Dortmund. Der BVB verstolpert die Meisterschaft gegen Mainz. Wer im wichtigsten Saisonspiel so auftritt, hat den Titel auch nicht verdient. Ein Kommentar.

Für einen Moment schien es so, als bekäme dieses irre Meisterschaftsrennen in der Bundesliga die Pointe, die es verdiente: Borussia Dortmund lag gegen Mainz 05 zurück – und in Köln kassierte der FC Bayern tatsächlich den Ausgleich. Sollte es tatsächlich derart absurd kommen? Sollte der BVB verlieren, aber der FC Bayern auch stolpern und das schneckigste Titelrennen seit langem dadurch entschieden werden, wer etwas weniger heftig ins Ziel stolpert?

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Nein, sollte es nicht. Der Rekordmeister aus München berappelte sich tatsächlich, erledigte seine Pflichtaufgabe in Köln. Und nun, so hart muss man es ausdrücken, stehen die Dortmunder erst einmal als Deppend er Nation da – zumindest in weiten Teilen der öffentlichen Wahrnehmung.

Natürlich, sie haben eine tolle Rückrunde gespielt. Aber leider war da erstens die eher miese Hinrunde. Und zweitens waren sie wie viel zu oft in den vergangenen Jahren nicht auf den Punkt da, als es drauf ankam. Es war ja alles angerichtet: Zwei Punkte Vorsprung, dazu ein Gegner, der zu Beginn der Rückrunde richtig stark war, aber seit Wochen so spielt, als habe er die Saison längst austrudeln lassen. 1:4 gegen Stuttgart, 1:2 gegen Schalke – das sind wahrlich nicht die Resultate einer Spitzenmannschaft.

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Das Bittere aus BVB-Sicht: Die Mannschaft ließ gegen Mainz vieles von dem vermissen, was sie zuletzt so stark gemacht hatte: In den vergangenen Wochen hatte jeder für jeden gekämpft, hatte die Mannschaft ihre Spielweise mit beeindruckender Selbstverständlichkeit und großer Sicherheit durchgezogen. Gegen Mainz wackelte nun die Abwehr, leistete sich hanebüchene Schnitzer – auch weil die Vorderleute irgendwann das Verteidigen einfach einstellten. Und nach dem Treffer zum 0:2 sah es lange so aus, als würde die Mannschaft nicht mehr glauben an die große Chance – dabei war noch mehr als eine Stunde zu spielen. Doch es wurde nicht mehr intensiv verteidigt, es wurde nicht mehr konsequent nach vorne gespielt, es wurde nicht mehr mit Verve in die Zweikämpfe gegangen.

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Wer im wichtigsten Spiel der Saison – und in den meisten Fällen auch: seiner Karriere – so auftritt, der hat es dann eben auch nicht verdient, Meister zu werden. Die Schuld daran dürfen die Dortmunder nur bei sich suchen, nicht bei Schiedsrichtern oder anderen äußeren Faktoren. Bitter ist: So einfach wie in dieser Saison dürfte es so schnell nicht werden, einen Titel zu holen. Kaum vorstellbar, dass der FC Bayern noch einmal eine solche Saison voller Stolperer hinlegt.