Dortmund. .

Vor der Länderspielpause hatte Borussia Dortmund einen Lauf - in Köln wird sich zeigen, ob der BVB daran anknüpfen kann. Obwohl die Tabellenführung winkt, üben sich die Verantwortlichen in Zurückhaltung.

In Köln freuen sie sich noch über Länderspielpausen. Denn in Köln knüpfen sie ans Ende dieser Pause stets die Hoffnung, dass Lukas Podolski, dieser auf Klubebene mittlerweile doch arg verblasste Stern, zumindest einen Teil seiner Form von der National- in die Vereinsmannschaft herüberretten möge. Dass er ein wenig mehr Selbstvertrauen verspürt und ein wenig mehr Torgefahr versprüht.

Auch vor dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund (Freitag, 20.30 Uhr) haben sie diese Hoffnung. Schließlich hat Podolski (nach ein paar misslungenen Versuchen) gegen Kasachstan getroffen – und sich mit seinem verbalen Rundumschlag gegen den FC letztlich vor allem selbst unter Druck gesetzt.

In Dortmund hingegen hält sich die Freude gerade über diese Länderspielpause in überschaubaren Grenzen. Das sagt zwar keiner laut, das spürt aber jeder. Denn in Dortmund hatten sie einen Lauf. Sie hatten eine Serie von sechs Bundesliga-Siegen. Und sie hatten einen Rhythmus. Das war vor der Pause, die für den BVB keine Unterbrechung werden soll; genau dieses aber werden könnte, bei einem Gegner, der mit fünf Punkten auf Rang 16 mächtig unter Druck steht.

Barrios spart sich Länderspiel-Reise

In Dortmund jedenfalls haben sie in den wenigen Stunden zwischen letztem Länderspiel und nächstem Bundesligaeinsatz erst mal wieder „eine gemeinsame Herangehensweise finden müssen“ (Klopp). Gut, Kevin Großkreutz und Mario Götze waren diesmal – ebenso wie die der U21 entwachsenen Mats Hummels, Marcel Schmelzer und Sven Bender – nicht auf Reisen, dafür aber auch krank. Sicher, Lucas Barrios hat sich und seinem Körper zwei Spiele in Down Under und zweimal 30 Stunden Flugzeit erspart.

Doch es gibt eben auch die, die unterwegs waren. Und auch, wenn Jürgen Klopp das nicht gerne liest, weil das eine schließlich Klubsache und das andere Ländersache sei, sind diese in bestechender Form aufgebrochenen Spieler in durchaus unterschiedlicher Verfassung zurückgekehrt.

Shinji Kagawa etwa ist am Mittwoch gelandet. Aus Osten kommend, aus Südkorea, vom einen Ende der Welt. Lukasz Piszczek, der den am Fuß verletzten Patrick Owomoyela er-setzen wird, und Robert Le-wandowski sind erst am Donnerstag eingetroffen. Aus Westen kommend, aus Kanada, vom anderen Ende der Welt.

Wie reagieren Subotic und Sahin?

Neven Subotic wiederum muss die Erlebnisse von Genua verarbeiten. Allgemein wird davon ausgegangen, dass er das schon irgendwie packen wird. Schließlich ist er ein Typ, der schnell abhaken und sich neu konzentrieren kann. In Wahrheit aber weiß niemand, wie der Fußballer Subotic mit dem Angriff auf den Menschen Subotic klar kommt. Und Nuri Sahin? Sicher, Nuri Sahin hat nach der vorangegangenen negativen Erfahrung bei der Nationalelf grandios reagiert. Er hat seine schon zuvor beeindruckende Form noch einmal steigern können, hat mitunter überragend gespielt. Doch darf man eine ähnliche Reaktion auch nach der jüngsten Talfahrt der Türkei erwarten? Sollte man sie einfach so voraussetzen? Man sollte nicht.

Wie man überhaupt vorsichtig sein sollte, in die allgemeine Euphorie überzogene Erwartungen zu mischen. „Das bisher Erreichte ist eine Basis und sonst nichts“, sagt Klopp. Michael Zorc geht noch weiter: „Die Stimmung im Umfeld gefällt mir nicht. Jeder erwartet einen Sieg. Viele sprechen nur noch über die Höhe des Sieges. Und wenn die nicht stimmen sollte, wird das schon fast als kleiner Rückschritt gewertet.“ Der Sportdirektor will der Verführung, auch nur irgendein Spiel könnte für den BVB zum Selbstläufer werden, im Ansatz entgegen wirken.

Nach 2620 Tagen wieder an der Spitze?

Zumal hinzu kommt, was alle wissen, was aber am liebsten keiner laut sagen soll: Der BVB könnte mit einem Sieg in Köln zumindest für 19 Stunden Tabellenführer werden. Erstmals nach 2620 Tagen wieder. „Für uns ist das nicht wahnsinnig relevant“, sagt Klopp. Verständlich. Es wäre das erste Mal, das bereits nach dem 8. Spieltag abgerechnet würde. Für die Fans des BVB wäre der Sprung an die Spitze allerdings ein besonderer Festtag. Einer, auf den Dortmunder Zweitklässler schon ihr ganzes Leben warten.

Denen – und allen anderen – erklärt Klopp eindringlich: „Jeder muss bereit sein, wieder bei Null zu beginnen.“ Das allerdings gilt vor jedem Spiel.