Dortmund. Als Junge aus einer geflüchteten Familie wird Mo Dahoud deutscher Nationalspieler. Vorher aber geht es mit dem BVB gegen Freiburg.
Sieben Minuten. Exakt so lange stand Mahmoud Dahoud (24) in der laufenden Fußball-Bundesligasaison auf dem Rasen. Genug, um sich für die deutsche Nationalmannschaft zu empfehlen? Das zumindest lässt das Aufgebot für die kommenden Länderspiele gegen die Türkei am Mittwoch sowie danach gegen die Ukraine und die Schweiz vermuten, dem erstmals auch der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund angehört.
Die Geschichte dieses Fußballers ist eine besondere. Denn er stammt aus einer geflüchteten Familie, er wurde in Syrien geboren und war neun Monate alt, als die Eltern mit ihm in Deutschland ankamen.
„Es war immer sein großer Traum, für Deutschland zu spielen“, erzählt sein Bruder Said (21), der beim ASC Dortmund in der Oberliga spielt, dieser Redaktion. Seinen Stolz auf den großen Bruder kann er dabei nicht verstecken. Die Chancen, dass sich Mo Dahouds Traum nun tatsächlich erfüllt, stehen gut. Gerade im Testspiel gegen die Türkei am Mittwoch (20.45 Uhr/RTL), in dem Bundestrainer Joachim Löw auf etablierte Kräfte verzichten will. Dass es Dahoud aber gerade jetzt in die A-Nationalmannschaft schafft, damit war zuletzt nicht zu rechnen. Viele Möglichkeiten, auf sich aufmerksam zu machen, hatte der BVB-Profi jüngst nicht.
Mehr News und Hintergründe zu Borussia Dortmund:
- BVB bangt vor Freiburg-Spiel um zwei Leistungsträger
- BVB bestätigt: Marius Wolf wechselt leihweise zum 1. FC Köln
- BVB zeigt beim FC Bayern ein neues, altes Stilmittel
- Trotz 2:3 gegen Bayern: BVB kann viel Positives mitnehmen
- BVB lässt Offensivkraft über die Außenbahn vermissen
- BVB holt 0:2 auf - der Supercup geht trotzdem an die Bayern
Im Supercup in München mal wieder 90 Minuten am Ball
„Er hatte sehr lange nicht mehr gespielt, war verletzt und hat nur ein Spiel gemacht“, sagte auch Borussia Dortmunds Trainer Lucien Favre vor dem Spiel an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den SC Freiburg. Einzig im Supercup beim FC Bayern (2:3) am Mittwoch stand Dahoud 90 Minuten auf dem Rasen. Davon abgesehen hatte er in den vergangenen drei Jahren insgesamt einen schweren Stand beim BVB. Mal war er verletzt, mal wurden andere Spieler vorgezogen. Und das, obwohl Dahoud als ein Lieblingsschüler des 62-jährigen Schweizer Trainers gilt. Zu gemeinsamen Zeiten bei Borussia Mönchengladbach verhalf Favre dem damals 19-Jährigen 2014 zu seinem Bundesligadebüt.
Auch interessant
110 Einsätze in Deutschlands Eliteliga später zählt Dahoud nun erstmals zur Nationalmannschaft. Und das selbstverständlich nicht wegen seiner sieben Liga-Minuten in der laufenden Saison oder dem soliden Spiel im Supercup. Die Gründe sind seine technischen und taktischen Fähigkeiten, die den DFB-Verantwortlichen seit Jahren bekannt sind. Dahoud hat verschiedene Junioren-Nationalteams durchlaufen.
Die Famlie engagiert sich für Flüchtlinge - Mo spendet Kleidung
„Mo gehört zu den Spielern, zu denen ich ein besonders enges Verhältnis habe“, erklärt U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz. Und das nicht allein wegen der sportlichen Qualitäten des Dortmunders. Kuntz schätzt seinen früheren Spieler „als herzensguten Menschen mit hohem sozialen Gewissen“.
Auch interessant
Denn der Dortmunder weiß um seine privilegierte Lage als Profifußballer. Auch wegen der bewegten Geschichte seiner Familie, die sich bis heute für Flüchtlinge engagiert. Mo Dahoud spendet Kleidung. „Sachen vom BVB kommen besonders gut an“, erzählte er. Vielleicht kann er bald Kleidungsstücke von der Nationalmannschaft hinzufügen.