Dortmund. Dortmund kann aus der knappen 2:3-Niederlage im Supercup beim FC Bayern Mut schöpfen. Aber der BVB darf sich nicht blenden lassen. Ein Kommentar.

Lucien Favre hatte vollumfänglich recht, als er spät am Abend noch einmal etwas sagte, was den Wert dieser Trophäe ein wenig einordnen sollte. Den Wert des Supercups, den der FC Bayern München gerade durch einen 3:2 (2:1)-Sieg gegen Favres Borussia Dortmund geholt hatte. „Letztes Jahr haben wir diesen Pokal gewonnen“, sagt Favre also. „Aber davon spricht schon lange niemand mehr.“

Soll heißen: Supercup-Siege finden keinen nachhaltigen Widerhall. Natürlich, die Bayern können sich jetzt Quintupel-Sieger nennen, sie haben den fünften Titel geholt und müssen damit leben, dass es mit jedem Titel mehr ein wenig bescheuerter klingt. Sollte die Klub-WM noch ausgespielt werden, dann könnten sich die Münchener bald vielleicht sogar Sextupel-Sieger nennen.

BVB ging zuletzt bei den Bayern unter

Aber abgesehen von diesen semantischen Besonderheiten ist dieser Supercup dann eben doch relativ egal. Gerade aus Dortmunder Sicht war am Mittwoch weniger entscheidend, welches Ergebnis am Ende steht – sondern wie die Mannschaft auftritt. Es hatte da ja in der Vergangenheit diese unselige Serie an Auswärts-Klatschen in München gegeben: 0:6, 0:5, 0:4, so endeten die jüngsten Gastspiele an der Isar.

Auch dieses Mal schien alles seinen gewohnten Gang zu gehen: Die Bayern führten schnell 2:0, hatten eine gute Kontergelegenheit zum 3:0. Die aber nutzten sie nicht – und die Dortmunder kamen tatsächlich noch einmal heran, glichen noch einmal aus, bevor Joshua Kimmich spät die Entscheidung erzwang.

Anders als sonst ist diese BVB-Mannschaft nicht zerbröselt in München, sie hat sich auch durch Rückschläge nicht entmutigen lassen und den Bayern über weite Strecken ein Spiel auf Augenhöhe geliefert. Damit darf man trotz der Niederlage zufrieden sein, daraus lässt sich Selbstvertrauen schöpfen für die kommenden Tage und Wochen.

Andererseits darf sich der BVB nicht blenden lassen, man sollte die Umstände dieser Partie nicht ignorieren. Die Münchener mussten in der vergangenen Woche schon im Uefa-Supercup über 120 Minuten spielen, sie wirkten müde.

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BVB trifft am 7. November auf die Bayern

Und: Es war eben nur der Supercup. Ein Pflichtspiel, ja. Aber eines, das die Beteiligten nicht allzu ernst nehmen – das zeigte auch der eher pflichtschuldige Jubel der Bayern nach dem Sieg. Und deswegen war diese Partie auch keine Nagelprobe für den BVB, höchstens ein Nagelpröbchen.

Ob der BVB wirklich auf Augenhöhe mithalten kann mit der besten Mannschaft Deutschlands und Europas, wird sich am 7. November zeigen. Dann spielen beide wieder gegeneinander, dann aber wird ernst gemacht, weil es um Bundesligapunkte geht. Und erst dann wird man wirklich wissen, ob sich die beiden besten Mannschaft Europas in diesem Jahr endlich wieder einmal über 34 Spieltage hinweg auf Augenhöhe begegnen können.