Sinsheim/Dortmund. . Die hohe Belastung hinterlässt bei Borussia Dortmund Spuren. Trainer Lucien Favre ist besorgt, auch weil es schon am Dienstag in Rom weitergeht.

Besser als Michael Zorc kann man die Personalsituation bei Borussia Dortmund wohl nicht zusammenfassen. „Es ist Improvisationskunst gefragt“, sagte der Sportdirektor am Tag nach dem 1:0-Sieg bei der TSG Hoffenheim. Der 58-jährige weiß: Das Corona-Virus und die hohe Belastung hinterlassen Spuren bei dem Fußball-Bundesligisten.

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Schon beim Spiel in Sinsheim sah sich BVB-Trainer Lucien Favre deshalb dazu gezwungen, sein Team massiv umzubauen: auf insgesamt fünf Positionen zum vorangegangenen Ligaspiel. Manuel Akanji (25) war nach positivem Corona-Test in Quarantäne. Andere Spieler waren mit ihren Nationalteams bis zu dreimal im Einsatz und noch nicht bereit für die Startelf – etwa Top-Stürmer Erling Haaland (20).

Der wurde erst nach rund einer Stunde eingewechselt. Genau wie Marco Reus. Und die Edeljoker waren es, die für den Unterschied sorgten. Aus einer Co-Produktion beider Offensivstars resultierte der Siegtreffer. Nach Haalands Vorlage vollendete der 31-jährige Kapitän. Für Reus war es das erste Bundesligator seit Februar. „In der zweiten Halbzeit haben wir richtig Fahrt aufgenommen, sehr gut gespielt und verdient gewonnen“, lobte Zorc.

BVB-Trainer Lucien Favre: "Müssen uns Gedanken um unsere Spieler machen"

Weniger euphorisch äußerte sich hingegen Trainer Favre. Er sorgt sich um seine Spieler, die extremen Belastungen ausgesetzt sind. Gerade um Haaland, der beim BVB sportlich unverzichtbar ist, wie auch das 1:0 in Hoffenheim zeigte. Erst, als der Torjäger auf dem Feld war, dominierte Dortmund. „Wir müssen vernünftig sein“, appellierte Favre. „Wir müssen uns Gedanken um unsere Spieler machen.“

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Diese Sorgen teilten auch die Verantwortlichen der TSG Hoffenheim. Keinen Bundesligisten trifft Corona derzeit härter. Gleich drei Hoffenheimer fallen aktuell wegen des Virus aus. Andrej Kramaric und Kasim Adams nach positiven Tests, Pavel Kaderabek befindet sich nach einer Infektion im Familienkreis in Quarantäne. Das Trio fehlte Hoffenheim gegen den BVB erkennbar, vor allem Schlüsselspieler und Top-Torjäger Kramaric mit seinen sechs Saisontreffern aus den ersten drei Spielen. „Er ist ein enorm wichtiger Spieler für uns, der immer in der Lage ist, den Unterschied zu machen. Er hat gefehlt“, sagte Trainer Sebastian Hoeneß.

Über das sportliche Geschehen sprach auf Hoffenheimer Seite kaum jemand. Zu sehr ärgerten sich die Verantwortlichen noch über die Auswirkungen der Länderspielabstellungen. „Man muss über diese Abstellungsperiode sprechen“, sagte Alexander Rosen bei Sky. Besonders störe den Direktor Profifußball der TSG, dass die Verbände gleich drei Länderspiele ausgetragen haben. „Wir sind in besonderen Zeiten, aber ich frage mich: Was soll das? Ich habe das Gefühl, dass es den Verantwortlichen egal ist, dass die Vereine leiden“, führte er aus und stellte klar: „So wie es jetzt gelaufen ist, geht es definitiv nicht.“

BVB bangt in Rom um den Einsatz von Lukasz Piszczek

Auf die zurückliegenden Länderspiele angesprochen, äußerte sich auch BVB-Trainer Favre nachdenklich. „Wir müssen sehr aufpassen“, sagte der 62-jährige Schweizer. „Es ist gefährlich. Es werden mehr Fälle kommen, es ist nicht gut, zu reisen.“

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Im vollen Terminkalender aber sind Reisen unvermeidbar. Schon an diesem Montag steigen die Dortmunder in einen Flieger Richtung Rom. Am Dienstag steht dort das erste Spiel der Champions League gegen Lazio an (21 Uhr/Sky).

Die von Sportdirektor Zorc angesprochene Improvisationskunst wird auch dort gefragt sein, denn die Personallage hat sich nicht entspannt. Im Gegenteil. Auch ein Einsatz von Lukasz Piszczek wackelt aufgrund einer Augenverletzung. „Wir hoffen, dass er einsatzfähig ist“, sagte Zorc über den 35-jährigen Routinier, der gegen die TSG schon früh durch Thomas Delaney ersetzt werden musste. Bange ist Zorc vor dem Duell mit den Römern trotzdem nicht. Auch weil Aushilfs-Innenverteidiger Delaney „eine klasse Leistung“ gezeigt habe. „Wir sehen ja, dass es trotzdem klappt.“