Dortmund. Der BVB erobert mit dem 4:0 gegen Frankfurt die Tabellenführung. Dabei war die Ausgangslage laut Sportdirektor Kehl alles andere als einfach.

Nur sieben Tage nach der Enttäuschung von Stuttgart sieht die Gefühlswelt bei Borussia Dortmund schon wieder ganz anders aus. „Das ist Fußball. Fußball ist Emotion, Fußball ist ein Stück weit Tagesgeschäft, Fußball ist Ergebnissport“, beurteilte Sportdirektor Sebastian Kehl den Wandel. Während die Meisterschaft am vergangenen Samstag abgeschrieben schien, weil man den Patzer des FC Bayern gegen Hoffenheim (1:1) nicht nutzen konnte, es stattdessen den Münchnern gleichtat und ebenfalls nur einen Punkt holte, ist der BVB eine Woche später Tabellenführer. Durch den 4:0-Erfolg gegen Eintracht Frankfurt zieht Schwarz-Gelb an den Bayern vorbei, die einige Stunden zuvor mit 1:3 in Mainz verloren hatten.

BVB: Fiasko in Stuttgart wurde kritisch aufgearbeitet

Nach dem 3:3 in Stuttgart hatte es viel Kritik am BVB gegeben, von den eigenen Fans, aber vor allem von den Medien. Laut Kehl war das keine einfache Situation für die Spieler. „Wir haben uns letzte Woche sehr schlecht gefühlt, haben uns dafür auch sehr stark selbst kritisiert.“ Den Vorwurf, dass den Dortmundern häufig der Wille fehle, wirklich den Sieg einzufahren, konterte Kehl deutlich: „Ich weiß, dass die Jungs das auch beschäftigt, dass sie auch nach Lösungen suchen. Es ist nicht so, dass sie nicht wollen – das ist Blödsinn. Die waren selber enttäuscht.“

BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl.
BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. © firo | Unbekannt

Gründe für das veränderte Auftreten der Dortmunder gibt es laut Kehl viele. Man habe ab Dienstag eine konzentrierte Trainingswoche gehabt und an vielen Dingen gearbeitet. Die Spieler hätten sich aber auch kritisch miteinander auseinandergesetzt und untereinander viele Gespräche geführt. Was auch immer am Ende den Unterschied machte; es hat funktioniert. „Wir haben heute eine sehr, sehr gute Reaktion gezeigt“, lobte Kehl.

BVB zeigt die notwendige Reaktion

Die Situation vor dem Anstoß sei trotz der Bayern-Pleite nicht einfach gewesen. „Man kommt aus dem Bus raus, bekommt das Ergebnis aus Mainz mit und dann weiß man natürlich auch, dass man heute liefern muss.“ In der Vergangenheit konnte der BVB häufig nicht mit diesen Drucksituationen umgehen. Am Samstagabend aber zeigten die Spieler die notwendige Reaktion. „Da kann ich der Mannschaft nur ein Kompliment machen“, würdigte der ehemalige BVB-Kapitän die Dortmunder Leistung. Laut Kehl habe das Kollektiv überzeugt, kein Spieler ragte besonders heraus: „Es waren heute unglaublich viele Spieler richtig gut dabei.“ Mats Hummels überzeugte durch eine stabile Defensivleistung und seinen Treffer zum 3:0, Jude Bellingham fand nach einigen zuletzt blassen Auftritten zurück zu alter Stärke und leitete den Dortmunder Sieg durch sein Tor in der 19. Minute ein. Aber auch Karim Adeyemi habe eine „unfassbare Leistung abgerissen“, ebenso wie Julian Ryerson in der Abwehr.

Mehr BVB-News

Über die aktuelle Form von Donyell Malen – sechs Tore in den letzten fünf Spielen – freute sich Kehl sehr. „Dass er unglaubliche Fähigkeiten hat, sehen wir schon seit Monaten und das wussten wir auch schon im letzten Jahr. Er ist ein unglaublich bereicherndes Element für diese Mannschaft, das war die Idee hinter seiner Verpflichtung und ich bin froh, dass er das jetzt auch viel häufiger unter Beweis stellt.“ Warum der Niederländer derzeit so gut drauf ist, weiß der Sportdirektor auch. „Der letzte Schritt hat ihm noch gefehlt und den hat er jetzt gemacht. Donny hat unglaubliches Selbstvertrauen getankt.“

BVB: Kehl warnt vor dem VfL Bochum

Die neue Rolle als Gejagter ändert für Kehl nichts im Saisonendspurt. „Wir müssen weiter solche Spiele abliefern, müssen weiter hart dafür arbeiten, Spiele zu gewinnen, und müssen weiter fokussiert bleiben.“ Ob die Dortmunder das schaffen, wird direkt das Spiel am kommenden Freitag beim VfL Bochum zeigen. Kehl erwartet ein „schweres Spiel“, hofft aber, dass die Mannschaft an die heutige Leistung anknüpfen kann. Denn ansonsten komme man wahrscheinlich wieder in eine ganz komische Rechtfertigungssituation. Und in der will der BVB nicht mehr sein.