Dortmund. . Sieben Punkte nach fünf Spielen - es läuft noch nicht richtig rund beim Deutschen Meister. Vor allem der Verlust Nuri Sahins und das Fehlen von Lucas Barrios machen sich bemerkbar. Die Dortmunder Problemzonen im Überblick.
Die Generalprobe vor dem Auftritt in der Champions League gegen den FC Arsenal am Dienstag im Signal-Iduna-Park ist Borussia Dortmund gründlich misslungen. Mit 1:2 (0:0) hat der BVB gegen Bundesliga-Aufsteiger Hertha BSC Berlin im eigenen Stadion verloren. Es war die erste Heimniederlage nach 18 saisonübergreifend zu Hause nicht verloren gegangenen Spielen. Das Wort von der „Mini-Krise“, das an ihn herangetragen wurde, wollte Hans-Joachim Watzke allerdings so nicht stehen lassen. Der Deutsche Meister, so der BVB-Geschäftsführer, hinke momentan nur dem eigenen Anspruch hinterher. Aber warum? Die BVB-Probleme:
Die Abwehr: Marcel Schmelzer und Lukasz Piszczek haben über die Abwehrseiten versucht, viel Druck nach vorne auszuüben. Sie befinden sich in Normalform. In der Innenverteidigung jedoch hat der BVB ein Problem. Neben Neven Subotic ist Mats Hummels mit dem Spielaufbau und der Organisation der Abwehr beschäftigt. Dass der 22-jährige Nationalspieler sich auch mit dem Spielaufbau beschäftigen muss, liegt daran, dass der „Sechser“ Nuri Sahin, der in der vergangenen Saison für das schnelle Umschalten von Abwehr auf Angriff zuständig war, zu Real Madrid abgewandert ist. Die Gegentreffer durch Raffael (50. Minute) und Peter Niemeyer (81.) waren aber auch mit sehr viel Pech verbunden.
Das Mittelfeld: Dem von Nürnberg als Sahin-Ersatz geholten Ilkay Gündogan gelingt es noch nicht, mit weiten, präzisen Pässen das Spiel des BVB schnell nach vorn zu bringen. Damit ist der Abiturient in der Sahin-Rolle überfordert. BVB-Trainer Jürgen Klopp hat in der zweiten Hälfte der Partie Antonio da Silva für Gündogan eingesetzt. Der gesperrte Sebastian Kehl fehlte ihm als Alternative. Mit da Silva lief es aber auch besser. Grundsätzlich hat Klopp auf den Verlust von Sahin reagiert. Er erklärte: „Wir sind dabei, ein Spiel zu entwickeln mit viel mehr Ballbesitz.“
Doch auch von der offensiven Dreierkette hinter der einzigen Spitze kamen zu wenige Impulse. Auf der rechten Seite fehlte der gesperrte Mario Götze. Der vom Trainer für den Jungnationalspieler eingesetzte Jakub „Kuba“ Blaszczykowski konnte allerdings nicht überzeugen. Kuba, der leicht angeschlagen vom Testspiel seiner polnischen Nationalmannschaft gegen die deutsche Auswahl zurückgekehrt war, fehlte es an Spritzigkeit. Klopp reagierte auch in diesem Fall in der zweiten Halbzeit und brachte Ivan Perisic, der sich sofort gut in Szene setzte.
Weil auch Shinji Kagawa nach seiner langmonatigen Verletzungspause noch nicht an seine Leistungen der ersten Hälfte der vergangenen Saison anknüpfen konnte, fehlt dem offensiven Mittelfeld aber die Kreativität, die es ansonsten auszeichnet –, und auch die Sicherheit, wie Klopp richtig feststellte.
Sturm: Im Sturm kann Robert Lewandowski die Rolle von Lucas Barrios als Torjäger nicht ausfüllen, obwohl dem Polen wie schon im Länderspiel gegen die Deutschen ein Treffer gelang (88.). Lewandowski ist eher eine hängende Spitze, eine Anspielstation, als ein Torgarant. Nach seiner langen Verletzungspause ist für Barrios und den BVB das Licht am Ende des Tunnels aber schon wieder zu sehen.
Der Gegner: Die Berliner Hertha hat es der Dortmunder Borussia auch schwer gemacht. Nicht umsonst ist die Mannschaft von Trainer Markus Babbel saisonübergreifend auf fremden Boden mittlerweile seit 14 Pflichtspielen ungeschlagen. Die Hertha ist in einer kompakten 4-4-2-Formation aufgestellt und macht die Räume sehr eng. Es gab kaum ein Durchkommen. Klopp merkte an: „Wir brauchen auch Räume, um guten Fußball zu spielen.“
Fazit: Winzige Delle in der Dortmunder Karosse. Sollten die Herren aus der Führung sich nicht vom gern aufgeregten Umfeld eine (Mini-)Krise einreden lassen und selbst zucken und zutreten, wird sich das wieder glätten.