Rom. . In der Champions League trifft der BVB auf Lazio Rom mit Ciro Immobile. Der ist in Italien wieder aufgeblüht.
Nein Kontakt hat es keinen gegeben vor dem Wiedersehen. Es ist ja schon über fünf Jahre her, dass Ciro Immobile Borussia Dortmund verlassen hat, da kühlt eine Beziehung schon einmal ab. Wobei: Die zwischen Immobile und dem BVB hatte den Gefrierpunkt ja schon erreicht, als sie noch nicht einmal beendet war. Und so kann man getrost davon ausgehen, dass der Stürmer besonders motiviert sein wird, wenn er mit seinem aktuellen Arbeitgeber Lazio Rom zum Champions-League-Auftakt den BVB empfängt (Dienstag, 20.45 Uhr/Sky).
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Der Italiener, in der Nähe von Neapel geboren, war 2014 nach Dortmund gekommen, nachdem er gerade beim FC Turin Torschütze in der Serie A geworden war. Der damals 24-jährige Mittelstürmer sollte Robert Lewandowski ersetzen, der ablösefrei zum FC Bayern gewechselt war. Große Fußstapfen – die sich als deutlich zu groß entpuppen sollten. „Er hat hier eine schwierige Zeit gehabt und war in einer schwierigen Saison bei uns“, sagt BVB-Sportdirektor Michael Zorc im Gespräch mit dieser Redaktion. „Es hat sportlich einfach nicht funktioniert.“
Crio Immobile mit nur drei Bundesligatoren für den BVB
Mit dem Rucksack einer für damalige Verhältnisse immensen Ablösesumme von 18,5 Millionen Euro war Immobile in Dortmund angekommen. Und mit eigenem Medienberater, der auch im Trainingslager dabei war und den mitgereisten Journalisten in blumigsten Worten eine goldene Zukunft Immobiles beim BVB ausmalte.
Es kam bekanntlich anders, am Ende standen drei Tore in 24 Ligaspielen. Immobile war zwar stark im Abschluss, das schon. Aber im laufintensiven System des Trainers Jürgen Klopp fühlte er sich nicht wohl. Kombinieren, Bälle festmachen und ablegen – das war nicht seine Sache, dazu war er technisch auch ein wenig zu limitiert.
Der Italiener hatte außerdem das große Pech, in die Endphase der Ära Klopp hineinzugeraten, als es sportlich gar nicht mehr lief. Der BVB, ein Jahr zuvor noch Champions-League-Finalist, rutschte nach einer unerklärlichen Serie aus Pleiten, Pech und Pannen immer weiter ab, war kurz nach Weihnachten Tabellenletzter. „Da war es als neuer Spieler schwierig, zu performen“, sagt Zorc.
Ciro Immobile kam beim BVB nie wirklich an
Immobile bemühte sich aber auch nicht sonderlich, weder auf dem Platz noch daneben. Einmal gab es diesen Moment, da dachte man, nun sei er vielleicht in Dortmund angekommen: Ein Champions-League-Spiel im September, Dortmund empfing Arsenal in einem jener Spiele, die mit zäh am besten beschrieben sind. Immobile kam in der eigenen Hälfte an den Ball und dann rannte er los. Rannte immer weiter, 40, 50, 60 Meter und dann wuchtete er den Ball ins Tor. Filigran war das nicht gewesen, aber ziemlich erfolgreich. Das Stadion eruptierte in völliger Ekstase.
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Doch das Versprechen, das an diesem Abend durch den Signal-Iduna-Park wehte, wurde nicht eingelöst. In der Rückrunde, als es besser lief, spielten vorne andere: Pierre-Emerick Aubameyang, Marco Reus, Shinji Kagawa und Henrikh Mkhitaryan. Immobile kam nie wirklich an – und schob die Schuld dafür auf die Mitspieler: die würden ihn nie zum Essen einladen, beklagte er in einem Interview in der italienischen Heimat. Er selbst aber unternahm auch keinerlei Bemühungen, er lernte kein Deutsch und verkroch sich meist in der Villa in Unna-Billmerich. Und als der BVB im Sommer mit neuem Trainer Thomas Tuchel nach Asien reiste, hielt sich Immobile am Flughafen derart demonstrativ abseits der restlichen Gruppe, dass offensichtlich war: Hier hatte jemand abgeschlossen mit dem BVB.
Tatsächlich ging es wenig später nach Sevilla, wo es auch nicht wirklich lief, Trainer Unay Emery setzte ihn meist auf die Bank. Erst als Lazio ihn holte, ging es aufwärts. 8,5 Millionen zahlten die Römer im Sommer 2016.
Ex-Dortmunder Ciro Immobile reifte in Rom zum besten Torjäger Europas
Und das entpuppte sich als herausragendes Geschäft. Immobile traf wieder, und wie: In der vergangenen Saison war er mit 36 Treffern bester Torschütze Europas – vor Lewandowski. Simone Inzaghi hat sein auf schnellen vertikalen Angriffen basierendes Spielsystem auf den Torjäger zugeschnitten. Der muss die Bälle nicht mehr ablegen und weiterleiten, sondern sie am Ende ins Tor schießen – und das kann er. „Er hat eine große Abschlussqualität“, sagt Zorc. „Und deswegen muss man verhindern, dass er überhaupt zum Abschluss kommt.“
Die atmosphärischen Störungen, die es einst gab, sind vergessen: „Ich habe kürzlich ein Interview von ihm gelesen, da hat er das alles aus heutiger Sicht und mit etwas Abstand mehr als relativiert“, sagt Zorc. Es bleibt also ein rein sportliches Duell.
Und das mit gebeutelter Abwehr: Emre Can ist gesperrt, Manuel Akanji nach seinem positiven Corona-Test noch nicht dabei. Lukasz Piszczek flog zwar mit nach Rom, sein Einsatz wegen einer Augenverletzung aber ist unklar. Dan-Axel Zagadou ist ohnehin am Knie verletzt. Der BVB muss also improvisieren gegen den Mann, der in der Heimat wieder zum Torjäger geworden ist. „Er fühlt sich in Italien offensichtlich am wohlsten“, sagt Zorc. Und dort findet das Wiedersehen unglücklicherweise statt.