Dortmund. Borussia Dortmund ist mindestens für eine Nacht Spitzenreiter der Bundesliga. Gegen den 1. FC Köln gab es einen ungefährdeten 6:1-Kantersieg.
Im Grunde steckte in dieser einen Szene alles drin, was man über dieses Spiel wissen musste. Borussia Dortmunds Innenverteidiger Niklas Süle führte den Ball am Fuß, hatte viel Zeit und noch mehr Raum und spielte einen präzisen Steilpass auf Donyell Malen, der unweit des gegnerischen Strafraums aufdrehte – was aber die Abwehrspieler des 1. FC Köln nicht wirklich zu interessieren schien. Malen dribbelte noch ein Stück, und als er immer noch nicht angegriffen wurde, zog er eben von der Strafraumgrenze ab. Es war ein gewaltiger Schuss, aber auch gewaltig unplatziert, genau auf Torhüter Marvin Schwäbe – der den Ball dennoch ins Netz patschte. Es war der Treffer zum 4:0 schon nach 36 Minuten, am Ende hieß es vor 81.365 größtenteils begeisterten Zuschauern 6:1 (4:1). Wie eine Partie eben ausgeht, wenn eine spielfreudige Mannschaft auf einen erstaunlich naiv verteidigenden Gegner trifft.
Dass beim BVB Leistungsträger wie Gregor Kobel, Emre Can, Julian Brandt, Karim Adeyemi und noch einige weitere fehlten, fiel an diesem Tag nicht ins Gewicht, stattdessen gelang nach vorne fast alles und nach hinten das meiste gegen einen völlig überforderten Gegner. So wurde es ein schwarz-gelber Festtag, die BVB-Fans sangen nicht zum ersten Mal laut und ausdauernd von der deutschen Meisterschaft, nachdem ihr Klub zumindest über Nacht die Tabellenführung übernommen hatte.
Doppelschlag nach einer Viertelstunde mit zwei wunderschönen Toren
Dabei schien das Dortmunder Spiel nach starker Anfangsphase schon zu erlahmen – dann aber zauberten die BVB-Akteure Angriffe auf den Rasen, wie man sie in dieser Schönheit nicht oft gesehen hat in der laufenden Saison. Erst ging Malen auf der rechten Seite davon und bediente Raphael Guerreiro, der frei vor dem Tor kühl ins lange Eck schon – 1:0 (15.). Und der Jubel war kaum verklungen, da zog Jude Bellingham nach innen, spielte steil auf Guerreiro. Der ließ den Ball klatschen auf Sebastien Haller, und der traf freistehend zum 2:0 (17.).
Es folgte eine kurze Phase, in der die Dortmunder leichtsinnigerweise das Spiel einstellten und den Kölnern zu viel Platz ließen. Ersatztorhüter Alexander Meyer hatte Glück, als er Sargis Adamyans Schuss an den Pfosten prallen ließ (21.). Und Mahmoud Dahoud hatte Glück, als Jonas Hector den Ball an seinen ausgefahrenen Arm köpfte (27.) – es hat in dieser Saison schon für weniger Elfmeter gegeben.
Als sich die BVB-Profis aber mal wieder in Richtung des gegnerischen Tors aufmachten, klingelte es gleich wieder. Bellingham spielte einen perfekten Chip auf Malen, der noch an Schwäbe scheiterte, aber den Ball umgehend wieder einsammelte. Über Guerreiro kam die Kugel zu Reus, der sie trocken ins Eck hämmerte (32.) – sein 160. Pflichtspieltor, womit er nun alleine Platz zwei in der ewigen Torschützenliste der Borussia belegt.
Und wieder ging es rasant weiter, es kam Süle, es kam Malen, es kam Schwäbes Aussetzer – 4:0 (36.). Doch auch die BVB-Abwehr zeigte, dass sie immer mal wieder für Aussetzer gut ist: Julian Ryerson ließ Benno Schmitz über seine linke Abwehrseite davonlaufen, im Zentrum stand Nico Schlotterbeck zu weit weg von Davie Selke. Dessen Schuss ließ Mayer nur nach vorne patschen und dann war der BVB-Torhüter beim Nachschuss nicht schnell genug wieder auf den Beinen – und es stand 4:1 (42.).
Haller und Reus besiegeln den Endstand
Wie die erste begann auch die zweite Halbzeit eher behäbig. Allerdings verloren die Dortmunder nun zu keinem Zeitpunkt die Kontrolle über die Partie und zogen irgendwann erneut das Tempo an. Dahoud, der den gelbgesperrten Nationalspieler Can mehr als ordentlich vertrat, zirkelte einen Freistoß aus 20 Metern ans Aluminium, aber Haller staubte ab (69.). Und erneut war der Jubel kaum verklungen, da steckte Malen durch, da traf Reus – und da stand es 6:1 (70.).
Ein deutlicher Erfolg, wie er nicht unbedingt zu erwarten gewesen war nach dem enttäuschenden 2:2 eine Woche zuvor im Derby auf Schalke. Aber der BVB zeigte mit einem fulminanten Auftritt, dass er wieder in der Spur ist – während Köln endgültig im Abstiegskampf angekommen ist.