Dortmund. Karim Adeyemi und Donyell Malen wurden beim BVB schon als Flops abgestempelt. Nun sind sie Hoffnungsträger. Edin Terzic hat dabei geholfen.

Am Montag war Erholung angesagt bei Borussia Dortmund, Trainer Edin Terzic hatte einen freien Tag angesetzt. Erst an diesem Dienstag beginnt die Vorbereitung auf das Bundesligaspiel beim VfL Bochum am Freitag (20.30 Uhr/DAZN), wenn es für den BVB darum geht, die durch den fulminanten 4:0 (3:0)-Sieg gegen Eintracht Frankfurt eroberte Tabellenführung zu verteidigen.

So hatte auch Karim Adeyemi Zeit, das Geschehene zu verarbeiten, auch die schmerzhafte Erfahrung gleich nach dem Spiel: Jude Bellingham hatte sich den Flügelspieler geschnappt, hatte ihm links, rechts, links gleich drei deftige Backpfeifen verpasst. Adeyemi guckte reichlich verdutzt, holte zum Gegenschlag aus, der das Ziel verfehlte – und dann grinsten sie beide.

BVB-Flügelspieler Karim Adeyemi verdient Wertschätzung

Es war ja keine ernste Rauferei, die sich die beiden geliefert hatten nach dem Sieg gegen die Eintracht. Der 19-Jährige Bellingham ist und bleibt ein impulsiver Kerl, da drückt man seine Wertschätzung halt auch mal mit ein paar Watschen aus. Und Wertschätzung hatte sich Adeyemi verdient, gegen Frankfurt gehörte er wieder einmal zu den besten Dortmundern: Zwei Tore bereitete er vor, ein drittes leitete er ein. Zudem wetzte er unermüdlich die linke Seite auf und ab, setzte Grätschen am eigenen und Ausrufezeichen am gegnerischen Strafraum. Wie beim 2:0, als er spektakulär in der Luft stand und den Ball auf 2,70 Meter Höhe per Kopf weiterleitete – ein weiterer Beweis, welche Explosivität in den Beinen des Nationalspielers steckt, die er sonst dazu nutzt, den Gegnern davonzulaufen.

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Nutznießer am Samstag war meist Donyell Malen, der Adeyemis Vorlagen zu Toren nutzte und damit seinen ersten Doppelpack für den BVB erzielte – seine Tore fünf und sechs in den jüngsten fünf Spielen. „Mit ihm auf der einen und Karim auf der anderen Seite sind wir sehr schwer zu verteidigen für jeden Gegner“, freute sich Trainer Terzic.

Karim Adeyemi demonstriert vor dem zweiten BVB-Tor gegen Eintracht Frankfurt seine enorme Sprungkraft.
Karim Adeyemi demonstriert vor dem zweiten BVB-Tor gegen Eintracht Frankfurt seine enorme Sprungkraft. © Imago

Ein Satz, den man vor gar nicht so langer Zeit sicher nicht gehört hätte über die Angreifer, die erstaunliche Parallelen aufweisen: Beide galten schon als Fehleinkäufe, als ziemlich teure noch dazu: Jeweils 30 Millionen Euro hatte der BVB für die Flügelspieler überwiesen. Beide kamen mit viel Vorschusslorbeeren, legten aber einen schwachen Start hin. Malen etwa sollte im Sommer 2022 den abgewanderten Dribbelkünstler Jadon Sancho ersetzen. Doch der Niederländer erschien augenscheinlich nicht voll austrainiert zur Sommervorbereitung. Es dauerte, bis er die Fitness für 90 Minuten hatte und so ganz fand er nie zu seiner Rolle – erst recht gelang es nicht, Jadon Sancho vergessen zu machen. Die Zweifel wuchsen, auch im Klub. Kann dieser Mann noch eine Stütze werden? Einer, für den die Menschen ins Stadion gehen? Sicher war sich nach dem ersten Jahr niemand mehr. Der Start in die zweite Saison sollte, nein: musste besser laufen, Und Malens Leistung beim 3:0-Sieg im DFB-Pokal gegen 1860 München machte gleich auch Lust auf mehr – dann bremste ihn ein Muskelfaserriss aus.

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Schon wieder so eine Parallele zu Adeyemi, der sich in seinen ersten Dortmunder Wochen erst einmal eine Zehenverletzung einhandelte. Für den Rest der Hinrunde sollte er nicht mehr so richtig in Schwung kommen, zur Winterpause hatte er kein einziges Tor für den BVB geschossen und nur eins vorbereitet. Eine kümmerliche Ausbeute für einen Offensivspieler, der dennoch mit zur WM in Katar durfte, dort aber ohne Einsatz blieb – anders als der Niederländer Malen, der gleich ganz aus dem Kader flog.

Zu Beginn des Jahres konnte niemand zufrieden sein, die beiden Spieler nicht und der BVB erst recht nicht. Und so führten Trainer Terzic und Sportdirektor Sebastian Kehl im Trainingslager in Marbella sehr deutliche Gespräche mit beiden Angreifern. Tenor: Es müsse sich sehr schnell sehr vieles ändern, beide müssten in den Spielen effektiver werden und durch harte Trainingsarbeit die Grundlage dafür legen.

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BVB-Trainer Edin Terzic ordnete einen Seitenwechsel an

Das mag ein Baustein gewesen sein, ein weiterer war ein ziemlich simpler Kniff: Terzic ordnete im Januar den Seitenwechsel an, Malen spielte fortan rechts, Adeyemi links . Seitdem fühlen sich beide deutlich wohler, sind besser im Spiel, dribbeln, rennen, treffen und legen vor – wie am Samstag gegen Frankfurt. Die einstigen Fehleinkäufe sind plötzlich Hoffnungsträger im Titelkampf, gerade Malen ist mit seinen Toren ein entscheidender Faktor. Und das überrascht doch viele – nur BVB-Sportdirektor Kehl nicht: „Dass Donnie unglaubliche Fähigkeiten hat, war uns vorher klar“, sagt er und gerät ein wenig ins Schwärmen. „Mit seiner Effektivität im Eins-gegen-eins, mit seiner Abschlussstärke, aber auch mit seiner Vorbereitung ist er ein unglaublich bereicherndes Element für die Mannschaft. Aber das war ja auch die Idee hinter dieser Verpflichtung.“

Eine Idee, die mit einiger Verspätung endlich aufzugehen scheint.