Freiburg. Lange lief der BVB beim SC Freiburg einem 0:1-Rückstand hinterher. Die Joker Bynoe-Gittens, Moukoko und Wolf sorgten für einen 3:1-Erfolg.

Der Mann mit der Nummer 18 sprintete los, einen Meter, zehn weitere und noch einmal zehn. Dorthin, wo die Fans in Schwarz-Gelb standen und nun wie entfesselt jubelten an einem Tag, an dem es lange nicht viel zu jubeln geben hatte. Doch in dieser 85. Spielminute hatten sich die Verhältnisse gründlich auf den Kopf gestellt, da hatte Borussia Dortmund durch Youssoufa Moukokos Tor aus einem 0:1-Rückstand ein 2:1 gemacht – 3:1 (0:1) hieß es am Ende. So war der fast schon traditionelle Rückschlag am zweiten Bundesligaspieltag mit einem Kraftakt und einigem Glück noch einmal abgewendet.

Natürlich waren viele Augen auf den neuen Mann im Dortmunder Trikot gerichtet gewesen, auf Anthony Modeste. Am Montag verpflichtet, am Dienstag erstmals im Mannschaftstraining – und am Freitag in Freiburg gleich in der Startaufstellung. Er sollte der Zielspieler sein, der das Dortmunder Offensivspiel veredelte, ihn suchten die Mitspieler vorne immer wieder – fanden ihn aber zu selten. Dieser Auftritt ließ viel Luft nach oben.

Es war aber auch kein schönes Spiel für einen Dortmunder Mittelstürmer, weil sehr lange kaum brauchbare Bälle im Strafraum ankamen. Schon im Aufbau waren die BVB-Profis zu ungenau, zu hektisch – auch weil die Freiburger sie immer wieder wie aufgedreht anliefen und kaum Zeit zur Entfaltung ließen. Und so bekam Modeste im Strafraum kaum Gelegenheiten, sich auszuzeichnen – war außerhalb seines natürlichen Lebensraums aber auch keine große Hilfe im Aufbauspiel.

Daher hatten andere die gefährlicheren Szenen: Zunächst Donyell Malen, der aus 20 Metern aber genau auf Mark Flekken schoss (4.). Zwingender aber war es meist auf der anderen Seite: Schon nach 17 Minuten hätten die Gastgeber in Führung gehen müssen, als Nationalspieler Christian Günter im Rücken von BVB-Rechtsverteidiger Thomas Meunier erwischte. Doch die Hereingabe auf den völlig freien Michael Gregoritsch geriet zu ungenau, Torwart Gregor Kobel bekam den Fuß dazwischen. Dass aber Meunier Probleme auf seiner rechten Abwehrseite hatte, sollte ein wiederkehrendes Muster des Abends bleiben.

Die Schwarz-Gelben hatten vor der Pause auch ein paar Abschlüsse, brachten Freiburg-Torhüter Flekken aber nie wirklich ins Schwitzen. Ganz anders auf der Gegenseite: Vincenco Grifos gefährlichen Freistoß lenkte der bärenstarke Kobel eben noch über die Latte (34.), wenig später aber war auch er geschlagen: Günter durfte ungestört flanken (Stichwort Meunier), im Strafraum setzte sich Matthias Ginter gleich gegen drei Dortmunder durch und köpfte quer zu Gregoritsch, der ebenfalls per Kopf vollendete (35.). Es war die zu diesem Zeitpunkt verdiente Führung der Mannschaft, die klarer spielte, mehr von ihrer Spielidee durchbringen konnte. Die Dortmunder Bemühungen erbrachten bis zur Pause nur Stückwerk.

Zum Wiederanpfiff nahm BVB-Trainer Edin Terzic den erschreckend schwachen und bereits verwarnten Meunier vom Platz und brachte Marius Wolf. Wesentlich besser wurde das Dortmunder Spiel dadurch nicht, aber hier und da etwas druckvoller: Mahmoud Dahoud trat an, ließ zwei Gegenspieler stehen und zog aus 20 Metern ab. Aus dem Gästeblock kam schon der Torjubel, doch der Ball war hauchzart am Pfosten vorbeigestrichen (55.).

Ansonsten verdiente sich auf Dortmunder Seite wieder einmal Torhüter Kobel die meisten Belobigungen, unter anderem entschärfte er einen gefährlichen Schuss von Roland Sallai von der Strafraumgrenze (65.). Dann brachte Terzic den schnellen Dribbler Jamie Bynoe-Gittens und in Youssoufa Moukoko einen zweiten Stürmer.

Es war das Signal für mehr Offensive – und das sollte sich auszahlen. Allerdings unter ganz viel Mithilfe des unglückseligen Freiburger Torhüters Mark Flekken: Bynoe-Gittens schoss aus über 20 Metern, ein zentraler Schuss, genauso harmlos wie bis dato die meisten Dortmunder Offensivbemühungen. Doch der eigentlich so starke Flekken ließ den Ball durch die ausgestreckten Hände flutschen (77.). Wenig später trat Bynoe-Gittens noch einmal an, dribbelte los, steckte in den Strafraum. Julian Brandt leitete gedankenschnell weiter – und Moukoko schoss ein (85.). Und damit nicht genug, Marius Wolf setzte den Schlusspunkt – in dem sich der BVB den Sieg nicht durch spielerische Klasse verdiente – sondern durch die Moral, trotz Rückstand zumindest nie aufzustecken.

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