Freiburg. Beim BVB-Sieg in Freiburg steht Rückkehrer Nico Schlotterbeck im Zentrum der Aufmerksamkeit. Besonders eine Szene lässt die Emotionen hochkochen.
Der erste Akt hatte sich noch auf offener Bühne abgespielt, doch nach Abpfiff ging es hinter den Kulissen munter weiter. Nico Schlotterbeck, bis Sommer noch für den SC Freiburg aktiv, schlurfte aus der Gastgeberkabine zurück zu seinen neuen Mannschaftskameraden von Borussia Dortmund, die in ihrer Kabine den glücklich errungenen 3:1 (0:1)-Sieg bei einem starken Gegner feierten. Da kreuzte ein Freiburger Funktionär Schlotterbecks Weg – und es wurde etwas lauter. Respektlosigkeit warf der Freiburger dem Neu-Dortmunder vor, was der auch offen einräumte. „Du kennst mich: Wenn man mir so ins Gesicht schreit, werde ich respektlos.“
BVB gegen Freiburg: Grätsche von Schlotterbeck erhitzt die Gemüter
Die Szene, die die Gemüter derart erregte, hatte sich in der 67. Minute abgespielt: Freiburg wollte kontern, Ritsu Doan nahm den Ball an der Außenlinie an, da räumte Schlotterbeck ihn äußerst rustikal von den Beinen – direkt vor der Freiburger Trainerbank, wo man alles andere als begeistert war über diese Grätsche. Trainer Christian Streich und seine Assistenten stürmten zur Seitenlinie, schimpften vehement auf den Übeltäter Schlotterbeck ein und forderten gestenreich eine Bestrafung – was wiederum Schlotterbeck gar nicht gefiel. „Setz dich wieder hin, Mann!“, brüllte er in Richtung seines früheren Trainers.
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Dass es eine Bestrafung geben musste für die Aktion, war allerdings vollkommen unstrittig. Schiedsrichter Tobias Welz zückte umgehend die Gelbe Karte – und damit war Schlotterbeck gut bedient. Er hatte Doan nämlich von hinten umgegrätscht, hatte ihn voll an der Wade erwischt. Weil er aber das Bein schon wieder eingezogen hatte und nicht voll durchgestreckt hatte, verzichtete Schiedsrichter Welz auf einen Platzverweis. Es war ein schmaler Grat, auf dem Schlotterbeck gewandelt war, und es war gerade noch einmal gut genommen.
Das Risiko hatte er vollkommen bewusst in Kauf genommen, das gab der Innenverteidiger später unumwunden zu: „Ich wollte ein Zeichen setzen, weil wir bis dahin nicht gut waren“, erklärte der 22-Jährige. „Ich wollte, dass die Mannschaft aufwacht.“ Und danach habe die Mannschaft ja tatsächlich besser gespielt, fand Schlotterbeck.
Schlotterbeck tut dem BVB gut
Es mag einen Zusammenhang geben oder auch nicht zwischen Schlotterbecks rustikalem Einsteigen und dem BVB-Aufschwung. Unstrittig ist, dass dieser junge Mann dem BVB äußerst gut tut. Mit seinem Spiel sowieso, mit der Zweikampfstärke, dem guten Stellungsspiel, den sauberen Pässen aus der letzten Reihe und diesmal auch ganz ohne den fast schon üblichen Schlotter-Bock, den unerklärlichen Konzentrations-Aussetzer. Aber eben auch mit seiner Art.
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Schon beim 1:0 gegen Bayer Leverkusen hatte er sich als eine Art emotionaler Anführer präsentiert, hatte sich selbst, die Mitspieler und die Zuschauer immer wieder aufgeputscht mit seinem aggressiven Spiel und mit seiner Gestik.
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„Wir müssen Emotionen in unser Spiel bekommen“, erklärte der Nationalspieler. „Viele von uns haben heute kein gutes Spiel gemacht, aber ab der 75. Minute waren wir alle gut. Das kommt über das 1:1, aber auch über Emotionen und Mentalität. Wenn wir so spielen, sind wir gut, und da will ich vorangehen.“ In der Vergangenheit war der BVB meist eine hochveranlagte, aber auch recht brave, leise Mannschaft. Jetzt nicht mehr unbedingt. „Wir sind vielleicht eine Mannschaft, die nicht so viel dazwischenhaut“, sagte Schlotterbeck grinsend. „Deswegen habe ich das heute gemacht.“
BVB-Verteidiger Schlotterbeck droht erste Sperre
Es bleibt aber ein schmaler Grat und auf Dauer wird Schlotterbeck seine rustikale Art etwas zurückfahren müssen. Die Gelbe Karte gegen Freiburg war seine zweite im zweiten Saisonspiel. Macht er so weiter, droht schnell die erste Sperre – etwa in den wichtigen Spielen gegen RB Leipzig oder Schalke 04.