München/Dortmund. Der BVB lässt in München das eigene Potenzial aufblitzen. In der neuen Saison will die Borussia mit einer veränderten Mannschaft angreifen.

Die bekannteren Gesichter ließen sich am Sonntag nicht auf dem Trainingsplatz in Brackel blicken, sie sollten sich erholen von den Strapazen am Abend zuvor. Der BVB hatte 1:3 beim FC Bayern verloren und mitansehen müssen, wie der Konkurrent seine zehnte Meisterschaft in Folge eher routiniert als emotional zelebrierte.

Die Ambitionen bleiben beim BVB groß

Trainer Marco Rose nutzte daher die Zeit, um ausgiebig mit Jamie Bynoe-Gittens zu sprechen, ihn dabei fast väterlich zu herzen. Dem 17-jährigen Engländer trauen im Verein alle zu, bald selbst zu den bekannteren Gesichtern zu zählen.

In München durfte er erstmals das Duell der beiden mächtigsten deutschen Vereine für rund 25 Minuten auf dem Rasen erleben, verlor prompt vor dem 3:1 durch Jamal Musiala einen entscheidenden Zweikampf gegen Marcel Sabitzer (83.). Leicht fällt der Sprung von der Jugend zu den Profis niemandem, Bynoe-Gittens soll trotzdem möglichst schon in der kommenden Spielzeit dabei helfen, den FC Bayern zu gefährden und dem Dortmunder Spiel mehr Tempo zu verleihen. Der BVB plant bereits den Neuangriff.

Bierdusche: Thomas Müller wird von Benjamin Pavard nach dem Sieg über den BVB nass gespritzt.
Bierdusche: Thomas Müller wird von Benjamin Pavard nach dem Sieg über den BVB nass gespritzt. © firo

„Wir reden über Fußball, im Fußball kann man durchaus mal zehn Jahre Meister werden. Aber es gibt ja immer Mannschaften, die versuchen, das zu ändern, dazu gehören wir“, meinte Marco Rose. „Wir werden uns schütteln, wieder neu aufstellen, nichts an unseren Ambitionen ändern. Wir sollten alle versuchen, die Meisterschaft nächstes Jahr noch spannender zu gestalten. Da wird Borussia Dortmund einer der ersten sein, die dies versuchen.“

Dafür wird die Mannschaft im Sommer verändert. Bayerns Verteidiger Niklas Süle (26) hat bereits unterschrieben, Karim Adeyemi (20) von Red Bull Salzburg steht kurz davor. Zudem arbeitet der kommende Sportdirektor Sebastian Kehl an einem Transfer von Freiburgs Abwehrspieler Nico Schlotterbeck (22). Weitere Wünsche: Ein Sechser – und ein Ersatz für Erling Haaland, sollte dieser das Ruhrgebiet verlassen, worauf alles hindeutet.

Dabei zeigte auch die aktuelle Mannschaft in München wie im Hinspiel, dass sie in Phasen durchaus mit der besten Auswahl in Deutschland mithalten kann.

1:0! Serge Gnabry schießt, der BVB staunt.
1:0! Serge Gnabry schießt, der BVB staunt. © firo

BVB: Sebastian Kehl fehlt die Fairness

Nach einer enttäuschenden ersten Halbzeit, in der die Borussia die Gegentore von Serge Gnabry (15.) und Robert Lewandowski (34.) durch eigenes Fehlverhalten miteinleitete, brachte der BVB den Rekordmeister in Hälfte zwei ins Wanken. Kapitän Marco Reus erzwang einen Strafstoß, den Emre Can verwandelte (52.). Erling Haaland ließ einige Gelegenheiten aus. Außerdem hätten die Dortmunder einen weiteren Elfmeter bekommen müssen, nachdem Benjamin Pavard erst Jude Bellingham und dann den Ball getroffen hatte (59.). Schiedsrichter Daniel Siebert verzichtete auf einen Pfiff. Videoassistent Marco Fritz überprüfte die Szene, was jedoch nicht dazu führte, dass sich Siebert das Foul noch einmal auf dem Monitor anschaute.

Einen Tag später beklagt Sebastian Kehl diese Entscheidung am Telefon. „Der Schiedsrichter hätte sich die Szene noch mal anschauen müssen“, meint der 42-Jährige. Schon im Hinspiel (2:3) schimpften die Dortmunder über die Leistung der Offiziellen. „Wenn man beide Spiele zusammennimmt, fühlen wir uns nicht fair behandelt“, sagt Kehl, dies ändere aber nichts daran, dass der FC Bayern verdient Meister geworden sei. Aber „gestern waren wir ebenbürtig. Wenn man unsere personelle Situation berücksichtigt, mit acht Verletzten, dann gefällt mir, wie wir dagegengehalten haben.“

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Während die Saison ihrem Ende entgegen plätschert, steht Kehl vor ereignisreichen Transfer-Wochen. Der Verein wartet auf eine Entscheidung von Erling Haaland (21), der Stürmer kann durch eine Ausstiegsklausel von rund 75 Millionen Euro den BVB im Sommer verlassen. „Beide Seiten wollen versuchen, schnellstmöglich zu einer Entscheidung zu kommen“, so Kehl. „Aber es gibt keinen neuen Stand.“

Vermutlich werden die drei verbleibenden Bundesliga-Spiele gegen Bochum (30.4), Greuther Fürth (7.5.) und Hertha BSC (14.5.) aber die letzten für Haaland in Dortmund sein. Ein Ziel bleibt. Durch drei Siege „können wir die 70-Punkte-Marke knacken und diese Saison gut abschließen“, sagt Kehl.

Nebenbei: 2011, als der BVB den Titel holte und wenig auf die kommende Bayern-Dominanz hindeutete, hätte diese Punktezahl gereicht, um Meister zu werden..