Dortmund. Achtes Spiel des Jahres, achter Dreier: Der BVB bezwingt RB Leipzig mit 2:1 (2:0) und legt im Titelkampf vor. Marco Reus und Emre Can treffen.
Dass es für Alexander Meyer kein normaler Arbeitsabend wurde, hatte der 31-Jährige bis kurz vor Dienstantritt nicht erwartet. Für gewöhnlich hütet er die Bank, wenn Gregor Kobel im Tor von Borussia Dortmund seinen Job verrichtet. An diesem Freitagabend aber, im Bundesliga-Topspiel gegen RB Leipzig, musste Meyer ins BVB-Tor, Stammkeeper Kobel war wegen Muskelproblemen unmittelbar vor Spielbeginn unpässlich. Dem Ersatzmann war die Nervosität anfangs genauso anzusehen wie hinterher die Freude über einen Sieg mit Ausdruck. Ein unheimlich effizienter BVB verpasste den Verfolgern aus Leipzig mit dem 2:1 (2:0) einen Schuss vor den Bug und untermauerte mit einem Rekordsieg die nicht mehr überzogenen Hoffnungen auf die erste Meisterschaft seit 2012.
BVB gegen RB Leipzig: Das Spiel im Live-Ticker zum Nachlesen
BVB - RB Leipzig 2:1
Auf der Südtribüne herrschte diesbezüglich ein einheitliches Stimmungsbild. Wie schon in der Vorwoche legte die Mannschaft von Trainer Edin Terzic vor – Abo-Meister FC Bayern München muss an diesem Samstag beim VfB Stuttgart erst einmal nachlegen, um wieder mit dem BVB gleichzuziehen. Es ist erstaunlich, das böse M-Wort Mentalität kann im Dortmunder Sprachgebrauch ruhig dem begeisternden M-Wort Meisterschaftsanwärter weichen. In der achten Liga-Partie des Jahres gab es das achte Erfolgserlebnis, das hat es in Schwarz und Gelb nur einmal bisher binnen einer Saison gegeben: im letzten Meisterjahr, als Jürgen Klopp den Borsigplatz mit dem Titel am Ende zum Beben brachte.
Die Borussia war alles andere als blauäugig in die Partie gegangen. Beim 0:3 im Hinspiel, dem „schlechtesten Spiel dieser Saison“, wie Terzic befand, „wurden wir aufgefressen in den Zweikämpfen.“ Vermutlich auch deshalb ersetzten die defensiv geschulten Julian Ryerson und Salih Özcan die mehr auf Sturm und Drang ausgelegten Raphael Guerreiro sowie Jamie Bynoe-Gittens. Denn in der Anfangsphase machten die konterstarken Sachsen deutlich, warum sie in der vereinsinternen Marco-Rose-Tabelle – die die Punkte zählt, seitdem der frühere BVB-Coach den Klub vor dem sechsten Spieltag übernommen hat – mit 37 Zählern so viele gesammelt haben wie kein anderer Bundesligist. Amadou Haidara prüfte Meyer aus gut 20 Metern (5. Minute), der französische Nationalspieler Christopher Nkunku zirkelte von halblinker Position am langen Pfosten vorbei (7.). RB unterfütterte auf dem Platz seine Ansprüche, in den Meisterschaftskampf noch einmal einzugreifen.
Die beste Antwort aus BVB-Sicht darauf: Tore. Julian Brandt war nach 30-Meter-Vorarbeit von Jude Bellingham schon erfolgreich (13.), hatte bei der Annahme den Ball aber an die Hand bekommen, was nicht nur dem Video-Schiedsrichter aufgefallen war. Sieben Minuten später aber konnte RB-Torhüter Janis Blaswich Marco Reus nur noch per Foul am erfolgreichen Abschluss hindern: Elfmeter, der Gefoulte verwandelte sicher zum 1:0 (21.). Es war übrigens Reus‘ 159. Tor für den BVB, weshalb er nun gemeinsam mit Michael Zorc erster Verfolger von Rekordtorschütze Adi Preißler (177.) ist. Nachdem Alexander Meyer sich den Angstschweiß von der Stirn gewischt hatte, weil sein von Dominik Szoboszlai geblockter Abstoß neben dem eigenen Kasten ins Aus ging (37.), wurde wieder in Schwarz und Gelb gejubelt: Ein aufgesetzter und abgefälschter Schuss von Emre Can aus 20 Metern schlug unter dem RB-Tordach ein, das 2:0 (39.).
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Revierderby auf Schalke wartet auf den BVB
Marco Rose blickte bei seiner Rückkehr nach Dortmund äußerst sparsam, als er zur zweiten Halbzeit aus der Kabine kam. Die BVB-Abwehr um den starken Niklas Süle musste dennoch Leipziger Wiedergutmachung fürchten. In der Tat kamen die Gäste druckvoll daher: André Silva verzog nur knapp mit dem Außenrist (48.) oder wurde von Meyer glanzvoll pariert (69.). In der 74. Minute dann der verdiente Anschluss, als der eingewechselte David Raum die schlafende BVB-Hintermannschaft überlistete und Emil Forsberg am langen Pfosten zum 1:2 bediente.
BVB hat in der Nachspielzeit Glück
Dortmund war zu passiv, auch zu wackelig, und musste bis zum Schluss zittern: Nico Schlotterbeck rettete in der Nachspielzeit auf der Linie, danach hielt Meyer glänzend. Es blieb dennoch beim Sieg, am nächsten Samstag kann die Borussia ihre Rekordserie ausbauen – ausgerechnet im Revierderby bei Schalke 04.