Dortmund. Vor dem Supercup spricht BVB-Kapitän Marco Reus über die Qualität des FC Bayern – und fordert Verbesserungen in der eigenen Mannschaft.

Marco Reus grinst ein weinig. „Das weiß ich schon gar nicht mehr“, sagt der Kapitän von Borussia Dortmund, als er auf die zurückliegenden Auftritte beim FC Bayern München angesprochen wird. Aber natürlich weiß er ganz genau, das die letzten Dienstreisen zum Rekordmeister für den BVB stets mit brutalen Abreibungen endete: 0:6, 0:5, 0:4 lautet die Serie des Grauens. „Die letzten Ergebnisse waren beschissen, so wollen wir nicht mehr auftreten“, sagt Reus denn auch in deutlichem Ton. Am Mittwoch kann er und können seine Mannschaftskollegen das umsetzen – dann geht es im Supercup in München gegen den FC Bayern (20.30 Uhr/ZDF und DAZN).

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Kampfansagen hat man in der Vergangenheit auch einige gehört, spätestens mit Anpfiff waren die dann aber stets verpufft. Und dieses Mal? „Jeder ist gewarnt“, sagt Reus. „Wir müssen eine andere Körpersprache an den Tag legen, giftiger sein, mit mehr Emotionen spielen. Wenn wir hinten reingedrängt werden, müssen wir mehr Ruhe bewahren, auf uns vertrauen, auch im eigenen Ballbesitz Vertrauen haben und nach vorne spielen.“ So wie in den Heimspielen, als die Dortmunder auch in den vergangenen Jahren stets auf Augenhöhe waren und auch den einen oder anderen Sieg einfuhren. „In den Heimspielen hat es immer viel Spaß gemacht, weil wir da mit Vertrauen gespielt haben mit den Fans im Rücken“, meint Reus. „In München sah es nie so gut aus. Aber morgen ist ein neuer Tag und eine neue Möglichkeit, das zu drehen.“

BVB-Kapitän Marco Reus will Wiedergutmachgung für Niederlage in Augsburg

Der BVB hat etwas gutzumachen. Nicht nur gegenüber den jüngsten Auftritten in München, auch gegenüber dem vergangenen Wochenende, als man beim anderen bayerischen Bundesligisten FC Augsburg 0:2 verlor. „Da ist es für uns gut, dass wir drei, vier Tage später wieder die Möglichkeit bekommen, uns in die richtige Spur zu bringen“, findet Reus.

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Aber er mahnt auch grundsätzliche Verbesserungen an: „Wir müssen uns vor allem für die Spiele gegen kleine Gegner, die tiefer stehen, mehr Optionen erarbeiten im Training, wie wir diese Gegner bespielen“, fordert der 31-Jährige. „Wir haben seit Jahren Probleme gegen tiefstehende Mannschaften.“ Vor allem aber dürfe man kein Gegentor kassieren. „Dann wird es immer schwieriger, dann stehen sie mit elf Mann am eigenen Strafraum und du rennst gegen eine Wand. Oberste Priorität ist immer, das eigene Tor zu verteidigen, irgendwann wird der Gegner müde und wir sind immer für ein Tor gut. Da müssen wir dann zielstrebiger werden vor dem Tor und dieses Erfolgserlebnis Tor mehr wollen.“

Immerhin: Tief stehen und nur das eigene Tor verteidigen werden die Bayern sicher nicht, dafür ist deren Qualität viel zu hoch: „Wenn du die Champions League in der Art und Weise gewinnst, ist das schon sehr beeindruckend“ urteilt Reus. „Für uns aber ist es ein schönes Gefühl zu sehen, wo wir selbst stehen, wenn wir gegen die vermeintlich beste Mannschaft Europas oder der Welt spielen.“

Die weiteren Aussagen von BVB Kapitän Marco Reus…

…über die eigene Fitness: Ich bin noch nicht da, wo mich selbst sehe, dafür habe ich bislang zu wenig gespielt. Aber es macht mir Spaß, hier jeden Tag hinzukommen, mit den Jungs zu trainieren. Das spornt an und ich bin froh, dass ich wieder Teil der Mannschaft sein kann – und bald auch wieder auf dem Platz.

…die Situation des BVB: Wir sind nicht in der Position, in der wir gerne wären. Mit der Mannschaft, die wir haben, haben wir uns den Samstag (0:2 in Augsburg, Anm. d. R.) anders vorgestellt. Natürlich, wir sind noch ganz am Anfang Saison. Aber wir haben jetzt schon nach dem zweiten Spieltag drei verlorene Punkte, die uns am Ende fehlen werden.

…über Erling Haaland und Robert Lewandowski: Erling ist ein Typ, der mit unheimlich viel Emotionalität spielt. Er ist sehr sprintstark und bringt alles mit, was ein Mittelstürmer braucht: Körper, Schnelligkeit, er kann den Ball klatschen lassen. Lewy ist auch aufgrund seines Alters und seiner Erfahrung ein noch kompletterer Stürmer geworden. Als er bei uns gespielt hat, war es fast identisch wie jetzt mit Erling. In München hat er sich nochmal weiterentwickelt. Er ist ein kompletter Stürmer, seine Quoten sind gigantisch. Aber ich sehe Erling auch jeden Tag, er ist auf einem guten Weg dahin. Das braucht seine Zeit, aber das wird kommen.

…über Jadon Sancho: Für uns ist es super, haben uns alle gefreut, dass noch mindestens ein Jahr bleibt. Er liefert uns viele Tore und Assists, dadurch kriegen wir viele Punkte. Er ist ein sehr wichtiger Spieler. Ob mal so groß wird wir Messi und Ronaldo, wird man sehen. Dafür braucht er ein bisschen Zeit und Erfahrung. Es kommen auch mal Phasen, in denen es nicht so gut läuft, da wird man sehen, wie er sich da rausschlägt. Aber er hat das Selbstbewusstsein dazu und vor allem die Qualität.

…den FC Bayern: Jeder weiß, dass die Bayern sehr hoch stehen mit ihrer Viererkette, da gibt es viele Möglichkeiten für uns. Sie machen das Feld sehr eng, laufen vorne extrem gut an, haben ein sehr gutes Freilaufverhalten in die Tiefe mit ihren Außenstürmern. Wir müssen natürlich vorsichtig sein, müssen einfach den Ballführenden so unter Druck setzen, dass er diese Bälle gar nicht spielen kann. Sie sind nicht immer zu verteidigen, aber wir müssen mit unserer Art und Weise, wie wir erfolgreich sind, auftreten. Das wird morgen der Fall sein.