Dortmund. Nach der Enttäuschung im Vorjahr haben sich die Handball-Frauen von Borussia Dortmund erstmals in der Vereinsgeschichte zum Meister gekrönt.

Es war tief in der Nacht auf Sonntag, als der Bus mit den Handballerinnen von Borussia Dortmund sein Ziel erreicht hatte. Nicht die Heimspielstätte, die sonst nach Auswärtsspielen direkt angesteuert wird, sondern eine Stelle mit weitaus größerer symbolischer Bedeutung. Gefeiert hatten die BVB-Bundesligaspielerinnen schön während der mehrstündigen Fahrt aus Halle/Saale, und nun taten sie noch das, was man als Mitglied von Borussia Dortmund tun muss nach dem Erreichen eines großen Ziels: Sie umrundeten den Borsigplatz, die Geburtsstätte des schwarz-gelben Klubs. Wie es sich für einen Deutschen Meister im BVB-Trikot gehört.

Neuigkeiten zum BVB

„Es war zwar alles leer – aber eine Runde musste einfach sein“, sagte BVB-Spielmacherin Alina Grijseels nach dem großen Triumph, der längst nur noch eine Frage der Zeit war. Schon als sie das Hinspiel gegen die SG BBM Bietigheim gewonnen hatten, war die Hoffnung der BVB-Handballerinnen groß. Als sie auch das Rückspiel gegen den größten Rivalen für sich entschieden hatten, war der Titelgewinn schon sehr wahrscheinlich. Am Samstagabend nach dem 39:22 (22:9)-Sieg gegen den SV Union Halle-Neustadt war es dann amtlich: Borussia Dortmund ist vorzeitig Deutscher Meister. Zum ersten Mal seit dem Start des BVB-Projekts Frauenhandball im Jahr 1991.

Starke BVB-Bilanz: 27 Spiele, 27 Siege

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Es hätte das zweite Mal sein können. Es hätte das zweite Mal sein müssen! Doch als in der Vorsaison das Coronavirus zu wüten begann, wurde die Frauen-Bundesliga im April offiziell abgebrochen. Die der Männer ebenfalls. Die der Frauen ohne Wertung und damit ohne Meister. Die der Männer mit einem jubelnden THW Kiel, der sich dank der dort angewandten Quotientenregelung über die Trophäe freuen durfte. Bei den Frauen herrschte Unverständnis. Vor allem beim damaligen Tabellenführer Borussia Dortmund. „Jeder Sportler will Meister werden“, hatte Alina Grijseels dieser Zeitung damals gesagt. „Wir stehen auf dem ersten Tabellenplatz, haben gut gespielt und viel in diese Saison investiert – da wäre es schon verdient, sich Deutscher Meister nennen zu dürfen.“ Ihren Unmut zeigten die BVB-Frauen damals auch in den Sozialen Netzwerken. Mit Fotos, auf die sie Bärte gemalt und einen Satz hinzufügt hatten: „Wäre ich ein Mann, wäre ich jetzt Deutscher Meister.“

Nun sind sie es. Der Frust aus der vergangenen Saison wurde in Trotz umgewandelt, die Borussia pflügte regelrecht durch diese Bundesliga-Saison. 27 Siege holten die BVB-Handballerinnen in 27 Spielen, sie erzielten die meisten Tore (912) und kassierten die wenigsten Gegentreffer (604). Bei neun Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten Bietigheim ist der BVB auch bei drei noch ausstehenden Spielen nicht mehr von Platz eins zu verdrängen.

Zwei Jahre auf den Titel gewartet

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„Die Dinge, die man erwartet, die treffen einen dann doch unvorbereitet. Wir brauchen, glaube ich, ein bisschen Zeit um das Ganze zu verarbeiten. Wir haben jetzt zwei Jahre auf diesen Moment gewartet, das ist etwas ganz besonderes für uns und den ganzen Verein“, sagte BVB-Trainer André Fuhr. Nationaltorhüterin Isabell Roch stimmte zu: „Es ist die pure Freude. Wir haben so lange auf diesen Titel gewartet – jetzt gehört er uns. Keiner hat es so verdient wie wir.“