Dortmund. . Der BVB enttäuscht beim 2:2 gegen Heidenheim auf ganzer Linie. Trainer Edin Terzic wird Änderungen vornehmen müssen - auch im Sturm.

Das Leben kann manchmal rasen wie ein Formel-1-Wagen: Am Donnerstag unterschrieb Niclas Füllkrug seinen BVB-Vertrag, einen Tag später rutschte er in den Kader, wurde am Abend im Stadion bejubelt und spät eingewechselt, erlebte einen Videobeweis-Wirbel, zwölf Minuten Nachspielzeit, eine BVB-Blamage, Pfiffe, Wut, Enttäuschung. Puh.

Niclas Füllkrug erklärt seinen BVB-Wechsel

Als all das geschehen war, als das 2:2 (2:0) gegen den FC Heidenheim besiegelt war, trat der 30-Jährige aus der Kabine, das Trikot seines neuen Arbeitgebers mit der Nummer 14 hatte er noch nicht ausgezogen. „Die letzten Tage waren sehr turbulent für mich“, berichtete Füllkrug. Der Kontakt zum BVB habe schon länger bestanden, sein Bauch habe gekribbelt, „ich bin total froh, dass ich hier bin“. Und dieses Spiel, die Pfiffe? „Ein 2:0 gegen einen Aufsteiger zu verspielen kann nicht der Anspruch von Borussia Dortmund sein.“

Was für ein turbulentes erstes Stadionerlebnis: Niclas Füllkrug, hier auf der BVB-Bank.
Was für ein turbulentes erstes Stadionerlebnis: Niclas Füllkrug, hier auf der BVB-Bank. © firo

Zwischen dem Anspruch und der Verfassung der Mannschaft liegen jedoch Welten, am Freitagabend wirkte Dortmund in Hälfte zwei wie ein Auto ohne Lenkrad. Der kleine FC Heidenheim, beheimatet in einer 50.000-Einwohner-Stadt, spielte die Borussen plötzlich her. Der Vizemeister hatte durch Tore von Julian Brandt, 7., und Emre Can, 15./Elfmeter, geführt, hatte viele weitere Chancen. Dann ließ die Spannung nach, dann bäumte sich der Aufsteiger auf. Eren Dinkci, 61., verkürzte, Tim Kleindienst verwandelte einen in der Entscheidungsfindung durch zwei Eingriffe des Videoassistenten kuriosen Elfmeter zum 2:2-Endstand, 82..

BVB: Sebastian Kehl ist getroffen. Edin Terzic wütend

Erklärlich sei dies nicht, meinte Sebastian Kehl. „Man sucht zwar nach Gründen, aber am Ende darf uns das nicht passieren.“ Dortmunds Sportdirektor schaute bei seinen Antworten oft zu Boden, wirkte getroffen. Edin Terzic ließ hingegen seine Wut durchblicken, so trete keine Spitzenmannschaft auf, sagte der Trainer.

Man muss sich noch mal vergegenwärtigen, was gerade beim zweitgrößten deutschen Bundesligaverein passiert. Noch im Mai stand der Klub kurz davor, den FC Bayern zu stürzen, die bemerkenswerte Rückrunde setzte eine lang nicht dagewesene Begeisterung frei. Die Titelchance wurde vergeben, die Fans hielten trotzdem zur Mannschaft, durch diese Energie wollte der BVB eine neue Erfolgsgeschichte aufbauen. Nun, nach gerade mal drei Bundesligaspieltagen, dröhnten laute Pfiffe durch das Stadion, der Frust über die verpasste Meisterschaft und die für viele nicht ausreichende Transferpolitik entlädt sich.

Einmal aufregen: BVB-Linksverteidiger Ramy Bensebaini.
Einmal aufregen: BVB-Linksverteidiger Ramy Bensebaini. © firo

BVB: Edin Terzic hat schon den Weg aus vielen Tälern gefunden

Erinnerungen werden zudem wach an die Hinrunde der vergangenen Saison, durch die die Borussia wackelte. „Wir haben gespürt, wie weh es tut, wenn man es am Ende nicht schafft, das aufzuholen, was in der Hinrunde liegengeblieben ist“, sagte Edin Terzic. „Wir haben uns deshalb vorgenommen, dass wir diesmal gut starten.“ Doch jetzt passiere es wieder. „Wenn wir damit nicht aufhören, wird es sehr schwer sein, irgendwann mal was zu feiern“, warnte der 40-Jährige. „Das ist sehr frustrierend, sehr enttäuschend.“

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Der gebürtige Mendener hat schon einige Täler mit seinem Verein durchschritten, immer fand er bislang die richtigen Antworten, die es auch diesmal braucht. Es gab gute, überzeugende Phasen gegen Heidenheim mit den richtigen Verlagerungen, einem beweglichen Marcel Sabitzer, aber Dortmund scheint nicht in der Lage, diese Dominanz über 90 Minuten auf den Platz zu bringen, am Ende wirkten die Borussen ausgelaugt. Die Folge: Fehlpässe, Ungenauigkeiten, taktische Missgeschicke. „Wir haben die Struktur und die Positionsdisziplin aufgegeben“, sagte Terzic.

Am Samstag versuchte der gebürtige Mendener, die Niederlage gemeinsam mit der Mannschaft aufzuarbeiten, anschließend verabschiedeten sich viele Dortmunder, weil sie in der Länderspielpause ihren Nationalmannschaften helfen sollen. Für den BVB geht es in der Bundesliga am übernächsten Wochenende beim SC Freiburg weiter (16. September/15.30 Uhr), es folgen viele englische Wochen.

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BVB: Sebastien Haller enttäuscht seit Saisonbeginn

Niclas Füllkrug wird dann vermutlich in die Startelf rutschen, rund 15 Millionen Euro hat Dortmund für ihn an Werder Bremen überwiesen. Der Nationalstürmer soll mit seiner Wucht, seiner Präsenz helfen. Sebastien Haller, bislang die Nummer eins im Sturm, enttäuschte gegen Heidenheim, ihm schien die Kraft, das Selbstbewusstsein zu fehlen, so verursachte er auch den Strafstoß, der zum Ausgleich führte. „Der Trainer wird entscheiden, wer spielt. Wir werden immer einen guten Stürmer auf dem Platz haben, das ist das wichtigste“, meinte Füllkrug diplomatisch.

Edin Terzic macht Niclas Füllkrug kurz vor seiner ersten BVB-Einwechslung Mut.
Edin Terzic macht Niclas Füllkrug kurz vor seiner ersten BVB-Einwechslung Mut. © firo

BVB: Fehlstart hinterlässt Spuren

Die Mannschaft muss sich in jedem Fall in eine bessere Verfassung bringen. "Der Schwung ist abhandengekommen", erklärte Dortmund Sportdirektor Sebastian Kehl, dies hinterlasse Spuren beim BVB. „Das macht schon auch was mit den Jungs, glaube ich. Ich habe das an den Aussagen innerhalb der Kabine gehört." Normalerweise formuliert der Sportdirektor auch in solchen Phasen Worte, die Hoffnung machen sollen. Diese blieben diesmal aus.