Dortmund. Borussia Dortmund ist am Samstag vom VfB Stuttgart gedemütigt worden. Für Trainer Lucien Favre könnte es eng werden. So reagiert die Führung.

Um 19.52 Uhr verließ Hans-Joachim Watzke das Stadion, wie üblich hatte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund nach dem Spiel noch mit einigen engen Vertrauten zusammengesessen. Die Stimmung in der Runde aber war gedrückt gewesen nach der 1:5 (1:1)-Niederlage gegen den VfB Stuttgart. Anders als Sportdirektor Michael Zorc, der die Stätte des Debakels kommentarlos, aber erkennbar schlecht gelaunt verlassen hatte, gab Watzke Einblick in seine Gefühlswelt: „Wenn du zu Hause 1:5 verlierst, ist das ein schwarzer Tag“, sagte er. „Ich weiß nicht, wann es das zuletzt gegeben hat. Insofern fühlt es sich natürlich nicht gut an.“ Nach möglichen Konsequenzen befragt, antwortete der BVB-Boss: „Wir müssen das analysieren.“ Weitere Fragen, auch die nach der Zukunft von Trainer Lucien Favre, wollte er nicht beantworten.

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Diese Frage aber wird nun wieder vehement gestellt in und um Dortmund, nach einem Tag, an dem es auf und neben dem Platz so manche Zerfallserscheinung zu sehen gegeben hatte. „Das war auch in der Höhe verdient“, schimpfte ein völlig bedienter Kapitän Marco Reus nach dem Spiel, und niemand mochte dem BVB-Kapitän widersprechen. Es folgte eine Generalkritik, die in dem vernichtenden Satz gipfelte: „Wir sind keine Mannschaft, die gut verteidigen kann.“

Mit gesenkten Köpfen schleichen die BVB-Stars (v.l.n.r.) Mats Hummels, Marco Reus und Emre Can vom Platz.
Mit gesenkten Köpfen schleichen die BVB-Stars (v.l.n.r.) Mats Hummels, Marco Reus und Emre Can vom Platz. © firo

Auch Abwehrchef Mats Hummels fand klare Worte. „Wir legen denen in der zweiten Halbzeit die Tore reihenweise vor“, schimpfte er. „Man muss sagen, dass der VfB heute einen guten Plan hatte. Sie waren aggressiv und zielstrebig. Wir nicht.“ So manche Aussagen ließen sich auch als Kritik am Trainer deuten: „Wir müssen wieder sinnvollen Fußball spielen“, forderte Hummels. „Sinnvoll meint, nur Risiko zu gehen, wenn es angebracht ist. So wie wir es spielen, haben wir zu wenig Ertrag, wenn es klappt, und zu große defensive Konsequenzen, wenn es nicht klappt.“ Zuletzt habe man diese Mängel oft durch die individuelle Klasse der Akteure kaschiert. „Aber heute haben wir uns im Minutentakt ins eigene Fleisch geschnitten.“

BVB-Profis haben weder eine Idee noch den Siegeswillen

Warum der Nachmittag so katastrophal schiefgelaufen war, vermochte aber niemand so recht zu sagen, auch nicht Favre, der zwar – ganz gegen seine Gewohnheit – deutliche Kritik am Spiel seiner Mannschaft übte, der von einer „Katastrophe“ sprach und urteilte: „Wir waren sehr, sehr schlecht.“

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Das stimmte zweifellos. Elf Dortmunder hatten einer Stuttgarter Mannschaft gegenüber gestanden, die eine klare Idee hatte, die den Willen hatte, das Spiel zu gewinnen. Beides war den BVB-Profis nicht anzumerken.

Stuttgart hatte früh gute bis sehr gute Gelegenheiten durch Orel Mangala (2.), Wataro Endo (3.), Borna Sosa (7.) oder Tanguy Coulibaly (13.). Doch entweder ging der Ball knapp am Tor vorbei, oder BVB-Torhüter Roman Bürki hielt stark.

Die Stuttgarter Führung war folgerichtig: Nach einem blitzsauberen Konter grätschte Emre Can VfB-Angreifer Mateo Klimowicz im Strafraum um, den fälligen Elfmeter verwandelte Silla Wamangituka sicher (26.). Es folgten weitere Stuttgarter Großchancen durch Klimowicz (30./38.) – und ein Ausgleich aus dem Nichts: Raphael Guerreiro spielte einen präzisen langen Ball auf Giovanni Reyna, der mit links annahm und mit rechts Torhüter Gregor Kobel überwand (39.).

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Das 1:1 war ein glücklicher Spielstand aus Dortmunder Sicht, aber er sollte nicht lange Bestand haben: Guerreiro spielte einen Fehlpass in den Fuß von Mangala, der bediente Wamangutuka und der traf zum 2:1 für Stuttgart (52.).

BVB-Trainer Lucien Favre muss schnell Lösungen finden

Statt auf den erneuten Ausgleich zu drängen, zerfiel die Dortmunder Mannschaft nun endgültig: Sosa spielte Philipp Förster frei und der traf zum 3:1 (60.). Coulibaly legte per Hacke auf Klimowicz, der aber nur den Pfosten traf (62.). Doch das 4:1 war nur aufgeschoben: Coulibaly zog mit Tempo in den Strafraum, konnte von Hummels nicht gebremst werden, und schlenzte den Ball ins lange Eck (63.). Die meisten Dortmunder verfolgten es aus sicherer Distanz.

In der Nachspielzeit erhöhte der eingewechselte Nicolas Gonzalez noch auf 5:1. Das Debakel war perfekt und Favre wird nun schnell Lösungen finden müssen: Bereits am Dienstag tritt der BVB bei Werder Bremen an, am Freitag geht es zu Union Berlin. Dann müssen Leistung und Ergebnis wieder stimmen – sonst wird es ungemütlich in Dortmund.