Dortmund. Der BVB trauert nach der vergebenen Meisterchance. Es wird schwer, das alles zu verarbeiten“, sagte Verteidiger Mats Hummels.
Die Haare von Edin Terzic hatten längst ihre Form verloren, die roten Augen zeugten von seinen Tränen. Eigentlich hatten alle in Dortmund gehofft, zu diesem Zeitpunkt von einer Welle der Euphorie überschwemmt zu werden, stattdessen saß der 40-Jährige nun am Samstagabend im Medienraum des Dortmunder Stadions und musste über das Drama sprechen, das sich zuvor ereignet hatte. Der Traum vom Titel? Geplatzt. Das Glück? Verflogen. Stattdessen: Trauer, Tristesse, auch Wut.
BVB: Das ganze Drama zeichnet sich im Gesicht von Edin Terzic ab
„Wir haben erlebt, wie hart dieser Sport sein kann, in den wir uns verliebt haben“, sagte Terzic, der in seiner ersten Saison als Trainer von Borussia Dortmund die Bayern-Dominanz hätte brechen können. Dafür hätte der BVB den FSV Mainz 05, für den es eigentlich um nichts mehr ging, besiegen müssen. Nur ließen die Schwarz-Gelben die Chance auf die erste Meisterschaft seit über zehn Jahren durch ein 2:2 (0:2) liegen.
Vor der Pause: BVB verschießt Elfmeter, Mainz trifft zweimal
Der Spielfilm im Schnelldurchlauf: In der 15. Minute schockte Andreas Hanche-Olsen die Dortmunder mit seinem Kopfballtreffer. Kurze Zeit später verschoss BVB-Stürmer Sebastien Haller einen Elfmeter. In der 24. Minute erhöhte Karim Onisiwo durch einen weiteren Kopfball. Die Angst kroch ins Stadion, erst durch den Anschlusstreffer von Raphael Guerreiro wuchs die Hoffnung wieder (69.). Um die 80. Minute herum durften sich die Schwarz-Gelben plötzlich wie ein Meister fühlen, der 1. FC Köln hatte gegen den FC Bayern ausgeglichen. Aber: Jamal Musial sorgte in der 89. Minute für den 2:1-Erfolg des Serienmeisters. Der Dortmunder Ausgleich durch Niklas Süle gegen Mainz in der Nachspielzeit kam zu spät.
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„Die nächsten Tage werden brutal, die Enttäuschung ist riesengroß. Es wird schwer, das alles zu verarbeiten“, sagte Verteidiger Mats Hummels. „Wir wollten unbedingt, aber wir haben es nicht geschafft. Es war ein anderes Spiel, es war ein anderer Druck, wir hatten unsere Chancen, aber am Ende sollte es einfach nicht sein“, meinte Emre Can.
BVB-Spieler nach Abpfiff konsterniert, Fans bauen sie auf
Vor dem Anpfiff hatte es in Dortmund noch geknistert, gebrodelt. Der Schlusspfiff saugte dann all die Hoffnung aus den Körpern. Marco Reus lag auf dem Rasen, schaute in den blauen Himmel. Mats Hummels schüttelte den Kopf. Jude Bellingham weinte, Karim Adeyemi weinte. Irgendwann skandierten die Anhängerinnen und Anhänger auf der Südtribüne: „Aufstehen“. Applaus, trotziger Gesang erklang: „Wir sind alle Dortmunder Jungs.“ Tränen befeuchteten auch die Augen von Edin Terzic, die Fans riefen seinen Namen. Genauso skandierten sie „Marco Reus“. Der Kapitän hätte seine erste Meisterschaft mit Borussia Dortmund gewinnen können.
„Das, was im Stadion passiert ist, ist aller Ehren wert. Da zieht jeder den Hut vor“, meinte Julian Brandt. „Es zeigt, was für großartige Fans wir haben, was für ein toller Verein wir sind. Aber wenn man ehrlich ist, wollten wir hier heute zusammen feiern. Das ist nur ein minimaler Trost“, erklärte Mats Hummels. Er habe „Dankbarkeit“ verspürt, erzählte Terzic. „Es lag nicht an unseren Fans, die waren komplett da. Es tut so weh. Am Ende hat ein Tor gefehlt. Hier und in Köln.“
Genug Chancen hatten die Dortmunder auf ein weiteres Tor, nachdem sie ab der zweiten Halbzeit den Schock der zwei Gegentreffer langsam verdaut hatten. Marco Reus köpfte drüber, Mats Hummels köpfte daneben, Sebastien Haller fehlte mehrfach das nötige Glück. „Es war möglich“, sagte Julian Brandt. Aber es reichte nicht. Und nun? Dass der Weg zum Erfolg steinig sein würde, sei ihnen bewusst, erklärte Edin Terzic. „Das heute gehört ab sofort zu unserem Weg. Ab morgen sind wir wieder 34 Spieltag davon entfernt.“
BVB: Jude Bellingham läuft alleine vor der Südtribüne her
Der Kader der Borussia bleibt größtenteils zusammen, auch wenn sich Jude Bellingham bereits zu verabschieden schien. Alleine marschierte der Engländer vor der Südtribüne her. Real Madrid möchte den 19-Jährigen verpflichten. Gemeinsam mit den anderen Borussen ging er anschließend zu den Zäunen vor der Tribüne, die Profis berührten die Hände der Fans. Terzic drehte eine eigene Runde durch das Stadion, hielt sich die rechte Hand an sein Herz.
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Marco Reus erlebte dies nicht mehr. Der 33-Jährige war bereits weinend im Kabinentrakt verschwunden. So aufgelöst hat man den Dortmunder wohl noch nie gesehen. Dieser Samstag sollte ein Tag voller BVB-Euphorie werden. Doch die platzte durch die aufmüpfigen Mainzer.