München. Der BVB verliert 1:3 beim FC Bayern, der sich zum Deutschen Meister krönt. Doch eine Szene im Strafraum erzürnt die Dortmunder.

Dieses eine Mal lag Marco Rose vorne, er erschien als erstes im Presseraum der Münchener Arena – was für den Trainer von Borussia Dortmund aber allenfalls ein zweifelhafter Triumph war. „Wir wollten die Titelfeierlichkeiten des FC Bayern nicht stören“, hieß es als Erklärung. Denn kurz zuvor war ja passiert, was aus Dortmunder Sicht auf keinen Fall hätte passieren dürfen: Der FC Bayern München hatte den BVB 3:1 (2:0) gewonnen und sich so schon am 31. Spieltag zum Deutschen Meister gekrönt. Rose gratulierte artig, „auch wenn es für uns angenehmere Dinge gibt, als hierhinzufahren und die Bayern zum Meister zu machen“, meinte er. „Aber wenn man nach 31 Spieltagen zwölf Punkte Vorsprung vor dem Tabellenzweiten hat, hat man das verdient.“

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Die Dortmunder hätten sich den Anblick der traditionellen Weißbierduschen zum zehnten Meistertitel der Münchener gerne erspart – aber sie hatten auch auf dem Platz zu oft gewirkt, als wollten sie die Meisterfeierlichkeiten nicht stören. Es fehlten gleich acht potenzielle Stammspieler – und in den entscheidenden Szenen fehlten die Geistesgegenwärtigkeit und Entschlossenheit, die die Münchener zeigten: Nach dem Eckball von Joshua Kimmich legte Leon Goretzka, weitgehend ungestört von Emre Can, per Kopf ab in den Rückraum, wo Serge Gnabry von Julian Brandt komplett vergessen worden war. Der Nationalspieler ließ den Ball vom Oberschenkel abtropfen und schloss mit dem nächsten Kontakt direkt ab – unhaltbar flog die Kugel in den Winkel (15.).

Meister! Bayerns Leon Goretzka wird mit Weißbier geduscht.
Meister! Bayerns Leon Goretzka wird mit Weißbier geduscht. © firo

BVB taumelt beim FC Bayern, fängt sich aber

Es roch nach der traditionellen Abreibung: Gnabrys zweiter Treffer zählte nicht (30.), nach Fehlpass von Dan-Axel Zagadou aber erhöhte Robert Lewandowski auf 2:0 (34.). Wieder einmal machten die BVB-Profis zu viele einfache Fehler, um in München bestehen zu können. Das Spiel schein entschieden – bis ein arg ungeschicktes Foul von Joshua Kimmich an Marco Reus im Strafraum wieder für Spannung sorgte. Emre Can verwandelte den fälligen Strafstoß (52.) und mit einem Mal waren die Chancen für Dortmund da – doch Marco Reus und Erling Haaland vergaben.

Stattdessen traf kurz vor Schluss Jamal Musiala zur Entscheidung nutzte (83.). Zur Freude von Trainer Julian Nagelsmann, der vom Weißbier durchnässt bis auf die Unterwäsche zur Pressekonferenz erschien. „Das hat sich gut angefühlt“, sagte er. Man merkte dem 34-Jährigen an, wie ergriffen er war, die Stimme stockte ungewohnt oft. „Für mich ist es mein erster großer Titel, das ist ein bedeutender Moment für mich“, erklärte er. „Es war nicht das leichteste Jahr, um als Bayern-Trainer zu starten. Es sind viele Dinge passiert, es gab viele Nackenschläge, die für mich als Ehrgeizling nicht leicht zu verkraften waren.

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BVB-Trainer Marco Rose: "Ich erwarte einfach, dass die Dinge anständig geregelt werden"

Aus in der Champions League, aus im DFB-Pokal, aber immerhin das Minimalziel Meisterschaft war geschafft – weil neben den Dortmundern auch die Schiedsrichter die Meisterfeierlichkeiten nicht störten. Denn eine Szene in der 59. Minute sorgte für mächtig Aufregung, als Jude Bellingham in den Strafraum eindrang und Benjamin Pavard mit seiner Grätsche erst das Bein des Engländers und dann den Ball traf. Nicht genug für einen Elfmeter, entschied Schiedsrichter Daniel Siebert und Video-Assistent Fritz schloss sich nach kurzer Überprüfung an – was Rose mächtig auf die Palme brachte: „Es ist ein absolutes Spitzenspiel, es geht um eine Menge, es geht um Renommee Bayern gegen Dortmund, dann erwarte ich einfach, dass die Dinge anständig geregelt werden“, schimpfte er. „Wenn das heute wieder nicht der Fall war, dann muss ich sagen: Hut ab!“ Allerdings hatte der BVB-Trainer die Szene gar nicht gesehen, anders als sein Kollege Nagelsmann. „Ich glaube, da kann man Elfmeter geben“, urteilte der.

Jude Bellingham, liegt auf dem Rasen, ein Krampf plagt den BVB-Profi.
Jude Bellingham, liegt auf dem Rasen, ein Krampf plagt den BVB-Profi. © Getty Images

Doch es kam anders, niemand gab den Partycrasher – bis Lewandowski vor die TV-Kameras trat und beharrlich ein Bekenntnis zum Klub vermied, an den er noch bis 2023 gebunden ist. „Bald kommt ein Treffen, aber was passiert, weiß ich auch nicht“, sagte er. Nach großer Lust auf einen Verbleib klang das nicht. Sie haben auch ihre Baustellen beim Rekordmeister – für den Rest der Liga aber sind sie nach wie vor zu gut. Auch für den BVB.