Dortmund. Jadon Sancho und Marco Reus zeigen beim BVB aufsteigende Tendenz. Sportdirektor Michael Zorc lobt beide - und sieht noch viel Luft nach oben.

Offenbar konnte man sich bei Borussia Dortmund gar nicht sattsehen: Am Dienstagnachmittag postete der Klub ein Video auf Twitter, das noch einmal das erste Tor zum 3:1-Sieg bei RB Leipzig zeigte. Wie Marco Reus eine Hereingabe von der rechten Seite aus vollem Lauf per Hacke hinter dem Standbein entlang zu Jadon Sancho lenkte, wie wie der sicher abschloss – das war schon große Fußballkunst.

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Was die Dortmunder Freude über den Treffer aber noch steigerte, war der Beitrag der Protagonisten Reus und Sancho. Die sind zwar grundsätzlich bekannt für technische Kabinettstückchen, haben damit in der laufenden Saison aber lange gegeizt. Die unwiderstehlichen Dribblings Sanchos, die klugen Läufe, präzisen Pässe und scharfen Schüsse des Kapitäns Reus – all das fehlte dem BVB-Spiel. Wenn BVB-Sportdirektor Michael Zorc oder Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke über die Formschwäche vieler Profis klagten, waren auch diese gemeint.

Sancho zeigt sich selbstkritisch

Denn auch ihre Statistiken waren unterdurchschnittlich: Reus gelangen bis zur kurzen Winterpause vier Tore und zwei Vorlagen in allen Pflichtspielen. Bei Sancho waren es vier Treffer, neun weitere legte er auf. Respektable Zahlen für einen 20-Jährigen – aber mit 20 Treffern und 20 Vorlagen in der Vorsaison hatte er die Messlatte viel höher gelegt.

„Die Saison war bislang sehr schwierig für mich persönlich“, sagt Sancho. „Also wusste ich, als ich in den Urlaub ging, dass ich mich nur auf mein Spiel konzentrieren müsse. Und als ich zurückkam, habe ich darauf gebrannt, wieder loszulegen.“ In den jüngsten drei Spielen gelangen ihm jeweils ein Tor und eine Vorlage, auch in Leipzig kam ja noch eine dazu. Und Reus legte im Duell mit dem Bundesliga-Zweiten zwei Treffer auf.

Lob von BVB-Sportdirektor Zorc

„Jadon und Marco hatten schon zuletzt einen Aufwärtstrend, der hat sich fortgesetzt“, lobt Sportdirektor Michael Zorc im Gespräch mit dieser Redaktion. „Es geht aber natürlich noch besser.“ Denn, auch das gehört zur Wahrheit: Es gab in Leipzig ja auch jene erste Halbzeit, in der die hochbegabte BVB-Offensive nicht einen Torschuss zustande brachte. In der Vergangenheit aber ließen sich die Fußballkünstler Sancho und Reus dadurch durchaus mal aus dem Konzept bringen, sie verstrickten sich in unnötige verbale Scharmützel und sinnfreie Dribblings oder haderten mit dem eigenen Spiel.

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Diesmal fanden sie buchstäblich über den Kampf zum Spiel. „Sie haben schon in der ersten Halbzeit, als es offensiv nicht lief, vollen Einsatz gezeigt, sie haben sich in den Dienst der Mannschaft gestellt“, lobt Zorc. „Das ist der Weg, anders geht es nicht.“ Dass der Aufschwung der beiden einhergeht mit der Installation des neuen Cheftrainers Edin Terzic, hält man in der Chefetage nicht für Zufall. Gerade mit Reus und Sancho hat Terzic in seinen ersten Tagen das Einzelgespräch gesucht, hat ihnen versichert, dass er auf sie baut – und versucht, ihnen zu helfen, die Köpfe freibekommen.

Nagelprobe gegen Mainz

Denn gerade bei Sancho hatte man im Klub das Gefühl, dass er manches Mal zu viel wollte, dass er versuchte, die alte Leichtigkeit zu erzwingen und darüber nur verkrampfte. Nun ist die Hoffnung groß, dass aus dem kurzen Aufwärtstrend ein nachhaltiger wird, dass die jüngsten Erfolgserlebnisse neues Selbstvertrauen geben und die Zweifel verfliegen lassen, bei Sancho genauso wie bei Reus. Denn nur dann kann man in Dortmund weiter von Titeln träumen.

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Zeigen kann sich das am Samstag gegen Mainz 05 (15.30 Uhr/Sky). Ein Gegner im Tabellenkeller, der vor allem darauf aus ist, das gegnerische Spiel zu zerstören – und gegen den Reus und Sancho beweisen können, wie gut sie Kampf und Spielkultur inzwischen vereinen.