Bremen. Julian Brandt ragte auch beim Dortmunder Sicht in Bremen heraus. Am Mittwoch folgt der Härtetest gegen den FC Chelsea in der Champions League.
Letzte Gewissheit brachte auch der Sonntag nicht. Erst an diesem Montag soll Youssoufa Moukoko im Dortmunder Knappschaftskrankenhaus eingehend untersucht werden, dann steht auch ein MRT an – und dann erst weiß man genau, wie stark das linke Bein des Stürmers während des 2:0 (0:0)-Sieges der Borussia bei Werder Bremen verletzt wurde. Nach Informationen dieser Redaktion ist aber schon jetzt klar, dass Moukoko vorerst ausfällt, mindestens das Champions-League-Achtelfinalspiel gegen den FC Chelsea am Mittwochabend (21 Uhr/DAZN), wird er verpassen.
BVB: Verletzung von Youssoufa Moukoko ein Stimmungsdämpfer
Die Verletzung des 18-jährigen Sturmtalents nach rüdem Foul des Bremers Leonardo Bittencourt war schon am Samstag ein kleiner Stimmungsdämpfer an einem für Dortmund ansonsten äußerst erfreulichen Tag gewesen.
Der BVB hatte ein kniffliges Auswärtsspiel hochverdient 2:0 gewonnen, er hatte den sechsten Sieg im sechsten Pflichtspiel nach der Winterpause eingefahren, er hatte durch Jamie Bynoe-Gittens erneut ein Jokertor erzielt (67.) und damit wieder einmal die Breite seines Kaders unter Beweis gestellt. Vor allem aber hatte die Mannschaft abermals gezeigt, wie sehr sie inzwischen gereift ist, welche Selbstverständlichkeit sie sich in ihren Auftritten erarbeitet hat. Der BVB des Jahres 2023 lässt sich von Rückschlägen und widrigen Bedingungen nicht mehr aus der Bahn werfen, er tritt mit unerschütterlichem Glauben an seine Qualitäten und seinen Plan auf und schafft es deswegen regelmäßig, enge Spiele für sich zu entscheiden.
Wie in Bremen. Fast über den gesamten Platz nahmen die Gastgeber ihre Gäste in Manndeckung, damit taten sich die Dortmunder schwer. Ein sauberer Spielaufbau gelang kaum, stattdessen schlugen die Abwehrspieler viel zu viele lange Bälle nach vorne. Dank der neuen defensiven Stabilität aber blieb man ohne Gegentor – und in der Halbzeitpause sammelte sich die Mannschaft, bekam von Trainer Edin Terzic zudem ein paar neue Lösungswege für die Offensive aufgezeigt und setzte sich dank ihrer neuen Qualitäten letztlich ungefährdet durch.
Julian Brandt hat beim BVB intensiv an sich gearbeitet
Und für diese neuen Qualitäten steht keiner so wie Julian Brandt, der mit seinem Tor zum 2:0 (85.) die Partie in Bremen entschied und bei dem wieder einmal die Fäden im Offensivspiel zusammenliefen. Der BVB mit ihm: brandtgefährlich. „Jule hat sich im Laufe der Saison extrem entwickelt und ist einer unserer konstantesten Spieler“, lobt Trainer Edin Terzic. „Er ist extrem fit und am Ball extrem wichtig.“
Wie aber konnte der so wankelmütige Fußball-Feingeist zum verlässlichen Leistungsträger werden, der Fußball nicht nur zaubert, sondern auch intensiv arbeitet? Indem er zunächst an sich selbst gearbeitet hat: Brandt hat vor einiger Zeit seine Ernährung umgestellt, fühlt sich seitdem fitter. Und auch mental hat er eine Umstellung geschafft, wie so viele seiner Kollegen: „Wir beschäftigen uns während eines Spiels nicht mehr mit Dingen, die nicht klappen; wir machen einfach weiter.“ Und Brandt geht dabei voran, nicht nur auf dem Platz: Er war es, der vor dem Spiel die letzte Ansprache in der Kabine hielt. „Auch das hat er gut gemacht“, lobte Terzic.
Brandt ist tatsächlich zum Führungsspieler gereift, auf seine ganz eigene Art und Weise. Und so einen sollte man doch als Klub halten wollen, und zwar über das Vertragsende 2024 hinaus. Aber Brandt will darüber noch keine Gespräche führen. „Für mich ist das Wichtigste, dass wir unsere Spiele gewinnen. Ich will so wenig Nebenkriegsschauplätze wie möglich.“ Im Sommer wird man sich dann zusammensetzen.
Julian Brandt dämpft die Meister-Euphorie beim BVB
Vielleicht ja sogar als Deutscher Meister? „Bei aller Euphorie, die langsam entsteht, müssen wir ehrlich zu uns selbst sein“, mahnt Brandt. „Es gibt immer noch Dinge die wir besser machen können und müssen, auch gegen Bremen.“
Und, auch das gehört zur Wahrheit: Bislang blieb der ultimative Stresstest für die neuen Stärken aus, von all den Gegnern im neuen Jahr lässt sich höchstens noch Leverkusen mit einigem guten Willen als Spitzenmannschaft einstufen, gehobene europäische Klasse aber verkörpert die Bayer-Elf auch nicht.
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BVB gegen Chelsea vor großer Herausforderung
Am Mittwoch wartet nun eine echte Bewährungsprobe auf den BVB: Chelsea schwächelt zwar in der Liga, hat seine Champions-League-Gruppe aber gewonnen und sich im Winter mit teils grotesk teuren Spielern verstärkt. Es ist eine große Herausforderung – aber auch eine große Chance, zu zeigen, wie weit es wirklich her ist mit der neuen Stabilität.