Dortmund. Der BVB gewinnt die Pokal-Generalprobe gegen RB Leipzig mit 3:2 – weil rechtzeitig zum Saisonfinale ein neuer Geist die Mannschaft beflügelt.

Es hätte geradezu kitschig perfekt sein können am Sonntag: Die Sonne schien, Borussia Dortmund hatte am Tag zuvor einen 3:2 (1:0)-Sieg gegen den Tabellenzweiten RB Leipzig eingefahren und kletterte dank des 1:1 von Eintracht Frankfurt gegen Mainz 05 sogar auf den ersehnten vierten Tabellenplatz, der die Qualifikation für die Champions League bedeutet. Und ganz nebenbei war der Sieg gegen Leipzig auch eine gelungene Generalprobe für das Wiedersehen mit den Sachsen im DFB-Pokalfinale in Berlin am Donnerstag (20.45 Uhr/ARD und Sky).

Es gab am Sonntag aber auch einen Stimmungsdämpfer: Bei Torhüter Marwin Hitz, zur Halbzeit nach einem Zusammenprall mit Manuel Akanju ausgewechselt, ergab die MRT-Untersuchung einen Kapselriss. Er wird in Berlin und für den Rest der Saison fehlen – Roman Bürki, im Laufe der Rückrunde aus dem Tor verbannt, rückt wieder zwischen die Pfosten. Wenig Neues gab es dagegen von Erling Haaland, der das Spiel gegen Leipzig wegen eines hartnäckigen Pferdekusses verpasst hatte. „Wir hoffen, dass er uns am Donnerstag wieder zur Verfügung steht, aber das können wir jetzt noch nicht definitiv sagen“, erklärte Sportdirektor Michael Zorc im Gespräch mit dieser Zeitung.

BVB: Zorc lobt Mannschaftsklima

Abgesehen von der ungewissen bis unerfreulichen Personallage allerdings war Zorc bestens gelaunt nach dem Sieg in einem phasenweise hochklassigen und phasenweise sehr wilden Spiel. Eine Stunde lang hatte der BVB die Partie kontrolliert und durch zwei herrliche Treffer von Marco Reus (7.) und Jadon Sancho (51.) eine vermeintlich sichere Führung herausgeschossen. Doch dann entglitt den Dortmundern die Partie, Lukas Klostermann (63.) und Dani Olmo (77.) besorgten den Ausgleich. Leipzig hatte Oberwasser, Dortmund wankte – fiel aber nicht, weil noch ein Konter gelang, weil Sancho einen wunderbaren Spielzug zum 3:2 abschloss (87.).

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Fast noch mehr als über das Siegtor freute sich Zorc über die Szenen danach: „Wie sich die Jungs gefreut haben, zeigt: Es herrscht gerade ein gutes Klima in der Mannschaft, auch abseits des Platzes“, sagte er. „Jeder arbeitet für den Anderen, jeder freut sich für den Anderen.“

Mats Hummels, beim Ausgleichstreffer äußerst unglücklich, durchmaß das Feld im Vollsprint, um dem Siegtorschützen Sancho zu gratulieren. Und auf der Tribüne jubelte Haaland wie entfesselt.

Borussia Dortmund will den Finalsieg

Es ist ein neuer Geist, der in der Mannschaft steckt, der sie rechtzeitig zum Saisonende in Schwung kommen lässt – und der auch den Pokalsieg bringen soll. „Wir haben vier Jahre keinen Titel geholt, jetzt stehen wir im Finale – und jetzt wollen wir es auch gewinnen“, verkündete Zorc.

Von den Leipzigern kamen weniger forsche Töne – sie hatten ja auch weniger Anlass dazu. Trainer Julian Nagelsmann wollte zwar einerseits keine allzu großen Schlüsse für das Pokalfinale am Donnerstag ziehen. Andererseits erklärte er: „Wenn wir zumindest das 2:2 gehalten hätten, wäre es ein psychologischer Nachteil für Dortmund gewesen.“

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Nun aber müssen die Sachsen aufpassen, dass ihnen keine Dortmund-Psychose erwächst, es war das siebte Spiel in Serie ohne Sieg gegen den BVB. „Die Bilanz ist nicht herausragend“, räumte Nagelsmann ein. „Es wird Zeit, dass wir mal gewinnen. Am Donnerstag haben wir die nächste Chance dazu. Da müssen wir es hinkriegen.“

Dass Nagelsmann in der Generalprobe nicht alle Karten auf den Tisch gelegt hatte, dass er den Gegner möglicherweise sogar in Sicherheit wiegen wollte – das glaubt man in Dortmund nicht. Und wer sah, wie sich die Sachsen über den Ausgleich freuten und über die Niederlage ärgerten, musste zum gleichen Ergebnis kommen. Dennoch wird Nagelsmann am Donnerstag einiges ändern: „Ein paar Spieler haben sich ein bisschen mehr aufgedrängt, ein paar Spieler haben sich ein bisschen weniger aufgedrängt.“