Dortmund. . Im Februar 2011 beseitigte eine legendäre BVB-Mannschaft durch einen Sieg beim FC Bayern München alle Zweifel. Geht das am Samstag wieder?

In Dortmund, diesem 600.000-Einwohnerort mit Schrammen, dreht sich fast alles um den größten Fußballklub der Stadt, der anders als die Großstadt selbst eine weltweite Anziehungskraft ausübt. Und wenn man derzeit Brötchen beim Bäcker bestellt, Einkäufe in einer Tasche verstaut, dann dringen schnell Gespräche über das kommende große Spiel ins Ohr. Borussia Dortmund reist zum FC Bayern München, das weckt Erinnerungen an große Duelle, blamable Auftritte und diesmal vor allem, wenn man den Worten der BVB-Fans lauscht, an den Februar 2011.

Damals traten die Dortmunder in der Rückrunde ebenfalls als Tabellenführer beim Rekordmeister an, zwar mit einem deutlich größeren Vorsprung, doch auch damals war noch nicht klar, wie nachhaltig dieser schwarz-gelbe Aufschwung sein würde. Die Borussia überrumpelte die Münchener, presste, rannte zu einem 3:1-Erfolg, der alle Zweifel davon spülte und eine kurze Phase der Dominanz einläutete.

Diesmal hat der BVB nur ein Ein-Punkte-Vorsprüngchen, seit 2011 haben sich ohnehin die Kräfteverhältnisse im deutschen Fußball grundlegend verändert, sodass Vergleiche schwierig sind. Trotzdem hoffen die Fans auf den Geist der Helden von 2011 und einen lange nicht vorgekommenen Bundesliga-Erfolg im Süden Deutschlands, durch den die Meisterschaft näher rücken würde.

Und die Erinnerungen?

Sebastian Kehl wurde damals im kalten Februar eingewechselt, zwölf Jahre später plant er als Sportdirektor den Dortmunder Kader und sagt: „Wir hatten in dieser Zeit eine richtig gute Phase, wir haben vier Spiele gegen den FC Bayern gewonnen. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir so eine Serie noch mal anstoßen würden.“ Er würde sich natürlich nicht wehren, wenn das Spiel wie 2011 enden würde, ergänzt der 43-Jährige. „Auch wenn ich sicher nicht mehr spielen werde.“

Lange Haare waren damals anscheinend angesagt, im Jahr 2011, als der BVB den FC Bayern in München besiegte. Hier die Freude nach dem 1:0 durch Lucas Barrios.
Lange Haare waren damals anscheinend angesagt, im Jahr 2011, als der BVB den FC Bayern in München besiegte. Hier die Freude nach dem 1:0 durch Lucas Barrios. © firo

Vor zwölf Jahren aber gehörte Kehl als Kapitän noch zum Kader, trainiert wurde die Mannschaft von Jürgen Klopp, in ihr tummelten sich Dortmunder Legenden. Kevin Großkreutz. Marcel Schmelzer. Nuri Sahin. Neven Subotic. Lukasz Piszczek. Sven Bender, um nur einige zu nennen.

In München bereitete Großkreutz das erste Tor von Barrios vor. Luiz Gustavo glich aus, Sahin streichelte den Ball anschließend in die Ecke. Mats Hummels köpfte zur Entscheidung. Die Meisterschaft war dem Ruhrgebietsverein nicht mehr zu nehmen.

3:1. Mats Hummels köpft die Entscheidung für den BVB - und bitte freuen.
3:1. Mats Hummels köpft die Entscheidung für den BVB - und bitte freuen. © firo

BVB in den Jahren 2011 und 2012: Erst Meisterschaft, dann Double

Einige Monate später, im November 2011, besiegte die Borussia die Bayern erneut in München, diesmal traf Mario Götze. Nach der Deutschen Meisterschaft fuhren die Schwarz-Gelben 2012 sogar mit dem Double um den Borsigplatz. Kurz schien es so, als könnten sie die Vorherrschaft der Münchener brechen. Kurz.

Denn diese schlugen zurück, holten 2013 das Triple und dominierten die Bundesliga in den folgenden Jahren mit einem nie da gewesenen Abstand zum Rest der höchsten deutschen Spielklasse. Seit zehn Jahren heißt der Deutsche Meister immer FC Bayern. Vielleicht aber, so die Hoffnung der Dortmunder, reißt diese Serie in der aktuellen Saison. Ein Sieg in München würde dabei helfen. „Wir können einen sehr großen Schritt in der Tabelle machen“, sagt Sebastian Kehl. „Aber die Meisterschaft wird am Wochenende nicht entschieden.“

BVB-Blamagen beim FC Bayern: 1:5, 0:6, 0:5

Der Sportdirektor möchte damit den Druck etwas rausnehmen und vor allem klarstellen, dass auch bei einer BVB-Niederlage der Titelgewinn weiterhin möglich wäre. In den vergangenen Jahren rutschte die Borussia häufig aus beim übermächtigen Konkurrenten. Ein paar Beispiele: 1:5, 0:6, 0:5.

Vor allem kann seit dem Aus von Trainer Julian Nagelsmann und der Übernahme von Thomas Tuchel noch eine weitere Parallele aufgezeigt werden. Im November 2019 standen die Dortmunder auf dem zweiten Rang, ein Punkt betrug der Vorsprung vor dem Vierten FC Bayern. Der tauschte daraufhin jedoch vor dem großen Duell den Trainer aus. Niko Kovac wurde nach Hause geschickt, Hansi Flick trat in die erste Reihe und die Münchener demütigten den BVB durch einen überlegenden 4:0-Erfolg.

Die Fans erinnern sich da lieber an das Jahr 2011.

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