Augsburg/Dortmund. Beim 0:2 patzt Dortmund wieder gegen einen kampfstarken Gegner. Sportdirektor Michael Zorc sieht Probleme, die eigentlich überwunden schienen.
Am liebsten hätte Michael Zorc am Sonntag gar nicht mehr über die blamable 0:2 (0:1)-Niederlage beim FC Augsburg gesprochen. Aber dann sagte der Sportdirektor von Borussia Dortmund doch ein paar Sätze, und aus jedem klang die Enttäuschung noch deutlich heraus. „Es ist das Spiel eingetreten, vor dem wir gewarnt und das wir in den vergangenen Jahren das eine oder andere Mal in ähnlicher Form gesehen hatten“, sagte er dieser Redaktion.
Gegen einen aufmüpfigen Gegner, der spielerisch unterlegen, aber giftig agierte und durch starke Physis überzeugen konnte, hatte der BVB große Probleme. Wie schon so oft. Eigentlich sollte genau dieses Problem in dieser Saison behoben sein. Ist es nicht – und dann kamen wieder einmal höchst vermeidbare Gegentore wie der Kopfballtreffer von Felix Uduokhai (40.) und das Kontertor des Ex-Schalkers Daniel Caligiuri (54.) hinzu.
Nicht aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt
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Dementsprechend war die Niederlage auch für Trainer Lucien Favre nur „schwer zu akzeptieren“, wie er nach dem Abpfiff erklärte. Vor allem, weil ihm seine Mannschaft zeigte, dass sie eben nicht aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Und das wirft Fragen auf. „Es war klar, dass die Augsburger ein starkes und athletisches Team sind“, räumte Mittelfeld-Routinier Axel Witsel (29) im ZDF ein. „Vielleicht waren wir nicht hart genug. Das war wohl der Schlüssel.“
Auch nach Meinung von Sportdirektor Zorc hatte der BVB „nicht die richtigen Mittel“ gefunden. Gemeint war damit das über weite Strecken ideenlose Ballgeschiebe. Denn die Dortmunder kamen zwar auf gigantische 80 Prozent Ballbesitz und kombinierten sich zeitweise auch ansehnlich durchs Mittelfeld, doch der letzte Pass blieb fast immer im Augsburger Abwehrbollwerk hängen.
BVB-Sportdirektor Zorc vermisst das Tempo
„Wir hätten mehr Spieltempo benötigt“, analysierte Zorc. „Wenn der Gegner so massiv verteidigt, musst du sehr schnell verlagern, direkt spielen, das Tempo hochhalten, bis sich eine Lücke auftut. Da waren wir schon im Spielaufbau zu langsam. Die standen so massiert, da kannst du nicht im Zentrum durch fünf Leute durchdribbeln.“
Ähnlich sah es auch Trainer Favre, der nach Schlusspfiff mehrmals von fehlender Geduld seiner Mannschaft gesprochen hatte. Womit er die Probleme auf den Punkt traf. Statt cool zu bleiben, auf ihre Chance zu warten und die Warnungen ihres Trainers zu beherzigen, ließen sich die BVB-Profis durch Zweikampfhärte aus dem Konzept bringen. Etwa Erling Haaland, der mehr durch Rangeleien und Wortgefechte mit seinen Gegenspielern aufgefallen war als durch seine sonst so berüchtigte Torgefahr. Magere 19 Ball-Aktionen und zwei Abschlüsse hatte der Norweger im kompletten Spiel. Zum Vergleich: Jeder andere Dortmunder Feldspieler mit einer Einsatzzeit von 90 Minuten berührte den Ball mindestens 90-mal.
Dortmund versagte im Kollektiv
Trotz seiner vielleicht schwächsten Leistung seit seinem Wechsel zum BVB lag es keineswegs allein an dem 20-jährigen Stürmer, dass die Dortmunder in Augsburg als Verlierer vom Platz gingen. Die Mannschaft versagte im Kollektiv. Denn nicht nur die zuletzt so hochgelobten Top-Talente verpassten es, an die Leistung beim 3:0 gegen Borussia Mönchengladbach anzuknüpfen. Auch die Routiniers waren ideenlos. „Wir haben noch viel zu tun“, sagte Favre nach dem Spiel und wirkte dabei fast ratlos.
Es war dem 62-jährigen Schweizer anzusehen, dass die Niederlage auf die zuletzt sehr gute Stimmung beim BVB drückt. Wurde nach dem Auftaktsieg der Dortmunder schon über Titelreife der spielerisch starken Borussia geschrieben, sind Träumereien wie diese nun schon wieder verpufft – auch wenn sich Rekordmeister FC Bayern am Sonntag ebenfalls einen Ausrutscher in Hoffenheim leistete.
Am Mittwoch im Supercup gegen den FC Bayern
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Und ausgerechnet der Branchenprimus aus München ist der nächste Gegner des BVB. Schon am Mittwoch haben die Schwarz-Gelben im Supercup (20.30 Uhr/ZDF und DAZN) die Chance, wieder ein Erfolgserlebnis einzufahren. Ein Sieg gegen die aktuell wohl beste Mannschaft der Welt würde die Stimmung in Dortmund zumindest erheblich verbessern, die Probleme aus dem Augsburg-Spiel vielleicht sogar vergessen machen. Lösen würde sie aber selbst der erste Titel der Saison nicht.