Dortmund. Der BVB hat sich gegen Stuttgart in Form für Manchester City um Ex-Dortmunder Haaland geschossen. Ein Startelf-Rückkehrer macht besonders Mut.
Auch diese Vorgabe setzte Giovanni Reyna perfekt um. „Heute werden alle mit einem breiten Lächeln nach Hause gehen“, hatte Sebastian Kehl angekündigt, der Sportdirektor von Borussia Dortmund. Und hätte man den Zollstock rausgeholt und nachgemessen, als die BVB-Profis nach und nach die Kabine verließen und sich auf den Heimweg machten, wäre Reyna sicherlich unter den Top drei gelandet – mindestens.
Das hatte natürlich mit dem fulminanten Ergebnis zu tun, das die Dortmunder an diesem Samstagnachmittag eingefahren hatte: 5:0 (3:0) gewinnt man nicht alle Tage, auch nicht gegen eine kriselnde Mannschaft wie den VfB Stuttgart. Reyna hatte selbst einen Treffer beigetragen, auch das war natürlich ein Grund zur Freude: Sein feiner Schlenzer brachte das 3:0 (44.), die weiteren Tore gegen naiv verteidigende Schwaben trugen Jude Bellingham (2./53.), Niklas Süle (13.) und Youssoufa Moukoko (71.) bei.
BVB-Profi Reyna absolvierte täglich fünf bis sechs Stunden in der Reha
Vor allem aber markierte dieses Spiel das Ende einer langen Leidenszeit für Reyna. Erstmals seit dem 8. April stand er wieder in der Startelf. Damals musste er schon nach sechs Minuten wegen einer Muskelverletzung vom Platz – und das war nicht der Beginn, sondern nur die Fortsetzung seiner medizinischen Misere: Weite Teile der Saison 2021/22 verpasste Reyna wegen Muskelverletzungen, nur zehn Bundesligaspiele machte er, nur in sechs stand er in der Startelf.
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„Das war viel harte Arbeit hinter den Kulissen, die die Leute oft nicht sehen“, erzählte der 19-Jährige später. „Ich hatte keine Sommerpause, sondern täglich fünf bis sechs Stunden Reha. Es war nicht leicht, das durchzuziehen – aber ich war hungrig darauf, auf den Platz zurückzukehren.“ Entsprechend emotional fiel der Torjubel mit den Kollegen aus. Der Fußball hatte Reyna gefehlt, das war klar zu sehen. Aber er hatte auch dem Fußball gefehlt, zumindest aber Borussia Dortmund – das wurde nun deutlich, als der technisch so starke Angreifer wieder auf dem Platz stand.
Julian Brandt profitiert beim BVB besonders von Reynas Rückkehr
Schon beim frühen 1:0 hatte er die Füße im Spiel, als er im Strafraum den Ball annahm, sich in einer fließenden Bewegung drehte und weitergab auf Jude Bellingham. Zwei Pässe und einen Schuss später war der Führungstreffer gefallen. Es war keine spektakuläre Aktion des US-Amerikaners, sie wird in keinem Jahresrückblick zu finden sein und auch in keiner relevanten Statistik auftauchen – aber es war genau die richtige Aktion in genau dem richtigen Raum. „Er hat eine unglaublich hohe Spielintelligenz und weiß sich geschickt in Räumen zu bewegen“, lobte Sportdirektor Kehl Reyna. „Dazu kommt eine ganz spannende Ballführung und Torgefahr. Wir wünschen uns, dass er lange gesund bleibt, weil er uns unheimlich viele Optionen in der Offensive geben kann.“
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Und weil er die Mitspieler besser macht – vor allem Julian Brandt profitierte vom Zusammenspiel mit einem weiteren Feinfuß, der sich ähnlich frei über den Platz bewegt und Kombinationen sucht. „Der Trainer wollte, dass wir sehr frei, sehr fließend spielen“, erklärte Reyna später. „Wir haben viele technisch gute Spieler, können vorne viel rochieren. Wir haben die Freiheit, anzugreifen, Risiko zu gehen und es auch nach Ballverlusten immer wieder zu versuchen.“
Reyna soll BVB beim Einzug ins Achtelfinale gegen City helfen
Die Idee allerdings war nicht neu, das hätte Trainer Edin Terzic auch in den Wochen zuvor gerne von seinen Spielern gesehen. Beim 0:2 gegen Union Berlin und auch beim 2:0 im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten Hannover 96 aber war von freiem Fluss nicht viel zu sehen gewesen, da stockte die Kombinationsmaschinerie erheblich. Dass sich die Blockade nun mit einem fulminanten 5:0 gegen den VfB löste, hatte zwar nicht nur, aber auch mit der Rückkehr Reynas zu tun. Nach einigen zähen Wochen ist der 19-Jährige ein gewichtiger Faktor, warum man in Dortmund nun auf eine Trendwende hofft.
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Ob es die wirklich gibt, wird sich schnell zeigen: Schon am Dienstag geht es weiter, dann ist in der Champions League die englische Übermannschaft Manchester City mit dem ehemaligen BVB-Starstürmer Erling Haaland zu Gast (21 Uhr/Prime Video). Und dann wird der BVB deutlich stärker gefordert sein als gegen den letztlich überforderten VfB. Wird Reyna nach seiner langen Pause dann schon wieder dabei sein können? Unklar. „Ich muss jetzt Fitness in den Beinen und der Lunge aufbauen“, sagte er. „Aber die Beine fühlen sich gut an – und ich werde alles tun, um am Dienstag bereit zu sein.“
Dann nämlich muss eine weitere Vorgabe des Sportdirektors Kehl umgesetzt werden: „Wir wollen unseren zweiten Matchball sehr gerne nutzen und ins Achtelfinale einziehen“, forderte der. Ein fitter Reyna würde dabei sicher nicht schaden.