Dortmund. BVB-Abwehrchef Mats Hummels hat zuletzt immer wieder fundamentale Kritik am Dortmunder Spiel geübt. Seinen Trainer stört das nicht.

Dass Mats Hummels ein meinungsstarker Profi ist, ist nichts Neues bei Borussia Dortmund. Dass er in seiner Kritik an den BVB-Auftritten sehr deutlich werden kann, auch nicht. Dennoch war es auffällig, wie vehement sich der Abwehrchef in den vergangenen Wochen zu Wort meldete. Nach dem desaströsen 1:5 gegen den VfB Stuttgart übte er eine derart umfassende Fundamentalkritik, dass man gar nicht mehr anders konnte, als sie als Abgesang auf den kurz darauf geschassten Trainer Lucien Favre zu werten.

Hummels kritisiert BVB-Mitspieler deutlich

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Nach dem 1:2 bei Union Berlin war Hummels regelrecht erbost, warf einigen Mitspielern Verantwortungslosigkeit vor, weil sie bei Standardsituationen ihre Gegenspieler nicht ordentlich gedeckt hatte – was diese Kollegen recht einfach identifizierbar machte, auch wenn Hummels die Namen nicht nannte. Und unter der Woche legte er in einem Sportbild-Interview noch einmal nach, forderte von den hochbegabteren Mitspielern eine andere Haltung ein.

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Deutliche Kritik, mit der man sich in einer Mannschaft nicht immer nur Freunde macht – das hatte die Vergangenheit in Dortmund und beim FC Bayern gezeigt. Trainer Edin Terzic aber sah nichts verwerfliches in Hummels‘ Äußerungen, diese seien „legitim und produktiv“ gewesen. „Wichtig ist, dass Mats immer jemand ist, der vorweggeht“, erklärte Terzic zwei Tage vor dem Bundesligaspiel bei RB Leipzig am Samstag (18.30 Uhr/Sky). „Nicht nur vor Kamera, sondern auch auf dem Platz, am Spieltag und im Training.“

Terzic: Hummels zeigt nicht auf andere

Hummels, so sieht es der BVB-Trainer, fordert nichts ein, was er nicht selbst auch leistet. Und er habe keineswegs nur Kollegenschelte betrieben: „Das Allerwichtigste in seinen Aussagen war das Wort ‚wir‘, Mats bezieht sich immer mit ein“, meinte Terzic. „Deswegen ist es komplett legitim, wenn er nicht mit dem Finger auf andere zeigt, sondern den Arm hebt und Verantwortung übernimmt.“

Genau deswegen haben die BVB-Verantwortlichen den 32-Jährigen ja vor anderthalb Jahren vom FC Bayern zurückgeholt und dafür über 30 Millionen Euro ausgegeben. Sie wünschten sich einen lautstarken Anführer, mit dieser Aussicht haben sie ihn auch gelockt – das hat Hummels eben erst selbst dem Klubmagazin erzählt.

Eigentlich fällt das verbale Aufrütteln ja eher in das Ressort von Kapitän Marco Reus. Der aber ist momentan zu sehr mit den eigenen Leistungen beschäftigt, um glaubhaft im Wochentakt Fundamentalkritik üben zu können. Außerdem sei Reus ja nie ein großer Lautsprecher nach außen gewesen, heißt es hinter den BVB-Kulissen. Nach innen aber nehme er seine Führungsrolle sehr wohl und sehr deutlich ein.