Dortmund. Der BVB verliert gegen Eintracht 1:2 und wird wohl die Champions League verpassen. Der Frust bei Reus nach seiner Auswechslung ist groß.

Michael Zorc sprach mit leiser Stimme, die Enttäuschung war dem Sportdirektor von Borussia Dortmund schon anzumerken, bevor er sie in die entsprechenden Worte kleidete: „Das war sehr enttäuschend heute“, sagte der BVB-Sportchef nach der 1:2 (1:1)-Niederlage gegen Frankfurt im eigenen Stadion. Und es war eine Niederlage, die besonders schwer wog: Eigentlich hatte sich der BVB auf einen Punkt an Eintracht Frankfurt und damit an Platz vier heranrobben wollen. Nun beträgt der Rückstand sieben Punkte bei noch sieben Spielen und die Dortmunder müssen sich langsam damit abfinden, dass die Schreckensvorstellung von einer Saison ohne Königsklasse Realität wird.

„Natürlich geben wir nicht auf, aber haben uns heute ganz anders vorgestellt“, sagte Zorc, ohne wirklich Kampfgeist auszustrahlen. „Wir müssen uns aber eingestehen, dass unsere Leistung nicht so war, dass wir das Spiel hätten gewinnen müssen.“ Zu fehlerbehaftet war das Dortmunder Spiel, zu oft trafen die Dortmunder falsche Entscheidungen.

BVB-Trainer Edin Terzic hadert mit Ballverlusten

Zum Beispiel schon nach elf Minuten. Der BVB war eigentlich ordentlich in die Partie gestartet, hatte aber seine Kontergelegenheiten durch Fehlpässe zunichte gemacht. „Wir waren technisch nicht ganz sauber, hatten zu viele Ballverluste“, haderte Trainer Edin Terzic. Dadurch wurde es jenes wilde Spiel, dass die Frankfurter unbedingt wollten und die Dortmunder unbedingt vermeiden wollten. Rasant ging es hin und her, Zweikampf folgte auf Zweikampf, Sprintduell auf Sprintduell – sodass die Schwarz-Gelben ihre technische Überlegenheit viel zu selten ausspielen konnten.

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Der Frust war groß auf Dortmunder Seite, schon während des Spiels. Als BVB-Kapitän Marco Reus nach 80 Minuten ausgewechselt wurde, pfefferte er seinen Tapeverband wütend zu Boden, stapfte dann sichtlich wütend und sehr langsam vom Platz – obwohl es zu diesem Zeitpunkt 1:1 stand, was für die Dortmunder auch schon zu wenig war.

„Wenn Sie Kapitän sind und in einer solchen Phase ausgewechselt werden, sind sie dann glücklich und zufrieden?“, fragte Trainer Edin Terzic zurück, als er darauf angesprochen wurde. „Die Reaktion ist menschlich. Marco hat versucht, alles rauszuholen, war aber auch einige Zeit verletzt. Für mich ist das kein großes Thema.“

Er hat ja spätestens nach diesem Spiel genügend andere Probleme. Früh geriet Dortmund in Rückstand, weil Filip Kostic recht ungestört flankte, weil Nico Schulz im Zentrum gegen André Silva unglücklich agierte und den Ball ins eigene Tor köpfte (11.).

Ein früher Schock aus Sicht der Hausherren, die sich um eine schnelle Antwort mühten, dafür aber lange brauchten. Erst gegen Ende der ersten Hälfte brachte Marco Reus eine Ecke in den Strafraum, Emre Can legte mit der Brust ab – und Mats Hummels drosch den Ball ins Tor (45.). Es war der zu diesem Zeitpunkt verdiente Ausgleich in einem Spiel zweier gleichstarker Mannschaften.

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Doch weiterhin gelang es den Dortmundern zu selten, das Spiel zu beruhigen und die individuelle Überlegenheit auszuspielen. Zwar spielten sich die BVB-Profis Chancen heraus, sie nutzten sie aber nicht – oder sie nahmen sich selbst durch Fehlpässe die Möglichkeit, gefährlich zu werden. So konnte die Eintracht immer wieder kontern, und einer dieser Konter sollte das Spiel entscheiden: Luka Jovic überlief Manuel Akanji, Mats Hummels klärte, Kostic flankte erneut – und Silva köpfte ein (87.).

Ein äußerst schmerzhafter Treffer aus Dortmunder Sicht, zumal sie keine Antwort mehr fanden und das wichtigste Saisonziel, die Champions-League-Qualifikation, in weite Ferne gerät. „Wenn man realistisch ist, wird es selbst mit sechs oder sieben Siegen sehr, sehr schwer mit Platz vier“, sagte ein sichtlich bedienter Hummels und räumte dann noch ein: „Das Verpassen der Champions League wäre sportlich und finanziell eine Katastrophe – und jetzt sind wir ganz nah dran.“