London. Zwei Personalfragen beschäftigen den BVB vor dem Rückspiel in der Champions League beim FC Chelsea. Es geht um Gregor Kobel und Sebastien Haller.
Der, auf den viele gewartet hatten, betrat um 10.21 Uhr das Eingangsfoyer des Dortmunder Flughafens, schrieb Autogramme und ließ Fotos von sich knipsen – aber nicht mit jedem. Und das ärgerte einen jungen Fan, der unbedingt ein gemeinsames Foto mit seinem Idol haben wollte. Erst rief er ein paar Mal „Kobeeel“. Als dies offenbar nicht genügte, um die Aufmerksamkeit des Torhüters von Borussia Dortmund zu erlangen, probierte er es mit dem Vornamen – mit Erfolg. „Gregooor“ kam und posierte.
BVB reicht Unentschieden beim FC Chelsea zum Weiterkommen
Gregor Kobels Ankunft am Montagmorgen interessierte nicht nur diejenigen, die auf Erinnerungsbilder gehofft hatten. Der großgewachsene 25-Jährige ist zumindest ein kleines Sorgenkind bei einer Mannschaft, die in diesen Wochen endorphingetränkt durch die Fußball-Welt stolziert. Zehn Pflichtspiele in Serie hat der BVB in diesem Jahr gewonnen, und selbst wenn an diesem Dienstag (21 Uhr/Prime) im Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League beim FC Chelsea kein elfter dazukäme, würden die Borussen ja schon bei einem Remis in die Runde der letzten Acht einziehen. „Nach vielen Jahren mal wieder im Viertelfinale zu stehen, wäre großartig für den Klub“, meint Sportdirektor Sebastian Kehl. „Sportlich können wir das schaffen, was wir uns immer vorgenommen haben: ein Zeichen in Europa senden. Und auch wirtschaftlich wäre dies nach schwierigen Jahren wichtig.“
Dass der BVB in drei Wettbewerben mitmischt, liegt auch daran, dass Gregor Kobel zuletzt einige Bälle hielt, die selbst sehr gute Torhüter nicht immer parieren. Ausgerechnet vor dem zweiten Duell mit dem Londoner Klub aber zwickt die Muskulatur des Schweizers, schon den 2:1-Sieg in der Bundesliga am Freitagabend gegen RB Leipzig verpasste er kurzfristig. Kobel konnte gestern zwar die Maschine EW1909 nach London-Stansted besteigen, ob er heute an der Stamford Bridge im Tor stehen kann, ist allerdings sehr fraglich.
Womöglich war bereits die Anreise zum Flughafen am Montag bezeichnend. Eine Minute vor Kobel nämlich lief Alexander Meyer, unbemerkt von Autogrammjägern, zum Check-in. Der 31-Jährige vertrat den Schweizer gegen Leipzig und auch schon in vier von bisher sieben Partien in der Königsklasse – überwiegend überzeugend, aber auch mit dem einen oder anderen Wackler. „Wir wissen, dass wir uns auf ihn verlassen können“, lobte Trainer Edin Terzic den Keeper, der in der vergangenen Saison noch für Zweitligist Jahn Regensburg hielt und heute Chelseas Edel-Offensive stoppen soll. Bange ist Terzic dabei nicht: „Wie er sich im Training präsentiert, wie laut er ist und wie viel Ruhe er ausstrahlt, wundert es uns nicht, dass er solch eine Leistung zeigen kann“, erklärte der 40-Jährige nach dem Leipzig-Spiel.
Mit oder ohne Kobel – das ist eine von zwei Personalfragen in einer Woche, in der ja am Samstag auch noch das Revierderby beim FC Schalke 04 (18.30 Uhr/Sky) ausgespielt wird. Die andere lautet: Wie fit ist Sebastien Haller?
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Der Angreifer hatte sich nach seiner Hodenkrebs-Erkrankung erstaunlich schnell wieder in Form gebracht, um im Profifußball mithalten zu können. Sogar noch mehr: Für das Dortmunder Spiel ist der 28-jährige Mittelstürmer von immenser Bedeutung, weshalb Haller zuletzt viele Minuten bekam. Zu viele nach einer so langen Pause? Auch gegen Leipzig musste der Ivorer seinen Körper mit letzten Kräften über den Rasen schleppen, weil es keine Alternativen gab. Youssoufa Moukoko (18) fehlt noch eine Weile wegen einer Syndesmoseband-Verletzung, Karim Adeyemi (21), der im Hinspiel zum Siegtor rannte, wird nach seinem Muskelfaserriss immerhin bald zurückkehren. Anthony Modeste (34) konnte noch nicht nachweisen, dass er dem BVB auf demselben Niveau wie Haller helfen kann. Am ehesten könnte Donyell Malen (24), der gegen Leipzig ebenfalls verletzt (Sprunggelenk) ausfiel, zur Alternative zu Haller werden. Doch Terzic betont: „Sebastien fühlt sich im Moment richtig gut.“
Champions League: Selbstvertrauen beim BVB ist groß
So oder so werden sich die Dortmunder auf eine „packende Partie“ einstellen, wie Sportdirektor Kehl ankündigte: „Wir werden uns zerreißen müssen und eine großartige Leistung in allen Bereichen bringen.“ Das Selbstvertrauen beim BVB ist dennoch groß. „Siege fallen nicht vom Himmel. Wir haben uns das sehr hart erarbeitet, an vielen Dingen geschraubt und uns deutlich weiterentwickelt“, lobte Kehl, um dann aber gleich zu mahnen: „Dann bekommt man auch in der einen oder anderen Situation das Glück zurück – das allein wird aber nicht reichen.“ Eine außergewöhnliche Torwart-Leistung würde helfen, auch wenn sie diesmal nicht von Gregor Kobel kommen sollte.