Dortmund. DAZN zeigt eine Doku-Serie über den BVB. Der erste Teil verrät warum Marco Reus den Klub einst verlassen musste – und hat noch Luft nach oben.
Internationale Vermarktung ist ja ziemlich wichtig dieser Tage, und so kommt die neue Doku-Serie über Borussia Dortmund, die der Streamingdienst DAZN zeigt, natürlich mit einem englischen Namen daher: „BVB 09 – Stories who we are“. Über insgesamt zehn Teile hinweg soll der BVB über die gesamte Saison 2020/21 begleitet und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden.
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Die Versprechungen im Vorfeld sind groß: „Das Konzept der Content-Serie orientiert sich nicht an bereits bekannten Produktionen, sondern möchte die Fans auf andere Art und Weise mitnehmen in die Innenwelt des achtfachen Deutschen Meisters“, heißt es im Begleittext für Journalisten. Und Thomas de Buhr, Executive Vice President für Deutschland, Österreich und die Schweiz, verspricht „hochspannende und ungefilterte Einblicke in die BVB-Welt“.
So arbeitete BVB-Star Marco Reus am Comeback
Abseits vom Tagesgeschehen sollen Profis mit anderen Persönlichkeiten aus dem BVB-Kosmos zusammengebracht werden, um, so heißt es, „Themen zu besprechen, die nicht nur die Protagonisten sondern auch die Fans emotional berühren“: Heimat, Entwurzelung, Druck, aber auch Hoffnungen und gemeinsame Werte. „Durch das Zusammenspiel entwickelt sich eine einzigartige Dynamik, die den Verein wie nie zuvor von innen porträtiert“, versprechen die Macher.
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Um es vorweg zu nehmen: Soll dieses Versprechen wirklich vollumfänglich eingelöst werden, wird sich die Serie noch steigern müssen. Der erste Teil mit dem Titel „Heimatliebe & Heimatlos“, der seit Montag verfügbar ist, ist handwerklich herausragend gut gemacht, besticht natürlich durch opulente Bilder und eine große Nähe der Kamera zu ihren Protagonisten: Der Zuschauer ist dabei, wenn BVB-Kapitän Marco Reus im Einzeltraining an seinem Comeback arbeitet oder Jugendkoordinator Lars Ricken an seinem Schreibtisch Videos von Jugendspielen ansieht.
Erste Folge: Die wichtigsten BVB-Protagonisten sind Zorc, Reus und Ricken
Aber diese Schlüssellochmomente sind selten, ein Großteil der ersten Folge wird mit Interviews Protagonisten bestritten – und so kommt „Stories who we are“ zunächst doch daher wie eine zwar eine sehr gut produzierte, aufwändige, auch unterhaltsame – letztlich aber doch recht konventionelle Doku.
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Dabei wurden für den Auftakt zum Thema Heimat genau die richtigen Protagonisten ausgesucht: Michael Zorc, der Sportdirektor, der gebürtige Dortmunder, der seit 42 Jahren für den Klub arbeitet und herrlich unterhaltsam und selbstironisch plaudert. Ricken, ebenfalls in Dortmund geboren, der auch nur für diesen einen Klub spielte und arbeitete. Und Reus, der Kapitän, der lange beim BVB in der Jugend spielte, es aber erst über einen Umweg zu den Profis schaffte.
BVB: Zorc vergleicht Reus und Ricken
Das ist der interessanteste Abschnitt dieses ersten Teils: Wenn es darum geht, wie es eigentlich sein kann, dass dieser hochbegabte Fußballer erst zum LR Ahlen und dann zu Borussia Mönchengladbach wechseln musste, bevor ihn der BVB im Jahr 2012 für 17 Millionen Euro zurückholte.
„Das ist natürlich schade, dass er diesen Umweg machen musste“, sagt Michael Zorc. Nicht nur, weil wir ihn dann für viel Geld aus Gladbach holen mussten, sondern weil ich es gerne gehabt hätte, wenn seine Karriere mit der gleichen Stringenz verlaufen wäre wie meine oder die von Lars Ricken."
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Ricken war noch nicht Jugendkoordinator, als Reus den BVB verließ. „Zum Glück“, wie er schmunzelnd sagt. Aber er hat sich erzählen lassen, wie das damals abgelaufen ist. „Man hat ihn nicht weggeschickt, er war unzufrieden mit seinen Spielanteilen im Bereich U16/U17“, sagt Ricken. „Ich habe mir Fotos von damals angeschaut, und er war wirklich richtig schmächtig. Ich habe gedacht, da steht ein 13-Jähriger.“ Untermauert wird dies von den Fotos von damals, auf denen ein wirklich sehr schmächtiger Reus neben sehr viel kräftigeren Spielern zum Mannschaftsfoto aufgestellt ist – die Bildauswahl ist ohne Zweifel eine Stärke dieser Doku.
Neue BVB-Doku setzt Grundwissen voraus
Auch Reus kommt zu dem Thema zu Wort: „Natürlich war es in der Situation hart für mich“, sagt er. „wusste, dass ich ein guter Spieler bin und dass ich spielen möchte, das war die Priorität Nummer eins für mich – und alles andere war für mich egal.“
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Dann allerdings geht es schon weiter in rasanten Schnitten: Marco Reus im Individualtraining, die vielen Verletzungen des Kapitäns werden thematisiert. Warum er sich aber gerade zurückquält, was ihm fehlt und seit wann er schon ausfällt – dieses Wissen muss der Zuschauer selbst mitbringen. Das ist ein Problem dieser Doku: Sie setzt Grundwissen voraus – bietet aber gerade denen, die den Klub gut kennen, nicht allzu viel komplett Neues.
BVB-Fans werden gut unterhalten
Das zweite Problem: Die Macher wollen ein bisschen viel: Die außergewöhnliche Karriere des BVB-Profis und Sportdirektors Reus, der Kapitän Reus, der Nachwuchskoordinator Ricken – das allein wäre schon viel Stoff für 25 Minuten Film. Dann kommt aber noch das Thema Corona hinzu – und das Projekt „Help your hometown“, dass Reus gemeinsam mit seiner Familie aufgesetzt hat, um mittelständischen Unternehmen, Kneipen und Klubs in der Zeit der Pandemie zu unterstützen.
So bleibt wenig Zeit, um zu den einzelnen Punkten in die Tiefe zu gehen, oft bleibt es an der Oberfläche. Für BVB-Fans ist dieser erste Film kurzweilige und bildstarke Unterhaltung, das schon. Aber für die kommenden Teile wünscht man sich etwas mehr Einblicke, hätte die Kamera gerne etwas öfter dort, wo im Klub die Dinge passieren, die normalerweise kein Zuschauer zu Gesicht bekommt – ob in der Kabine oder der Geschäftsstelle.