Dortmund. .

Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen kann Lucas Barrios die Länderspielpause zur Regeneration nutzen. Die ist wohl auch dringend nötig.

Lucas Barrios (25) ist gut drauf. Die Kieferbehandlung, die ihn gleich mehrfach zum Besuch beim Zahnarzt gezwungen hat, beeinträchtigt den Torjäger nicht. Nach dem offiziellen Training versucht er sich noch an einigen Kabinettstückchen. Er will den Ball aus vollem Lauf mit dem rechten Außenrist hinter dem linken Knöchel vorbei direkt auf die Brust des Mitspielers Großkreutz kicken. Eine Übung, bei der sich manch anderer die Beine brechen würde. Nicht aber Barrios.

Für den Argentinier, der für Paraguay stürmt, war die Länderspiel-Unterbrechung tatsächlich mal eine Pause. Weil er wegen der Medikamente ge-gen die Zahnschmerzen nicht fliegen sollte, stellte ihn Nationaltrainer Gerardo Martino frei. Barrios hat sich und seinem Körper damit immerhin eine Reise nach Down Under mit Spielen in Sydney gegen Australien (0:1) und in Wellington gegen Neuseeland (2:0) sowie vor allem zweimal über 30 Flugstunden erspart. Er konnte pausieren. Er konnte regenerieren. Eine Auszeit, die der Ausnahmestürmer durchaus brauchen konnte.

„Die Pause hat mir sehr gut getan“, sagt Barrios selbst.„Ich konnte wieder auftanken. Das war wichtig, weil viele schwere Spiele vor uns liegen.“

Nicht mehr nur Torjäger

Vor der Unterbrechung hatte der Stürmer derart viel Gas gegeben, dass der rote Bereich nicht mehr allzu fern sein konnte. Barrios hatte die von Trainer Jürgen Klopp im Vorfeld der Saison eingeforderte „extreme Weiterentwicklung“ nachgewiesen. Eindrucksvoll nachgewiesen.

Der Torjäger, der in seiner Premierensaison sensationelle 19 Treffer erzielt hatte, an-sonsten aber auch schon mal hin- und durch übermäßiges Lamentieren und Diskutieren aufgefallen war, ist heute nicht mehr nur Torjäger. Er ist gewissermaßen das Update eines Torjägers. Er trifft nach wie vor selbst, immerhin schon wieder neunmal in Liga (4), DFB-Pokal (1) und Europa League (4). Er setzt mittlerweile aber auch viel gewinnbringender seinen Körper und dadurch seine Mitspieler ein. Fünf direkte Torvorlagen stehen ebenfalls auf seinem Arbeitsnachweis.

Dass, sagt Barrios, habe auch damit zu tun, dass er nun so spielstarke Kicker wie Shinji Kagawa und Mario Götze um sich herum hat, vor allem aber habe es mit dem Umstand zu tun, „dass ich mich ja auch erstmal eingewöhnen musste. Dazu hab ich das erste Jahr ge-nutzt.“ Formidabel genutzt – angesichts der 19 Saisontore.

Barrios steht derzeit wie eine Eins

Trainer Jürgen Klopp kann sich jedenfalls bestätigt fühlen. Er hatte Barrios nach einer ordentlichen, aber keinesfalls überragenden WM in Südafrika als Fixpunkt in der Offensive benannt. „Wir können Lu-cas jetzt stellen“, hatte Klopp gesagt, „und alle anderen um ihn herum stellen.“ Lucas Barrios steht derzeit wie eine Eins.

Und so muss einzig die Feststellung von Michael Zorc ak-tualisiert werden. Der Sportdirektor hatte nach der nicht im-mer einfachen Anfangszeit in Dortmund mal gesagt: „Lucas definiert sich zu 99,3 Prozent über Tore.“ Mittlerweile kann der Kerl noch viel mehr.