Dortmund/München. Der FC Bayern empfängt am Mittwoch Borussia Dortmund zum Supercup. Doch die deutschen Top-Klubs hätten lieber Zeit für Training und Regeneration.
Prestigeduell. Natürlich geht es auch dieses Mal nicht ohne dieses Wort. Es treffen ja der deutsche Meister sowie Champions-League-Sieger FC Bayern München und der Vizemeister Borussia Dortmund aufeinander, am Mittwoch im Supercup in München (20.30 Uhr/Sky und DAZN). Und in dem Zusammenhang nimmt dann auch BVB-Sportdirektor Michael Zorc das Wort Prestigeduell gerne in den Mund.
Prestigeduell, das heißt: Hier treffen die besten deutschen Mannschaften aufeinander, auch wenn die aktuelle Auflage in Anlehnung an Franz Beckenbauers Bonmot als Cup der Verlierer daherkommt: Der BVB hat eben 0:2 beim FC Augsburg verloren, der FC Bayern gar 1:4 bei der TSG Hoffenheim.
Prestigeduell, das heißt aber auch: Außer Ansehen gibt es nicht viel zu gewinnen. Klar, am Ende wird ein Pokal überreicht. Und man fragt sich schon, ob München eine fünfte Trophäe in diesem Jahr im Klubmuseum abliefern wird – oder ob Dortmund den vermeintlich unbesiegbaren Superbayern endgültig diesen Nimbus nimmt.
Der Supercup steht quer im Kalender
Aber der Supercup ist kein Duell, von dem noch Kindern und Kindeskindern erzählt wird, hier werden keine Legenden geboren und Helden gekürt. In normalen Zeiten ist er ein hübscher Härtetest, bevor es im DFB-Pokal und der Bundesliga losgeht. Eine Partie, auf der zwar Pflichtspiel draufsteht, die die Trainer aber für letzte Experimente nutzen, bevor es richtig ernst wird.
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In diesem Jahr ist es schlicht ein Spiel, das keiner der Beteiligten braucht. Weil es reichlich quer im Kalender steht.
Die Corona-Pandemie hat den Terminkalender mächtig gestaucht, die gleiche Anzahl an Spielen wie sonst musste in sehr viel weniger Zeit gequetscht werden – und für den Supercup nahmen die Organisatoren dann eine der ganz wenigen Lücken, die der Kalender irgendwie noch hergab. Auch deshalb wird am Mittwoch keiner der Klubs seine absolute Ernstfall-Elf aufstellen. „Es wird für beide Mannschaften darum gehen, die Belastung zu verteilen“, sagt Zorc.
DFL schnürt das Rechtepaket
Das Spiel einfach ausfallen zu lassen, das stand nicht ernsthaft zur Debatte. Die Übertragungsrechte an der Partie waren ja längst verkauft, sie gehören zum Rechtepaket, das die DFL schnürt. Es geht wie immer ums Geld, auch hier gilt die einfache Formel: weniger Spiele, weniger Einnahmen.
Den Trainern schmeckt das weniger, auch wenn sie es nicht offen sagen. BVB-Coach Lucien Favre hätte die Woche schon lieber genutzt, um die Niederlage in Augsburg aufzuarbeiten, um am schnellen Passspiel gegen tiefstehende Gegner zu feilen. Stattdessen sieht der Plan so aus: Sonntag Regeneration, Montag normales Training, Dienstag Abschlusstraining, Mittwoch Spiel, Donnerstag Regeneration, Freitag Abschlusstraining, Samstag Spiel. Dann ist erst einmal Länderspielpause.
Wobei: Über das Wort Pause können sie in Dortmund nur lachen: Ein gutes Dutzend Spieler wird auf Reisen sein, die meisten Nationalteams bestreiten gleich drei Spiele in anderthalb Wochen.
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Deswegen muss die Belastung sorgsam dosiert werden, das weiß niemand besser als die Bayern, die in der vergangenen Woche schon den Uefa-Supercup ausspielten und beim 2:1-Sieg gegen Sevilla sogar in die Verlängerung mussten. Beim 1:4 gegen Hoffenheim wirkten die Münchener Seriensieger ziemlich müde – wollten aber nicht groß lamentieren.
BVB ist Lieblingsgast der Bayern
„Wir suchen keine Ausreden. Das erwartet uns in diesem Jahr. Alle paar Tage ist ein Spiel, das wissen wir“, sagte Nationaltorhüter Manuel Neuer. „Dementsprechend können wir nicht so viel darüber reden, dass wir kaputt sind, sondern müssen es annehmen.“ Und Thomas Müller findet, der Supercup sei jetzt „eine sehr schöne Möglichkeit, zurückzuschlagen.“
Dortmund ist Lieblingsgast der Münchener, die jüngsten drei Heimspiele gewann der Rekordmeister mit 6:0, 5:0 und 4:0. „Es ist vor allem wichtig, dass wir in München mal einen besseren Auftritt abliefern“, sagt daher BVB-Torhüter Roman Bürki zum Dortmunder Ziel. Denn es geht ja ums Prestige. Es mag nicht so viel zu gewinnen geben – aber eine Menge zu verlieren.