Dortmund. Der BVB zeigt im Topspiel gegen RB Leipzig großen kämpferischen Einsatz. Dienstag geht es zum FC Chelsea - wohl ohne den Stammtorwart Kobel.
Marius Wolf konnte schon wieder lächeln, als er im recht zugigen Tunnel unter der Haupttribüne des Dortmunder Stadions stand und auf den Fahrdienst wartete, der ihn zu seinem Auto bringen sollte. „Ist nicht so schlimm“, sagte der Rechtsverteidiger von Borussia Dortmund, nachdem es zuvor doch ein bisschen schlimm ausgesehen hatte, zumindest für Wolf persönlich. Für den BVB war der Freitagabend richtig gut verlaufen, er besiegte Verfolger RB Leipzig mit viel Kampf und etwas Glück 2:1 (2:0), wodurch er im Bundesliga-Titelrennen blieb – und sich gerüstet zeigte für das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen den FC Chelsea am Dienstag (21 Uhr/Prime). Wolf allerdings lief unrund, er hatte sich kurz vor Schluss bei einer Abwehraktion gegen Nationalspieler David Raum wehgetan, die Partie aber zu Ende gebracht. Und gegen Chelsea, da werde es schon klappen, meinte Wolf.
BVB sorgt sich um Torwart Gregor Kobel
Das klang deutlich besser als die Lage bei Gregor Kobel. Der Torhüter hatte am Freitagabend gegen Leipzig kurz vor Anpfiff passen müssen, in der letzten Aktion beim Aufwärmen war ihm ein Schmerz in die Muskulatur gefahren. Und auch am Dienstag gegen Chelsea ist ein Einsatz nach Informationen dieser Redaktion unwahrscheinlich. Der Torhüter hat eine gewisse Vorgeschichte mit Muskelverletzungen, daher will man kein Risiko eingehen.
Man hat ja auch einen mehr als ordentlichen Ersatz, das bewies Alexander Meyer einmal mehr gegen RB Leipzig. „Bravourös“ nannte Kapitän Marco Reus die Leistung des Ersatztorhüters, was vielleicht ein wenig, aber keinesfalls allzu stark übertrieben war.
BVB-Ersatztorwart Meyer überzeugt
Meyer hielt, was zu halten war, gerade in der stressigen Schlussphase, als Emil Forsberg noch einmal auf 1:2 verkürzt hatte (74.), nachdem Reus per Foulelfmeter (21.) und Emre Can durch einen Fernschuss (39.) die Führung besorgt hatten. Der Ersatzmann strahlte große Sicherheit aus, zeigte seine Stärken mit Ball am Fuß – und rettete kurz vor Schluss mit einer Parade gegen Emil Forsbergs Fernschuss den Sieg. Und als Meyer doch einmal geschlagen war, bei Timo Werners Schuss in der fünften Minute der Nachspielzeit, war Innenverteidiger Nico Schlotterbeck da und klärte auf der Linie mit der Schulter. „Das zeigt, dass die Mannschaft füreinander da ist“, lobte Sportdirektor Sebastian Kehl. „Egal wer gebraucht wird, kommt rein, haut sich rein und kriegt Unterstützung von allen.“
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So wie Meyer. So wie Marco Reus, der zuletzt oft auf der Bank gesessen hatte, nun aber Verantwortung übernahm, den Foulelfmeter zum 1:0 nicht nur herausholte, sondern auch sicher verwandelte – und nur bei Fragen zu seinem auslaufenden Vertrag wortkarg wurde: „Es gibt keinen neuen Stand.“ So wie Can, der ebenfalls traf und sich ansonsten mit Wonne in jeden Zweikampf warf und darin den Innenverteidigern Schlotterbeck und Niklas Süle in nichts nachstand.
Wille, Leidenschaft, Engagement – das nannte Kehl als entscheidende Attribute für den Erfolg gegen Leipzig. Tatsächlich hatte Dortmund spielerisch nicht geglänzt, sich in der ersten Halbzeit dennoch Vorteile erarbeitet – und sich in der zweiten Halbzeit zum Erfolg gekämpft und gezittert. Beim Ballbesitz lag Leipzig am Ende deutlich vorne (62:38), der BVB dagegen hatte die deutlich bessere Zweikampfquote (60:40). Zahlen, die eher nicht zu erwarten waren gegen einen bissigen Gegner wie Leipzig, die aber die Dortmunder Entwicklung untermauerten: „Wir haben einen richtigen Schritt gemacht“, freute sich Kehl. „Wir wehren uns mehr, sind bereit zu leiden und fighten ohne Ende.“
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Eigenschaften, die man auch am Dienstag gegen den hochgerüsteten FC Chelsea gut gebrauchen kann, wenn es gilt, den 1:0-Vorsprung aus dem Hinspiel über die Zeit zu retten. „Das wird eine Partie, in der wir Druck ausgesetzt sein werden, in der wir Entlastung brauchen, in der wir Umschaltmomente kreieren müssen“, sagte Kehl. So wie gegen Leipzig eben.
BVB-Kapitän Marco Reus bremst die Euphorie
Wobei man sich auch einig war in Dortmund, dass man in London wohl noch eine oder ein paar mehr Schippen drauflegen muss. Er wolle nicht „zu viel Euphorie wegnehmen“, sagte Kapitän Marco Reus, versuchte dann aber genau das: Man sei in der zweiten Halbzeit gegen Leipzig fast nur noch hinterhergelaufen, man habe keine Lösungen gegen das Positionsspiel der Gäste gefunden, weil man die Bälle viel zu schnell verloren habe. „Wir erarbeiten uns das Glück momentan“, meinte Reus. „Aber wir dürfen es nicht überstrapazieren.“ Schon im Hinspiel hatte Chelsea beste Chancen ausgelassen, hatten sauteure Stürmer wie Joao Felix statt des Tores nur die Latte getroffen.
Die Erfolgsserie von zehn Pflichtspielsiegen in Serie dürfte arg gefährdet werden – BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl hätte aber gar kein Problem, wenn sie reißt. „Am Dienstag bin ich auch mal mit einem Unentschieden zufrieden“, sagte er grinsend.