Dortmund. Das 1:2 bei Union Berlin ist für den BVB ein herber Rückschlag. Entsprechend sauer ist Borussia Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc.
Michael Zorc war auch am Tag drauf noch stinksauer, auch wenn er es anders formulierte: „Ich bin enttäuscht, aus verschiedensten Gründen“, sagte der Sportdirektor von Borussia Dortmund einen Tag nach der 1:2 (0:0)-Niederlage bei Union Berlin im Gespräch mit dieser Redaktion. „Wir haben zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen ein Spiel durch zwei billige Eckbälle verloren“, haderte Zorc. „Wir haben zu langsam gespielt, zu wenig Ballgeschwindigkeit gehabt, zu wenig Tiefe im Spiel und vorne nicht genug Durchschlagskraft.“
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Dass Youssoufa Moukoko durch seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich mit 16 Jahren und 28 Tagen zum jüngsten Torschützen der Bundesliga-Geschichte geworden war und dass das Ausnahmetalent auch ansonsten ein gutes Spiel gemacht hatte, war allenfalls ein schwacher Trost aus Dortmunder Sicht. Eigentlich war es gar keiner. „ Wenn ein 16-Jähriger mit Abstand bester Offensivspieler ist, ist das bezeichnend“, fand Zorc. „Youssoufa war der Lichtblick, aber was soll er alleine machen?“
BVB-Youngster auf verlorenem Posten
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Der Mittelstürmer stand oft auf verlorenem Posten, weil die Kollegen wenig Mittel und Wege fanden, ihn einzusetzen: „Wenn du gegen einen massierten Gegner spielst, ist es die erste Bürgerpflicht, den Ball schnell zu machen. Denn so schnell, wie der Ball ist, kannst du gar nicht laufen“, erklärte Zorc. Das aber gelang den BVB-Profis kaum. „Wenn jeder ein bis zwei Kontakte zu viel hat im Spielaufbau, ist das ein Problem, weil du den Gegner nie aus seiner Formation bringen kannst“, analysierte der Sportdirektor. „Und wenn du mal in Eins-gegen-eins-Duelle kommst und dich da auch nicht durchsetzen kannst, sieht es so aus, wie es in Berlin ausgesehen hat.“
Man habe die falschen Mittel angewandt: „Wenn ich kaum Tiefgang habe, wenn ich den Ball immer nur in den Fuß haben will – damit kannst du in der Bundesliga keinen Hering mehr vom Teller ziehen“, sagte Zorc. „Wir brauchen eine klare Leistungssteigerung in 2021 – und jetzt erstmal einen Sieg im Pokal, denn eine Niederlage in dem Spiel kann man nicht reparieren.“ Am Dienstag schon tritt der BVB beim Drittligisten Eintracht Braunschweig an und ist dort zum Sieg verdammt – sonst fällt die Zwischenbilanz zum Jahresende düster aus.
Zorc: Wir haben Probleme im gesamten Offensivbereich
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Schon jetzt ist sie wenig erfreulich, weil der BVB der Ligaspitze hinterherläuft, weil er sich bereits gezwungen war, Trainer Lucien Favre durch den bisherigen Assistenten Edin Terzic zu ersetzen – und weil die spielerischen Darbietungen oft dürftig waren und noch immer sind. „Wir haben Probleme im gesamten Offensivbereich“, meinte Zorc und nahm alle Angreifer gleichermaßen in die Pflicht. „Wir brauchen eine persönlich, individuell bessere Leistung unserer Offensivspieler. Sie haben es alle schon deutlich besser gezeigt, jetzt aber schon über einen längeren Zeitraum nicht mehr.“
Und auch in der Defensive muss sich der BVB steigern. Die Gegentore durch Taiwo Awoniyi (57.) und Marvin Friedrich (78.) fielen nach Eckbällen, in beiden Fällen konnten die Torschützen erstaunlich frei einköpfen. „Das ist unprofessionelles Verhalten“, schimpfte Zorc. „Es darf nicht sein, dass man zweimal in kurzer Zeit ein Spiel nur durch zwei Gegentore nach Eckbällen verliert.“ Schon die 1:2-Niederlage gegen den 1. FC Köln vor drei Wochen war durch zwei Gegentreffer nach Eckbällen zustande gekommen, die dem ersten Gegentor in Berlin erstaunlich ähnlich waren: ein scharf getretener Ball an den ersten Pfosten, eine Kopfball-Verlängerung und im Zentrum ein freistehender Spieler, der den Ball über die Linie drückt.
Keine Kritik an neuem Trainer Terzic
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„Gegen Köln war es bei den Eckbällen genauso grausam“, meinte der völlig bediente Zorc. „Das ist doch einfach zu verteidigen, das schaffen die anderen Mannschaften gegen uns doch auch. Da fehlt uns die richtige Haltung und Konzentration.“ Fehlende Körpergröße war es eher nicht: „Wenn man von Erling Haaland absieht, kann man ja kaum eine größere Mannschaft auf den Platz stellen“, meinte der 58-Jährige.
Den neuen Trainer Terzic nahm Zorc vons einer Kritik aus: „Bislang hatte Edin kaum die Zeit, mit der Mannschaft zu trainieren“, sagte er. „Wir haben über den Jahreswechsel jetzt mal ein paar Tage mehr, wir haben in den ersten beiden Wochen keine englischen Wochen, sodass man mal vernünftig trainieren und das eine oder andere mit der Mannschaft neu justieren und neu besprechen kann.“ Und dann muss die BVB-Mannschaft im neuen Jahr bessere Leistungen zeigen – sonst wird es richtig ungemütlich.