München. Der FC Bayern München ist Deutscher Meister. Am Samstagabend gewann der FCB das Topspiel gegen den BVB mit 3:1 und machte damit alles klar.
Marco Rose versuchte alles: Der Trainer von Borussia Dortmund rief, er ruderte, er winkte, er trieb seine Mannschaft an – aber am Ende nutzte es nichts: 1:3 (0:2) verlor der BVB das Spitzenspiel beim FC Bayern München, womit geschah, was die Dortmunder unbedingt verhindern wollten: Die Bayern sicherten sich drei Spieltage vor Schluss ihre zehnte Deutsche Meisterschaft in Serie und konnten die nun ausgerechnet gegen den großen Rivalen der vergangenen Jahre begießen.
#MISS10N #MiaSanMeister #FCBayern pic.twitter.com/nni5apjpmu
— FC Bayern München (@FCBayern) April 23, 2022
BVB ohne acht Stammkräfte beim FC Bayern
Dabei hatte der BVB zumindest streckenweise einen großen Kampf geliefert, hatte das Geschehen zumindest nach der Pause eng gestaltet. Letztlich aber sah man eben doch, dass der BVB ohne acht potenzielle Stammspieler angereist war und dass deswegen der seit knapp zwei Jahren kaum beachtete Reinier sogar in der Startelf stand. Er sammelte keine Argumente für weitere Einsätze – die meisten seiner Kollegen allerdings über weite Strecken auch nicht.
Abpfiff. Der FC Bayern gewinnt das Spiel. #FCBBVB pic.twitter.com/uNAjiuHbGY
— Borussia Dortmund (@BVB) April 23, 2022
Trainer Marco Rose hatte in der abschließenden Mannschaftsbesprechung trotz der desaströsen Personallage einen mutigen, leidenschaftlichen Auftritt gefordert. Und Mut warfen seine Spieler zunächst durchaus in die Waagschale, die Anfangsphase des Spiels konnten sie überraschend offen gestalten.
Beiden Mannschaften war zunächst ein gewisser Respekt vor den schnellen Offensivspielern des Gegners anzumerken, deswegen gingen sie in den Angriffen kein großes Risiko, zogen sich nach Ballverlusten schnell zurück, versammelten viele Spieler hinter dem Ball und pressten nur situativ. So entwickelte sich ein intensives Spiel, in dem es allerdings zunächst keine Torannäherungen zu sehen gab.
Gleich die erste zeigte dann aber den Unterschied zwischen beiden Mannschaften, denn bei der Ecke von Joshua Kimmich agierten nur die Bayern entschlossen: Leon Goretzka setzte sich gegen Emre Can durch und legte per Kopf zurück an die Strafraumgrenze, wo Julian Brandt seinen Gegenspieler Serge Gnabry aus den Augen verloren hatte. Der ließ den Ball vom Oberschenkel abtropfen und jagte ihn gleich mit dem nächsten Kontakt in den Winkel. Marwin Hitz, der den verletzten Stammtorhüter Gregor Kobel vertrat, blieb wie angewurzelt stehen und konnte dem Ball nur hinterherschauen (15.).
Die gewünschte Leidenschaft zeigten die Dortmunder in der Folge nur abseits des Balles: Emre Can stieß Kingsley Coman um, kam aber noch mit einer Ermahnung davon (24.). Die Gelbe Karte sah er später nach einem Scharmützel mit Leon Goretzka. Und weil der Münchener straffrei blieb, geriet Trainer Rose außen so in Rage, dass auch er Gelb sah (34.).
Zu dem Zeitpunkt hätte der BVB schon ausgleichen können, nein müssen: Julian Brandt steckte durch auf Erling Haaland, doch der traf den Ball völlig frei vor dem Tor nicht richtig – und so wurde der Schuss zur leichten Beute für Manuel Neuer (27.).
Wenig später überreichten die Dortmunder dann das traditionelle Gastgeschenk, dass sie bei Auftritten in München meist im Gepäck haben: Marius Wolfs Querpass spitzelte Coman auf Gnabry, der locker einschob (30.). Doch weil Coman kurz zuvor hauchzart im Abseits gestanden hatte, intervenierte Video-Assistent Marco Fritz. Durchatmen beim BVB – bis sich auch Dan-Axel Zagadou spendabel zeigte: Sein Fehlpass prallte von Kimmich zu Thomas Müller, der bediente Robert Lewandowski – und der wiederum schob locker-leicht ins kurze Eck, weil Hitz in die falsche Richtung unterwegs war (34.).
Vom BVB war nun nichts mehr zu sehen, beinahe hätte Mittelstürmer Haaland seinem Gegenüber Lewandowski sogar ein Tor aufgelegt: Die Kopfball-Ablage des Dortmunder Torjägers missriet völlig und landete als Bogenlampe beim Bayern-Angreifer, der sofort abzog – knapp vorbei (44.).
Das Spiel schien durch zur Pause entschieden – doch dann waren es plötzlich die Bayern, die Geschenke verteilten: Kimmich leistete sich im Strafraum ein ungeschicktes Foul an Marco Reus – Elfmeter, den Can sicher verwandelte (52.). Dann ein Fehlpass im Bayern-Aufbau, Haaland steckte durch auf Reus – doch der scheiterte aus spitzem Winkel an Neuer (54.). Und nur eine Minute später grätschte Lucas Hernandez den BVB-Kapitän gerade noch ab.
Die Dortmunder waren nun mit jener Energie unterwegs, die man in der ersten Halbzeit meist vermisst hatte. Doch auch die Bayern hatten ihre Szenen, Lewandowskis Abschluss hoppelte nur knapp am Pfosten vorbei (58.) und Raphael Guerreiro grätschte vor dem einschussbereiten Coman.
Lesen Sie hier weitere BVB-Texte
Erstens: Bayern gegen BVB: Das sagt Ottmar Hitzfeld
Zweitens: Bayern gegen BVB: Das letzte Duell der Topstürmer
Drittens: BVB: Adeyemi im Anflug, Schlager und Laimer im Fokus
Mit einiger Verspätung war es nun ein hochklassiges Spitzenspiel, das allerdings die Bayern nach und nach durch geduldiges Passspiel wieder stärker unter Kontrolle brachten – abgesehen von zwei halbgefährlichen Schüssen, die man Haaland gestattete.
Beim BVB konnte man sich noch über die Einwechslung des 17-jährigen Engländers Jamie Bynoe-Gittens freuen, der ein paar verheißungsvolle Dribblings, aber auch einige Fehlpässe zeigte. Weniger erfreulich war dagegen, dass Haaland mit zunehmender Spieldauer immer mehr humpelte, der lädierte Knöchel machte sich deutlich bemerkbar.
FC Bayern - BVB: Jamal Musiala macht alles klar
Und ganz und gar nicht erfreulich war dann, dass die Dortmunder wieder einmal Konfusion in ihrem Strafraum zuließen, an deren Ende der eingewechselte Jamal Musiala zum 3:1 einschob (83.). Auch das war ein Unterschied an diesem Tag: Der BVB wechselte mangels Alternativen ein unfertiges Talent ein, der FC Bayern die deutschen Nationalspieler Musiala und Leroy Sané. Auch deswegen stand am Ende der letztlich verdiente Münchener Sieg – und die erneut verdiente Meisterschaft.