Dortmund. Beim BVB wollte Marco Rose Großes aufbauen. Heute kehrt er mit Leipzig nach Dortmund zurück - und kämpft gegen seinen Ex-Klub um den Titel.
Kurz vor seinem abrupten Ende in Dortmund hat Marco Rose gesagt, dass es ihm nicht gelungen sei, mit seinem Team die Fans des Ballspielvereins Borussia 09 „positiv anzuzünden“. Stattdessen erlebte auch er eine in den vergangenen Jahren so typische schwarz-gelbe Saison: Es ging mal rauf, mal runter, echte Leidenschaft fehlte.
An diesem Freitag (20.30 Uhr/DAZN) kehrt der 46-Jährige mit RB Leipzig zurück zu dem Verein, bei dem er eigentlich etwas Großes aufbauen wollte. Kein Jahr ist vergangenen seit seinen selbstkritischen Aussagen, und doch fühlen sie sich weit entfernt an. Was vor allem daran liegt, dass sich Roses Nachfolger, Edin Terzic, gerade dabei befindet, im Verein etwas zu entflammen, wie Rose es vorhatte. Dortmund hat sich an den FC Bayern herangearbeitet, punktgleich stehen die mächtigen Konkurrenten an der Spitze der Bundesliga-Tabelle. Die BVB-Fans singen wieder von der Deutschen Meisterschaft, das hat es lange nicht gegeben.
BVB-Welt fühlt sich besser an
Die Verantwortlichen fühlen sich deswegen bestätigt, sich von Marco Rose getrennt und Edin Terzic das Vertrauen ausgesprochen zu haben. Es sei die richtige Entscheidung gewesen, hört man. Nur: Vergleicht man die beiden Spielzeiten, dann hatte Dortmund unter Rose am 22. Spieltag ebenfalls 46 Punkte eingesammelt (der FC Bayern jedoch 52), außerdem deutlich mehr Tore geschossen (57 im Vergleich zu 45 in dieser Spielzeit). Dafür war die Bilanz bei den Gegentoren (36 im Vergleich zu 27) dramatisch.
Dass sich die Dortmunder Welt diesmal besser anfühlt, liegt also erstens an den schwächelnden Bayern. Zweitens am positiven Trend: Alle neun Pflichtspiele im Jahr 2023 hat die Borussia für sich entschieden. Und drittens an Edin Terzic, den die Fans aufgrund seiner echten Liebe zum BVB in ihr Herz geschlossen haben. Die äußerst ruckelige Hinrunde hat dadurch für deutlich weniger Unruhe gesorgt, als sie es unter Rose getan hätte.
Rose kommt mit einem starken Kader nach Dortmund
Unter Terzic tritt der BVB pragmatischer auf, der 40-Jährige legt großen Wert auf die Defensive, auf Einsatzbereitschaft, auf Leidenschaft. Wie nachhaltig das derzeitige Hoch, das in einigen Partien auch durch glückliche Umstände zustande gekommen ist, aber tatsächlich ist, darüber werden erst die kommenden Aufgaben Aufschluss geben – etwa das Spiel an diesem Freitagabend.
Denn Rose formt in Leipzig einen Kader, der vielleicht noch besser bestückt ist als der des BVB, in dem Ausnahmekönner wie Christopher Nkunku und Dani Olmo begeistern können. Anfang September 2022 übernahm der Trainer den Pokalsieger, weil Domenico Tedesco nach einem verheerenden Saisonstart gehen musste. Das erste Pflichtspiel? Ausgerechnet gegen Dortmund, ein 3:0-Sieg. Für Rose war es die Chance, in seiner Heimatstadt Geld zu verdienen. Der ehemalige Verteidiger stammt aus dem Osten, verbunden fühlt er sich vor allem mit Lokomotive Leipzig, einer der Traditionsvereine der sächsischen Großstadt.
RB Leipzig ist ein Anwärter auf Titel
In die Bundesliga aber hat es nur RB Leipzig durch die vielen Millionen eines Getränkeherstellers geschafft. Die Möglichkeiten sind riesig. Den DFB-Pokal hat der Verein bereits geholt, die Meisterschaft soll irgendwann folgen. Möglicherweise schon in dieser Spielzeit, Rose hat Leipzig nach dem schwachen Beginn unter Tedesco wieder in die Champions-League-Ränge geführt. Der Rückstand auf den BVB und den FC Bayern beträgt vier Punkte, durch einen Sieg heute könnte RB heranrücken.
Beim BVB häuften sich die Zweifel an der Arbeit von Marco Rose über die gesamte Saison 2021/22, den Verantwortlich fehlte eine erkennbare Entwicklung, um ihm das volle Vertrauen auszusprechen. In der gemeinsamen Saisonanalyse kam es schließlich zu Trennung. Bereut haben diesen Schritt bislang beide Seiten nicht – und doch freut sich Rose auf das Wiedersehen: „Ich bin ja ein offener Mensch, habe viele Freunde gewonnen und diese Woche auch ein paar Telefonate geführt“, sagt er, betont aber: „Ich fahre vor allem dahin, um ein Fußballspiel zu gewinnen.“