Freiburg/Dortmund. Bei Borussia Dortmund klaffen Anspruch und Wirklichkeit derzeit weit auseinander. Sportdirektor Michael Zorc knöpft sich das Team vor.
Die Sonne war hinter den Bergen des Schwarzwaldes verschwunden, nur die großen Flutlichtmasten erhellten den Parkplatz am Freiburger Stadion, während Marco Reus zum Mannschaftsbus trottete. Die Augenlider tief, die Lippen zusammengekniffen. Der grimmige Blick von Borussia Dortmunds Kapitän verriet, wie enttäuschend der Samstagnachmittag mal wieder verlaufen war für seinen Verein, aber auch für ihn persönlich.
BVB-Kapitän Reus frustriert nach Auswechslung
Mit 1:2 (0:0) hat der BVB gegen den SC Freiburg verloren, die schon achte Niederlage in dieser Spielzeit dämpft die Hoffnung auf Besserung, die Saison bleibt wacklig. Die Qualifikation für die Champions League gerät zunehmend in Gefahr, vier Punkte beträgt der Rückstand auf Rang vier. Und so wirft diese Niederlage erneut Fragen auf.
Etwa: Kann Reus als Kapitän seine Mitspieler noch mitreißen?
Oder: Schafft es Trainer Edin Terzic, das Team weiterzuentwickeln?
Und: Kratzt dieser Kader alles aus sich heraus?
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Spricht man mit Michael Zorc einen Tag später darüber, wird die Stimme des BVB-Sportdirektors spürbar lauter. Weil er sich gegen eine Generalkritik wehrt. Aber: „Wir können gern über das Jetzt sprechen. Jetzt stehen wir auf dem sechsten Rang, das entspricht nicht unserem Anspruch, das sagen wir auch ganz klar – und doch können wir noch die Champions League erreichen.“ Die Gegentore in Freiburg seien jeweils durch eine Fehlerkette entstanden. Zorc moniert allerdings deutlich: „Insgesamt fehlt uns im Defensivverhalten der letzte Biss. Es fehlt, dass wir uns als Mannschaft komplett gegen ein Gegentor stemmen.“
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BVB-Torwart Hitz patzt
Allerdings hätte das Spiel im Schwarzwald-Stadion auch anders verlaufen können. Zum Beispiel, wenn BVB-Stürmer Erling Haaland seine Gelegenheit zu Beginn genutzt hätte (13). Freiburgs Woo-yeong Jeong erzielte stattdessen ungehindert vor dem Dortmunder Sechzehnmeterraum die Führung (49.). Nur drei Minuten später wunderte sich Jonathan Schmid über den Freiraum, den ihm die Borussia bei seinem Fernschuss ließ. Der Ball klatschte erst an den rechten Pfosten, dann an den Oberarm von Torhüter Marwin Hitz und von da ins Netz. Hitz wirkte schon beim ersten Gegentreffer unglücklich, den zweiten hätte er verhindern müssen.
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Die Schwarz-Gelben versuchten danach zwanghaft, heranzukommen, der eingewechselte Youssoufa Moukoko nährte mit seinem Tor nach feiner Vorarbeit von Haaland die Hoffnung auf eine Wende. Zorc: „Wenn der 16 Jahre alte Moukoko mit Abstand die meisten Torschüsse abgibt, obwohl er nur etwas mehr als eine halbe Stunde auf dem Platz stand, dann sagt das etwas über unsere Offensivleistung aus.“
Giovanni Reyna und Jadon Sancho dribbelten sich meistens fest. Erling Haaland schüttelte mehr mit dem Kopf, als Ballkontakte zu sammeln. Julian Brandt war wie die Sonne am grauen Freiburger Himmel: nicht zu sehen. Und wenn doch, dann vertändelte er den Ball. Der Nationalspieler musste vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw schon in der Halbzeit in der Kabine bleiben. Und Marco Reus?
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BVB-Trainer Terzic holt weniger Punkte als Favre
Trainer Terzic holte seinen Kapitän bereits in der 60. Minute vom Rasen, weil er ihm nicht mehr zutraute, das Offensivspiel zu beleben. Reus‘ wütende Tritte gegen die Auswechselbank dröhnten anschließend bis auf die Tribüne. Er spreche nicht über Einzelne, erklärt Zorc. „Ich erwarte von all unseren etablierten Spielern grundsätzlich deutlich mehr Leistung.“
Zu denen zählt auch Mats Hummels, der die Partie nicht zu negativ bewerten wollte. „Manchmal geht vom Gegner alles rein und bei uns weniger. Deswegen werden wir jetzt wieder schlechtgeredet“, sagte der 32-Jährige. Emre Can meinte: „Wenn wir mal das Glück auf unserer Seite haben, können wir solche Spiele auch gewinnen.“
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Terzic ließ seine Enttäuschung über den Auftritt seiner Elf hingegen durchblicken. Gestern richtete er bei der Besprechung deutliche Worte an die Profis. Im Schnitt hat er bislang deutlich weniger Punkte als Vorgänger Lucien Favre gesammelt, der im Dezember gehen musste. Jedoch stellt Zorc klar: „Wir haben ein klares Ziel, das ist der vierte Platz, und das wollen wir mit Edin erreichen. Das traue ich ihm zu."