Dortmund. . Nuri Sahin wird den deutschen Fußball-Meister Borussia Dortmund nach dem Saisonende verlassen und beim spanischen Rekordmeister Real Madrid einen Vertrag bis 2017 unterschreiben.

Der Abschied war absehbar, ja bereits angekündigt. Nuri Sahin wechselt von Borussia Dortmund zu Real Madrid. 24 Minuten dauerte am Montag die Pressekonferenz, bei der der Fußballprofi seine Entscheidung offiziell verkündete. Es waren 24 Minuten mit wechselnden Gefühlsmomenten. Anders als erwartet, blieben die großen Emotionen, die Tränen des Abschieds, aber aus.

Ruhig, geradezu abgeklärt sprach Nuri Sahin über seine Zukunft bei dem Klub, an dessen 100. Geburtstag am 18. Dezember 2002, laut Fifa-Dekret, rund um den Globus kein Fußball rollen durfte. „Real Madrid ist der größte Klub der Welt. Schon die Anfrage erfüllt mich mit Stolz. Es ist die größte Bühne, die man als Fußballer haben kann. Und das war schon mein Kindheitstraum“, erklärte Sahin. Trotz der emotionsgeladenen Begrifflichkeiten Traum, Stolz oder Bühne blieb er sachlich. „Ich bin zu einem Spieler gereift, der das Potenzial hat, sich bei Real Madrid durchzusetzen“, formulierte Sahin, den auch ein Gespräch mit Real-Trainer José Mourinho in seinem Entschluss bestärkt hatte. Den Sprung nach Spanien traut ihm auch Bert van Marwijk zu. Der niederländische Nationaltrainer hatte einst als BVB-Coach den 16-Jährigen in die Bundesliga geholt. „Ich kenne nur wenige Spieler, die über so viel fußballerisches Potenzial verfügen wie Nuri“, sagte van Marwijk, 2010 mit den Niederlanden Vize-Weltmeister, am Montag dieser Zeitung. „Er wird sich durchsetzen, weil er technisch ein außergewöhnlicher Fußballer mit einem exzellenten Auge ist, der zwei, drei Schritte vorausdenkt.“

Das gilt offenbar auch für die Karriereplanung. Bis 2017 läuft sein Vertrag bei den Königlichen. „Erst mal“, sagte der türkische Nationalspieler Sahin, 22, der den deutschen Pass beantragt hat. „Dann bist du gerade im besten Fußballeralter“, scherzte Mediendirektor Josef Schneck, der den Profi seit 2005 begleitet. Sahin, Schneck, BVB-Sportdirektor Michael Zorc, die Journalistenrunde, alle schmunzelten.

Momente der Wehmut gab es aber auch. Als Nuri Sahin über die Gegenwart sprach, die bald Vergangenheit ist, ihn aber trotzdem immer begleiten wird. 22 Jahre ist er alt. Elf Jahre, sein halbes Leben, spielt er bei Borussia Dortmund. „Ich liebe den BVB, ich bleibe immer ein Borusse.“ Sahin schluckte. Die Stimme stockte. Die wachen Augen wurden feucht. „Das Schwierigste war, es der Mannschaft und dem Trainer mitzuteilen.“ Sahin benötigte mehrere Anläufe. „Ich werde alle sehr, sehr vermissen.“

„Ich habe Real am Telefon zu einem wunderbaren Fußballer gratuliert“, gestand Michael Zorc, der Nuri Sahin kennt, seit der 2001 als Elfjähriger zum BVB kam. Und der viele Gespräche geführt hatte, um ihn doch zu halten.

Für viel mehr Sentimentalität war indes am Montag kein Platz. Nuri Sahin verlässt eine junge Meistermannschaft, die sich als besondere Gemeinschaft versteht und von dieser Gruppendynamik auch auf dem Platz profitiert. Aber: „Wir setzen uns nicht zusammen und schwören uns gegenseitig, dass wir alle hier bleiben“, stellte er klar.

Am Samstag wird Nuri Sahin, wie der Langzeit-Borusse Dede, verabschiedet. An einem Nachmittag der großen Gefühle. Im Herbst könnte es ein Wiedersehen geben. In der Champions League, sofern Borussia Dortmund und Real Madrid zusammengelost werden. Das hatten die BVB-Fans nicht im Sinne, als sie sich vor Wochen per Plakat wünschten: „Nächste Saison. Mit Nuri in der CL.“ Dort werden Verein und Profi spielen. Nur eben nicht mehr zusammen.

Zum Wiedersehen kommt es in der nächsten Saison auf jeden Fall: Nuri Sahin hat den BVB-Kader samt Betreuern eingeladen. Zum Fußball: Zum Clasico zwischen Real und dem FC Barcelona.