Dortmund. In der Bundesliga liegt RB Leipzig aktuell vor dem BVB. Droht den Borussen eine Ablösung als Nummer zwei in Fußballdeutschland?

Sebastian Kehl lächelte ein wenig süffisant. Nein, sagte der Lizenzspielerkoordinator von Borussia Dortmund, „Sorgen müssen sich unsere Fans nicht machen.“ Befürchtungen, dass RB Leipzig den BVB in der Fußball-Bundesliga als Deutschlands Nummer zwei hinter dem FC Bayern ablösen könne, seien unbegründet. Objektiv betrachtet gibt es zwar dafür Anzeichen, aber Kehl knurrte stattdessen: „Ich will da auch keinen Machtkampf auslösen, so wie es hier versucht wird.“

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In Dortmund wird aber mit Sicherheit registriert, dass die Leipziger an der Vormachtstellung der Schwarz-Gelben in diesem direkten Duell kratzen. Und somit besitzt der sportliche Vergleich an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky) in Sachsen eine große Bedeutung und Aussagekraft: Es ist eines der wenigen Duelle, in denen der BVB nicht als Favorit ins Spiel geht. Und das vor allem deshalb, weil die Borussen nach durchwachsenen Wochen nur auf dem vierten Rang liegen, sechs Punkte hier den formstarken Leipzigern auf Platz zwei.

Der BVB steht vor richtungsweisenden Wochen in der Bundesliga

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Nicht nur deshalb haben die Dortmunder Respekt vor dem kommenden Gegner. „Es gibt momentan sehr viel Positives über Leipzig zu erzählen“, erklärte Kehl am Mittwoch, das Topspiel sei ein echter Gradmesser für den BVB.

Zumal die Dortmunder richtungsweisende Wochen vor sich haben. Im Januar stehen zwei weitere Duelle mit direkten Konkurrenten um die Champions-League-Plätze an. So muss der BVB am 19. Januar bei Bayer Leverkusen antreten, drei Tage später geht es zu Borussia Mönchengladbach. 2021 startet für Schwarz-Gelb also direkt mit einem extrem schwierigen Programm – bei dem der BVB viel verlieren kann. „Aber auch sehr viel gewinnen“, betonte Kehl. „Wir haben alle Möglichkeiten und können einen deutlichen Schritt machen.“

Eine Spielszene aus dem Duell der Vorsaison: BVB-Abwehrchef Mats Hummels (links) gegen Timo Werner im Trikot von RB Leipzig.
Eine Spielszene aus dem Duell der Vorsaison: BVB-Abwehrchef Mats Hummels (links) gegen Timo Werner im Trikot von RB Leipzig. © firo

Spätestens nach diesen Spielen wird klarer sein, wo der BVB unter dem neuen Trainer Edin Terzic tatsächlich steht. Ob die Dortmunder wieder richtig Tabellenspitze schauen dürfen oder ob sie um die Königsklasse bangen müssen. Der 2:0-Sieg gegen den VfL Wolfsburg am Sonntag war zwar ein erster Schritt in die richtige Richtung, aber noch sind weder die Profis noch die Verantwortlichen zufrieden. Kehl: „Wir wissen alle, dass wir in einer Situation sind, die für Borussia Dortmund unglücklich ist.“

BVB-Lizenzspielerkoordinator Kehl: "Müssen neue Leistungskultur kreieren"

Mit Titelhoffnungen in die Saison gestartet, leistete sich die Borussia in den vergangenen Monaten immer wieder unerklärliche Ausrutscher. Gegen spielerisch unterlegene Teams zog der BVB zu oft den Kürzeren. Erst unter Ex-Trainer Lucien Favre, im letzten Ligaspiele 2020 bei Union Berlin (1:2) dann auch unter Terzic.

Einer Spitzenmannschaft dürfen solche Aussetzer nicht passieren, schon gar nicht in dieser Regelmäßigkeit. „Unsere Ansprüche sind deutlich höher“, sagte Kehl dazu. „Wir müssen eine neue Leistungskultur auf dem Platz kreieren – und erfolgreich sein.“ Dann, so der langjährige BVB-Kapitän, werde die Mannschaft auch wieder Spaß haben.

BVB-Kapitän Marco Reus: „Geht um harte Arbeit“

Der Spaß ist den vielen hochbegabten Individualisten in den Reihen der Dortmunder wegen durchwachsener Leistungen zuletzt etwas abhanden gekommen. „Die Leichtigkeit ist noch nicht da“, analysierte Kapitän Marco Reus und formulierte für die kommenden Wochen die Marschroute: „Es geht erst einmal um harte Arbeit und dann um das Vergnügen.“

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Auch Kehl weiß, dass die „Bereitschaft, sich zu quälen“, im Januar entscheidend sein kann. Mut macht ihm, dass seine Dortmunder gegen offensivstarke Teams wie Leipzig in der Vergangenheit häufig gut aussahen. Zweimal gewann der BVB zuletzt in Leipzig.

Gelingt den Schwarz-Gelben am Samstag Ähnliches, wäre es gleichzeitig ein Fingerzeig in Richtung der aufstrebenden Leipziger. Borussia Dortmund könnte nämlich beweisen, dass sie weiterhin die zweite Kraft in Fußballdeutschland sind – vor RB Leipzig.