Dortmund. Borussia Dortmund verpatzte die Generalprobe vor dem ersten Auftritt in der Champions League nach acht Jahren. Der BVB verlor das Heimspiel gegen Hertha BSC Berlin mit 1:2. Ohne Torjäger Lucas Barrios nutzen die Dortmunder zu wenige Chancen.
Die Generalprobe vor dem ersten Auftritt in der Champions League nach acht Jahren Abwesenheit von der ganz großen Bühne ist gründlich misslungen. Mit 1:2 (0:0) hat Borussia Dortmund die Heimbegegnung mit der Berliner Hertha verloren. Wenn am Dienstag der FC Arsenal zu Gast sein wird, kann Trainer Jürgen Klopp nur hoffen, dass die Londoner auf ihr traditionelles Offensivspiel setzen und nicht wie die deutschen Hauptstädter konsequente Raumdeckung mit überraschender Konterleichtigkeit kombinieren. Ohne Torjäger Lucas Barrios kommt der BVB zwar zu Chancen. Er nutzt aber zu wenige. Ein Personalproblem.
Dass Sven Bender der Nationalmannschaft für die vergangenen zwei Partien gegen Österreich und Polen absagen musste, wurde von Klopp neutral aufgenommen haben. Dass sein Absicherer und Balleroberer nach seiner Sprunggelenksverletzung gegen die Hertha wieder zur Verfügung stand, dürfte den Trainer aber sehr erleichtert haben, weil der gesperrte Kapitän Sebastian Kehl als Alternative nicht zur Verfügung stand. Einfacher war es, den ebenfalls gesperrten kreativen Geist Mario Götze zu ersetzen. Durch einen Akteur mit anderer Spielanlage: Jakub „Kuba“ Blaszczykowski, den rasanten Aktivisten vom rechten Flügel.
BVB-Fans applaudierten für Barrios
Ansonsten kopierte Klopp den Aufstellungsbogen der Nullnummer von Leverkusen. Mit Robert Lewandowski, der für Polen beim 2:2 gegen die deutsche Auswahl nicht nur getroffen, sondern auch geglänzt hatte, als einsamer Spitze. Barrios fehlt ja noch immer. Nur vor Anpfiff der Partie erschien der Toptorjäger in Zivil vor dem Dortmunder Publikum. In Empfang genommen wurde er bei brütender Hitze mit warmem Applaus. Die Partie entsprach dann in der ersten Halbzeit eher dem Wetter. Intensiv wurde sie geführt, hitzig, ohne ins Unfaire abzugleiten, von zwei Mannschaften, die taktisch so diszipliniert auftraten, dass die Räume eng waren wie italienische Altstadtgassen.
Vor allem Berlins Trainer Markus Babbel durfte zufrieden sein. Nach 20 Minuten hatte der amtierende Deutsche Meister zwar die Angriffsinitiative auf seiner Seite. Doch sein Stürmer Ramos (7. Minute) und sein Linksaußen Tunay Torun (16.) hatten bereits zwei Chancen herausgearbeitet und knapp vergeben, bevor der BVB sich Möglichkeiten herauskombinierte. Und Shinji Kagawa nach Kurzpass von Kevin Großkreutz (18.), Ilkay Gündogan mit einem Freistoß (28.), Mats Hummels per Kopf (29.), Bender aus der Distanz (35.), Lewandowski aus der Nähe (37.) und Großkreutz (41.) droschen die Bälle entweder über oder neben das Tor oder scheiterten an Keeper Thomas Kraft.
Es war eine Fülle an kleinen und größeren Chancen, die sich den Schwarzgelben boten. Dass sie ohne finalen Erfolg in die Kabine verschwinden mussten, war aber dennoch auf die sauberen Dichtungsarbeiten der Berliner zurückzuführen. Und selbst „Räume anbieten“ sollte man dem Aufsteiger nicht, hatte Klopp vor dem Anstoß erklärt. Er wechselte Antonio da Silva für Gündogan ein, den Techniker, dem es an der brutalen Passeffizienz des zu Real Madrid abgewanderten Nuri Sahin mangelt. Doch auch der schloss den Raum in der 50. Minute nicht, als Rafael leichtfüßig losdribbelte, vor dem BVB-Tor auftauchte, den Ball an Roman Weidenfeller und Marcel Schmelzer verlor, nach einem Missverständnis zwischen Torwart und Verteidiger wieder erhielt – und zum 1:0 verwandelte.
Hertha blieb gefährlich
In der 56. Minute traf Rafael nach Flanke von Patrick Ebert auch noch die Querlatte. Es war der Abschluss der Nervositätsphase der Dortmunder. Danach gingen sie wieder strukturierter ans Werk. Mit Ivan Perisic, der für Kuba aufs Feld kam und mit Großkreutz die Seite tauschte. Der Neue hatte in der 61. Minute die Chance zum Remis. Bender knallte den Ball zehn Minuten später aus Riesenentfernung gegen die Querlatte, kurz bevor er von Klopp gegen den offensiveren Mohamed Zidan ausgewechselt wurde. Die Hertha aber blieb mit Gegenstößen gefährlich. In der 78. Minute stand Rafael nur der Pfosen im Weg. In der 80. stemmte sich Weidenfeller bravourös einem Schuss von Ebert entgegen. In der 82. aber hatte Weidenfeller das Nachsehen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Peter Niemeyer setzte sich im Strafraumgetümmel durch. Weidenfeller sah den Ball hinter seinen Beinen liegen. 2:0 für den Gast aus der Hauptstadt. Lewandowski gelang zwar in der 88. Minute noch der Anschlusstreffer. Es reichte aber trotz vier Minuten Nachspielzeit nicht mehr für den BVB. Andreas Ottl hatte es nicht grundlos angekündigt: „Wir fahren nicht nach Dortmund, um uns die 80000 Zuschauer anzuschauen.“