin Großkreutz. Lediglich Ilkay Gündogan erhielt zwangsweise eine Pause verordnet. Erstmals stand der Sechser in der Liga nicht in der Elf, die sofort auf den Rasen durfte. Klopp brachte Kapitän Sebastian Kehl als Stabilisator neben Sven Bender und reagierte damit auf den erneuten Schwächeanfall von Gündogan in Griechenland.
Großkreutz legte für Kagawa auf
Kehl war auch gleich mitten im Geschehen. Nach fünf Minuten demonstrierte er mit derbem Körpereinsatz gegen Adam Matuschyk seine Stabilität und sah dafür die Gelbe Karte. In den Minuten 15 und 17 konnte Klopp auch die offensiven Qualitäten des Ex-Nationalspielers beobachten. Zweimal drosch Kehl den Ball aus der Distanz gefährlich Richtung kölsches Tor. Zu dieser Zeit hatte der Trainer allerdings bereits eine positive Rückmeldung auf seine Zurückhaltung beim Personalschach erhalten. Shinji Kagawa, in Piräus noch ein kleiner Schatten seiner selbst, muss sich intensiv mit der Passivabseitsregel beschäftigt haben. Mats Hummels spielte den Ball. Kagawa bewegte sich im Abseits, nahm sich aber für Schiedsrichter Felix Brych sichtbar zurück. Der Ball kam zu Großkreutz. Der legte auf: für Kagawa, zum 1:0 für den BVB.
Bei Abpfiff von Runde eins hatten die Kölner, deren Trainer Stale Solbakken unter der Woche noch dachte, „einen oder auch drei Punkte“ können man aus Dortmund wohl mitnehmen, exakt keine Möglichkeit zu einem Treffer erarbeitet. Ohne Kollege Milivoje Novakovic war Alleinstürmer Lukas Podolski von allen verlassen. Sogar vom Ball. Den hatten meist die Gastgeber. Und sie benötigten nicht einmal die sonst üblichen zahllosen Chancen, um das Ergebnis mächtig in die Höhe zu schrauben. Ein weiteres Sorgenkind von Piräus erledigte die Resultatsverbesserung. Nach energisch gestocherter Vorlage von Bender nahm Linksverteidiger Marcel Schmelzer Maß und versenkte den Ball von der linken Strafraumseite aus im rechten oberen Eck des von Michael Rensing gehüteten Kölner Tores.
Lewandowskis 3:0 war ein Genuss
Drei Punkte nur trennten die Herrschaften aus der Domstadt vor der Begegnung in der Tabelle von den Borussen. 16 Zähler hatte der BVB, 13 Köln auf der Habenseite. Nur sieben Gegentore hatten die Schwarzgelben kassiert (15:7) und 18 das Solbakken-Team (15:18). Wie das passierte, war im Signal-Iduna-Park zu besichtigen. Leichtfüßig dribbelten und kombinierten die Klopp-Mannen. Das 3:0 durch Robert Lewandowski war ein Genuss. Vor dem Einschuss. Lukasz Piszczek bereitete diesen in der 44. Minute mit einem zauberhaften Kurzpass auf den polnischen Nationalspieler vor.
Der Haken hinter der Partie war gemacht. In Runde zwei schickte Klopp Jakub Blaszczykowski für den unterfordert wirkenden Mario Götze aufs Grün. Später auch den erst 18-jährigen Moritz Leitner für Bender (57.). Da war das 4:0 bereits gefallen. In der 50. Minute hatte Großkreutz Lewandowski mit dem Kopf vorgelegt. Für dessen siebten Saisonstreich. In Minute 67 durfte dann auch endlich Kehl die Demonstration seiner offensiven Qualitäten mit einem Treffer abrunden. Blaszczykowski wurde von den Kölnern die Zeit gewährt, an der Torauslinie seine Flanke gedanklich vorzubereiten. Er schlug sie schön auf den heran fliegenden Kapitän. Kopfstoß. 5:0. „Oh, wie ist das schön“, sangen die angereisten Kölner Fans. Die Rheinländer haben halt ein Herz für Westfalen.