Dortmund. Bis Samstagmittag war die Stimmung beim BVB noch rosig, dann folgte aus dem Nichts ein Ausrutscher gegen Köln. Es könnten weitere folgen.

Felix Passlack war am Samstag wahrlich nicht zu beneiden. Nach Borussia Dortmunds überraschender 1:2 (0:1)-Niederlage gegen den 1. FC Köln war es der Ersatz-Linksverteidiger, der einen Interview-Marathon vor den Fernsehkameras absolvieren musste. Während Führungsspieler wie Marco Reus (31), Mats Hummels (31) und Emre Can (26) nach Schlusspfiff schnell und vor allem wortlos in die Kabine verschwanden, versuchte der 22-Jährige zu erklären, was kaum zu erklären war.

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Denn statt von Spektakel war das Spiel des BVB von Ungenauigkeiten geprägt. Besonders in der ersten Halbzeit. „Da haben wir nicht unseren Fußball gespielt“, analysierte Passlack. So lapidar, so treffend.

Köln beweist: Dem BVB kann man mit einfachen Mitteln große Probleme bereiten

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Die Dortmunder gaben ein ungewohntes Bild ab. Sechs der letzten sieben Pflichtspiele vor der Köln-Pleite gewann der BVB überzeugend. Eine Niederlage kassierten die Schwarz-Gelben nur gegen den FC Bayern – und das denkbar knapp mit 2:3. Dass Dortmund ausgerechnet gegen die Kölner, die zuletzt 18 Ligaspiele in Serie sieglos geblieben waren, einen derartigen Rückschlag erlitt, kam aus dem Nichts.

Erst wenige Tage ist es her, da lobte Sportdirektor Michael Zorc die Mannschaft ungewohnt deutlich. Der 58-Jährige sprach von einem guten „Spirit“ und einer „Gier“, die er endlich sehe. Zorc glaubte, dass eine alte BVB-Krankheit überwunden sei, die in der Vergangenheit regelmäßig Punkte gekostet hatte.

Axel Witsel (vorne) ist frustriert, die Kölner Bank um Trainer Markus Gisdol (r.) jubelt über den Sieg bei Borussia Dortmund.
Axel Witsel (vorne) ist frustriert, die Kölner Bank um Trainer Markus Gisdol (r.) jubelt über den Sieg bei Borussia Dortmund. © AFP

Er hat sich getäuscht. Der „Effzeh“ bewies, dass man den hoch veranlagten Dortmundern mit einfachen Mitteln weiterhin große Probleme bereiten kann. Entscheidend waren extreme Laufbereitschaft und gute Raumaufteilung der Kölner. So liefen die Domstädter fast neun Kilometer mehr als die Dortmunder und engten so die Kreise der BVB-Offensive enorm ein.

BVB kassiert zwei baugleiche Tore nach Ecke: "Schwer zu akzeptieren"

Und da waren die Standards. Beide Kölner Tore fielen nach Eckstößen. Eine bekannte Schwäche der Borussen: Fünf der neun Liga-Gegentore folgten auf Standardsituationen. Die Art und Weise, wie die Dortmunder die Gegentreffer allerdings hinnehmen mussten, war erstaunlich. Beide Tore durch Kölns Ellyes Skhiri (9./60.) waren nämlich nahezu identisch. Nach Ecken von Ondrej Duda setzte sich Marius Wolf jeweils am kurzen Pfosten gegen Julian Brandt durch und verlängerte den Ball auf Skhiri, der ungestört einschieben konnte.

„Es war eine einstudierte Situation, die wir im Vorfeld angeschaut haben, aber aus irgendeinem Grund nicht verteidigen konnten“, sagte BVB-Torwart Roman Bürki später. Auch für den sichtlich genervten BVB-Trainer Lucien Favre waren die Gegentore nur „schwer zu akzeptieren“.

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Bedient war auch Zorc. Er sprach von einem „herben Rückschlag“und folgerte: „Wir sind scheinbar noch nicht so weit, wie wir selbst geglaubt haben.“ Auf ihn wirkte es, als könne die Mannschaft mit dem Lob der vergangenen Wochen „vielleicht nicht so gut umgehen“. Von besagter Gier war gegen Köln wenig zu sehen.

Auch BVB-Stürmer Erling Haaland ist nicht unfehlbar

Zwar zeigten sich die Dortmunder in der zweiten Halbzeit verbessert und kamen durch den eingewechselten Thorgan Hazard zum 1:2 (74.). Und sie hatten sogar Möglichkeiten zum Ausgleich, doch der fiel partout nicht. Auch, weil Erling Haaland in der Nachspielzeit eine Riesenchance ausgelassen hatte. Dass auch der Norweger mal das Tor verfehlen kann, ist man schon gar nicht mehr gewohnt.

Enttäuscht: BVB-Torjäger Erling Haaland
Enttäuscht: BVB-Torjäger Erling Haaland © firo

Im Alter von nur 20 Jahren werden Haaland solche Patzer natürlich verziehen. Denn sie sind bei Jungstars normal. Das jedoch zeigt ein überwunden geglaubtes Problem des BVB: Formschwankungen werden weiterhin vorkommen, so schnell wird sich das wahrscheinlich auch nicht ändern. Gut möglich also, dass die Dortmunder weiterhin Spiele verlieren, die sie nicht verlieren müssten. Für Titelträume sind diese Ausrutscher aber pures Gift.

Schon am Mittwoch (21 Uhr/Sky) kann die Dortmunder Mannschaft zeigen, dass sie es besser kann. Dann ist Lazio Rom in der Champions League zu Gast.