Dortmund. . Bei der Saisoneröffnung am Sonntag bemüht sich der BVB, die elektrisierende Gefühlslage zu erhalten. Ein Neuzugang unterstreicht die Ambitionen.

Sonntagnachmittag an der Strobelallee, am Signal-Iduna-Park des BVB. Draußen vor dem Fanshop erinnert die Schlange mit ihren vielen Kurven an die Bergankunft der Tour de France in Alpe d’Huez. Auf Bildschirmen flimmern vergangene mitreißende Momente. Karim Adeyemi, wie er sich nach einem Tor in der Luft dreht. Sebastian Haller, wie er die Hände zu Fäusten ballt. Edin Terzic, wie er sich auf die Brust haut.

BVB: Keine Pfiffe für Neuzugang Felix Nmecha

Im Stadioninneren gleicht das Grau auf den größtenteils noch leeren Tribünen dem Himmel in diesem verregneten Sommer, nur auf der Südtribüne schmiegen sich knapp anderthalb Stunden vor dem Testspiel gegen Ajax Amsterdam Fans aneinander. Nach und nach betreten die Spieler von Borussia Dortmund den Rasen. Laut wird es beim früheren Kapitän Marco Reus, laut wird es auch beim neuen Kapitän Emre Can. Pfiffe gegen den umstrittenen Neuzugang Felix Nmecha, der als Spieler des VfL Wolfsburg homophobe Inhalte in Sozialen Medien geteilt hat, bleiben aus.

Marcel Sabitzer, vom FC Bayern gekommen, formuliert sogar eine zaghafte Titelansage in das Mikrofon von Stadionsprecher Norbert Dickel. „Es muss unser Anspruch sein, Titel zu gewinnen. Das muss das klare Ziel in diesem Jahr sein.“ Doch über allem schwebt ja ohnehin die Frage: Kann ein Verein am Drama wachsen?

Trauer, Tränen, Trotz: Edin Terzic bedankt sich nach dem Mainz-Spiel bei den Fans des BVB.
Trauer, Tränen, Trotz: Edin Terzic bedankt sich nach dem Mainz-Spiel bei den Fans des BVB. © firo

Die Saisoneröffnung an diesem Tag ist das erste Mal, dass die Dortmunder Mannschaft wieder ihr Stadion betritt seit Ende Mai, seit dem traumatischen Erlebnis am letzten Spieltag der vergangenen Saison. Gedanklich fuhr die ganze Stadt damals schon mit der Meisterschale um den Borsigplatz – doch dann platzte der Traum noch durch ein 2:2 gegen Mainz 05 und den Münchener Sieg beim 1. FC Köln. Als die Spieler auf den Boden sanken, applaudierten die Menschen auf den Tribünen einfach gegen die Stille an.

BVB: Die Euphorie soll erhalten bleiben

Der Verein, das wird nun in dem beim Anpfiff vollem Stadion deutlich, möchte die elektrisierende Gefühlslage des Saisonendes unbedingt weitertragen. Wenn möglich: gar ausbauen. Es soll dabei helfen, den schon so lange übermächtigen FC Bayern endlich zu verdrängen.

Unterlegt wird dieses Vorhaben durch die Worte von Edin Terzic. Vor dem Spiel gegen Ajax steht der Trainer an der Mittellinie, in seiner rechten Hand hält er ein Mikrofon. Er könne nicht vergessen, was am 27. Mai geschehen sei. „Ich möchte es nicht vergessen. Und ich werde es auch nicht vergessen. Ihr habt uns gezeigt, was es bedeutet, Borusse zu sein“, ergänzt er. „Ihr habt bewiesen, für welchen besonderen Verein wir spielen.“ Es sei so viel entstanden, eine unglaubliche Energie. „Wir wollen zeigen, dass wir noch lange nicht fertig sind.“

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Dazu muss man wissen, dass sich in den Jahren zuvor eine Kluft aufgebaut hatte zwischen den Profis und denen, die sie von den Tribünen aus unterstützen möchten. Den Fans fehlte es an Hingabe, an Willen. Nun drücken neue Gesichter eine wieder entfachte Leidenschaft aus: Sebastien Haller, Nico Schlotterbeck, auch Karim Adeyemi.

Kann das auch nachhaltig sein? Die Begeisterung der vergangenen Saison wurde durch eine bemerkenswerte Rückrunde, aber auch durch den schwächelnden FC Bayern ausgelöst. Die Münchener reagieren gerade auf ihre Probleme mit sündhaft teuren Transfers. 50 Millionen Euro hier, 100 Millionen Euro da.

So nah dran und doch gescheitert - Julian Ryerson und die BVB-Fans nach dem Drama gegen Mainz.
So nah dran und doch gescheitert - Julian Ryerson und die BVB-Fans nach dem Drama gegen Mainz. © firo

Dortmund muss stattdessen den Abgang von Jude Bellingham zu Real Madrid verkraften. Deswegen wurden Sabitzer und Nmecha verpflichtet, zudem ist Linksverteidiger Ramy Bensebaini von Borussia Mönchengladbach dazugestoßen. Euphorie haben diese Verpflichtungen nicht ausgelöst, zumindest bei Sabitzer zeigt sich aber schon, dass der Einkauf Sinn ergeben könnte.

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BVB: Felix Nmecha beeindruckt

Zahlreiche Profis, die schon länger dabei sind, berichten von dem besonderen Gefühl, das die Erlebnisse mit den Fans nach dem Mainz-Spiel ausgelöst haben. „Jeder von uns Spielern hat gemerkt: Was sie gezeigt haben, kann der Prozentpunkt sein, den man in diesem Jahr vielleicht braucht. Es war ein Schulterschluss zwischen uns und den Fans“, sagt Marco Reus. Er habe gelernt, so Julian Brandt, dass Borussia Dortmund „bedingungslose Liebe und Zusammenstehen auch und vor allem in den bittersten Momenten“ bedeute.

Ob das diesmal zum Titelgewinn führt? Das Motto lautet nun, so sagt es BVB-Trainer Edin Terzic am Sonntag nach dem 3:1 (1:1) gegen Amsterdam nach Toren von Julian Brandt (6.) und Felix Nmecha (53./60.) und dem zwischenzeitlichen 1:1 von Brian Bobbery: „Was auch immer geschieht, wir machen weiter.“

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