Dortmund. Der BVB hadert nach dem 1:1 in Bochum mit dem Schiedsrichter, macht aber erneut zu viel falsch. Die Hoffnung auf den Titel lebt aber noch.

Am Sonntagvormittag fühlte sich auch Hans-Joachim Watzke bemüßigt, das Wort zu ergreifen. Und natürlich ging es in den Ausführungen des Geschäftsführers von Borussia Dortmund vor allem um Schiedsrichter Sascha Stegemann, der die Dortmunder während des 1:1 (1:1)-Unentschiedens beim VfL Bochum massiv erzürnt hatte. In gleich drei entscheidenden Szenen fühlten sich die Schwarz-Gelben benachteiligt. Am eklatantesten, weil absolut eindeutig war die Szene aus der 65. Minute, als der Bochumer Danilo Soares den Dortmunder Karim Adeyemi im Strafraum umgrätschte, aber weder Schiedsrichter Stegemann noch Video-Assistent Robert Hartmann darin ein elfmeterwürdiges Foul erkennen wollten – ein Fehler, wie sie später selbst einräumten.

Warum der BVB die Schuld nicht beim Schiedsrichter suchen sollte

Für die Dortmunder ein folgenschwerer, denn das Unentschieden in Bochum kostete am 30. Spieltag die eben erst eroberte Tabellenführung: Der FC Bayern zog durch den 2:0-Sieg gegen Hertha BSC wieder vorbei. Entsprechend aufgebracht waren die Dortmunder: „Feige, fahrlässig, komplett falsch“ habe der Schiedsrichter agiert, schimpfte Sportdirektor Sebastian Kehl. „Heute ist es nicht mit rechten Dingen zugegangen.“

BVB-Boss Watzke verurteilt Anfeindungen gegen Stegemann

Watzke aber nahm den Unparteiischen am Sonntag in Schutz. Nicht inhaltlich, auch der BVB-Geschäftsführer hatte sich mächtig geärgert über die Entscheidungen. Die Reaktionen mancher BVB-Anhänger allerdings waren deutlich übers Ziel hinausgeschossen: Stegemann selbst berichtete am Sonntag von konkreten Drohungen gegen sich und seine Familie, auch Polizeischutz stehe im Raum. „Anfeindungen jeder Art, Verunglimpfungen oder Drohungen, sei es persönlich oder anonym über Social-Media-Kanäle, können wir – aller Enttäuschung zum Trotz – aber nicht einmal im Ansatz tolerieren“, meinte Watzke dazu. Außerdem: „Wir haben unsere Sicht der Dinge direkt nach dem Spiel mit dem Schiedsrichter besprochen, er hat uns anschließend versichert, wie leid es ihm tut. Damit ist die Sache für uns erledigt.“

Der BVB regt sich in Bochum über Schiedsrichter Sascha Stegemann auf. Durch das 1:1 zog der FC Bayern wieder vorbei.
Der BVB regt sich in Bochum über Schiedsrichter Sascha Stegemann auf. Durch das 1:1 zog der FC Bayern wieder vorbei. © ffs | Udo Kreikenbohm

Die Dortmunder wussten bei allem Ärger ja, dass sie selbst genügend falsch gemacht hatten. Beim frühen Bochumer Führungstreffer durch Anthony Losillas Traumtor (5.) monierten sie in der Entstehung zwar ein Foul an Emre Can – dann aber ließ Raphael Guerreiro die Flanke von Takuma Asano recht widerstandslos zu und Jude Bellingham vernachlässigte den Sechserraum vor dem Strafraum – aus dem Losilla dann ungestört abzog. Beim schnellen Ausgleichstreffer durch Adeyemi (7.) klappte dann alles, danach aber ließ insbesondere der Nationalspieler Adeyemi sehr viele sehr gute Chancen liegen.

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„Ich ärgere mich am meisten über unser eigenes Unvermögen im gegnerischen Strafraum“, meinte Julian Brandt folgerichtig. „Wir haben sicher Chancen gehabt, noch zu treffen“, fand auch Torhüter Gregor Kobel. „Wir müssen hier gewinnen, das haben wir leider nicht geschafft.“ Wieder einmal nicht geschafft. Denn auswärts leistet sich der BVB eine bemerkenswerte Schwächeperiode, in den letzten sechs Partien in der Fremde gab es drei Unentschieden und drei Niederlagen – während alle acht Heimspiele im Jahr 2023 gewonnen wurden. „Zu Hause haben wir natürlich einen Vorteil mit unseren Fans im Rücken“, versuchte sich Kobel an einer Erklärung. „Da kommen wir in eine Leichtigkeit, die auswärts schwer zu erlangen ist – aber wir müssen einen besseren Weg finden, wie wir auswärts gewinnen.“

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Allein die drei Unentschieden bei den Abstiegskandidaten Schalke 04, VfB Stuttgart und nun dem VfL kosteten den BVB bereits sechs Punkte – die im engen Titelrennen nun schmerzhaft fehlen. „Man kann überall Punkte suchen“, brummelte Kobel dazu. „Wir haben 34 Spiele in einer Saison – und immer, wenn wir was liegen lassen, kann man mit dem Finger drauf zeigen.“ Das Unentschieden im Bochum sei zwar ein Rückschlag – „aber wir haben noch alle Chancen, es ist nichts vorbei, nichts entschieden“, meinte Kobel.

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