Freiburg. Trotz eines lange Zeit schwachen Auftritts gewinnt der BVB in Freiburg 3:1. Zwei eingewechselte Teenager bringen die Wende.
Es flogen einige derbe Worte durch die Katakomben des Freiburger Stadions, und nicht alle waren positiv gemeint. Diese aber schon: „Wolfy! Matchwinner! You fucking beauty!“, grölte Borussia Dortmunds Mittelfeldspieler Jude Bellingham in Richtung seines Mannschaftskollegen Marius Wolf, der gerade ein TV-Interview gab. Das F-Wort kann im Englischen auf vielerlei Art eingesetzt werden, als wüste Beschimpfung wie als höchste Belobigung, und Bellingham hat in seiner Dortmunder Zeit schon von allen Varianten Gebrauch gemacht.
An diesem Freitagabend waren seine Worte uneingeschränkt positiv gemeint – denn Wolf hatte einen großen Anteil gehabt, dass der BVB das Bundesliga-Auswärtsspiel noch gedreht hatte, dass nach einem 0:1-Rückstand zur Pause am Ende ein 3:1-Sieg stand.
BVB-Trainer Terzic mit entscheidenden Wechseln
Lange hatte es für den ambitionierten BVB nach der fast schon traditionellen Enttäuschung am zweiten Bundesliga-Spieltag ausgesehen. Dann wechselte Trainer Edin Terzic nach und nach vier Spieler ein – und sie alle hatten einen gewichtigen Anteil daran, dass das Spiel noch kippte, sie allein zeichneten verantwortlich für die drei Dortmunder Tore – und machten den Rückstand durch Michael Gregoritsch (35.) vergessen.
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Marius Wolf, gekommen zur Pause für den desolaten Thomas Meunier, schoss ein Tor. Jamie Bynoe-Gittens, ab der 64. Minute für den blassen Thorgan Hazard dabei, schoss ein Tor und leitete ein weiteres ein. Der 17-jährige Youssoufa Moukoko, eingewechselt in der 70. Minute für den glücklosen Donyell Malen, machte ebenfalls einen Treffer. Und Julian Brandt, ab der 76. Minute für Mahmoud Dahoud im Spiel, bereitete ebenfalls ein Tor vor.
Modeste mit erstem Startelfeinsatz für den BVB
„Sie haben es gut gemacht“, lobte Zugang Anthony Modeste, dem beim ersten Startelfeinsatz nach gerade einmal drei Trainingstagen mit der neuen Mannschaft noch erkennbar die Bindung zum Spiel fehlte. „Sie haben ihre Chance genutzt.“
Insbesondere Bynoe-Gittens gefiel mit seinem Draufgängertum. Längst nicht alles gelang dem gerade erst 18 Jahre alt gewordenen Dribbler, aber er versuchte es immer wieder und brachte so Schwung ins bis dahin lahmende Dortmunder Offensivspiel.
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So wie in der 77. Minute. Eigentlich war die Distanz zum Tor etwas zu groß, eigentlich war sein Schuss zu zentral angesetzt. Doch SC-Torhüter Mark Flekken, eigentlich ein überduchschnittlicher Vertreter seines Fachs, ließ den Ball durch die Finger flutschen. Aus dem Nichts war der BVB wieder im Spiel, war der Ausgleich hergestellt – und für einen kurzen Moment waren im Stadion alle überrascht über das, was da gerade geschehen war, inklusive des Torschützen. „Es war ein kurzer Moment des Schocks“, bekannte Bynoe-Gittens, der sich aber durch die kuriose Entstehung nichts von seiner Freude über den Treffer nehmen ließ. „If you don’t shoot, you can’t score“, meinte er unter Verwendung einer englischen Fußball-Floskel: Wenn du nicht schießt, kannst du auch kein Tor schießen.
Unerwarteter Treffer gibt dem BVB Aufwind
Einfach mal ausprobieren, unter diesem Jugend-forsch-Motto belebte der Engländer die Partie, in der dem BVB bis dato wenig eingefallen war. „Viele von uns haben heute kein gutes Spiel gemacht“, bekannte Innenverteidiger Nico Schlotterbeck. „Ab der 75. Minute waren wir dann aber alle gut.“ Weil der unerwartete Treffer den Dortmunder Aufwind gab – und den bis dahin so starken Freiburgern den Stecker zog.
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Bynoe-Gittens trug auch einen gewaltigen Anteil zum zweiten Dortmunder Treffer bei, als er losdribbelte, zwei Mann stehen ließ und auf Brandt durchsteckte. Der stupste den Ball weiter zu Moukoko und der schoss eiskalt ein (84.). 2:1, Spiel gedreht. Und Wolf schoss dann kurz vor Schluss noch das 3:1, das eigentlich nicht hätte zählen dürfen, weil Moukoko im Abseits stehend doch sehr aktiv zum Ball ging und Torhüter Flekken damit potenziell beeinflusste (88.). Entscheidend war das aber nicht mehr, im Gegensatz zur Leistung der Dortmunder Joker.
Schlotterbeck: „Man merkt, dass wir uns gut verstehen.“
„Jamie hat eine großartige Selbstverständlichkeit in seinem Spiel, macht ein Tor und leitet eins ein“, lobte Schlotterbeck. „Und auch Youssoufa trifft.“ Die Dynamik der jungen Spieler, zu denen ja auch Schlotterbeck mit seinen 22 Jahren noch gehört, „tut uns gut“, meinte der Innenverteidiger. „Man merkt, dass wir uns gut verstehen.“
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BVB-Torwart Gregor Kobel rettete drei Punkte gegen Bayer Leverkusen
Der Lohn: zwei Siege aus zwei engen, umkämpften Bundesligaspielen, die den BVB in der Tabelle zunächst einmal exzellent dastehen lassen. Darauf ausruhen dürfe man sich aber nicht, mahnte Schlotterbeck: „Wenn wir so spielen wie in den letzten 15 Minuten, können wir erfolgreich sein – bis dahin aber haben wir viel Verbesserungspotenzial.“ Wie schon beim 1:0-Auftaktsieg gegen Bayer Leverkusen musste der glänzend aufgelegte BVB-Torhüter Gregor Kobel seine Mannschaft mehrfach retten. „Wir haben etwas zu viel zugelassen, der Gegner hat nicht so viel genutzt und woir waren vor dem Tor eiskalt“, fasste Schlotterbeck passend zusammen. „“Wir wollen die Spiele aber nicht nur gewinnen, sondern auch mal dominieren.“
Denn man sollte sich besser nicht darauf verlassen, dass immer wieder ein paar eingewechselte Teenager das Spiel drehen.