Dortmund. Der BVB verliert 0:2 in Augsburg - und tut sich danach schwer, Erklärungen zu finden. Bester Augsburger war ausgerechnet ein Ex-Schalker.

Lucien Favre hatte es gewusst. Schon Tage vor dem Auswärtsspiel von Borussia Dortmund beim FC Augsburg warnte er vor der physischen Stärke des Gegners. Gebracht hat das offensichtlich nicht allzu viel. Denn vor allem aufgrund von Zweikampfhärte und taktischer Disziplin verlor der BVB beim Außenseiter aus Bayern mit 0:2 (0:1). Und das verdient.

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„Es ist schwer, diese Niederlage zu akzeptieren“, sagte Favre kurz nach dem Abpfiff. „Wir haben das Spiel fast komplett dominiert. Aber manchmal bringt das nichts.“ Denn die zuletzt so spielstarke Offensive fand über 90 Minuten keine Lücken in der Augsburger Hintermannschaft. „Augsburg hat hervorragend verteidigt, auch in der Luft. Sie sind viel gelaufen und wir hätten mehr über die Seite spielen müssen“, erklärte der BVB-Coach weiter.

Zwölf Kilometer mehr spulten die Fuggerstädter ab. Mit Kampf und Leidenschaft warfen sie sich in jeden Zweikampf und brachten die Dortmunder Offensive so aus dem Konzept. „Die Mannschaft hat den Plan sehr gut umgesetzt“, lobte FCA-Trainer Heiko Herrlich seine Mannschaft. „Wir hatten zwar nur 20 Prozent Ballbesitz, aber das war nicht wichtig, solange wir die Räume eng machen. Ich freue mich, dass es so funktioniert hat.“

Kaum klare Chancen für den BVB

Und funktioniert hat es für die Gastgeber von Beginn an, denn nicht etwa Vizemeister Dortmund, sondern die Augsburger gaben den Ton auf dem Rasen an. Trotz optischer Überlegenheit kam der BVB in der ersten Halbzeit kaum zu klaren Chancen. Bis auf zwei Distanzschüsse von Axel Witsel (6.) und Thomas Meunier (45.) war von den Dortmundern nichts zu sehen. Auch nicht vom zuletzt so treffsicheren Erling Haaland. Hatte er bei seinem letzten Gastspiel in Augsburg noch dreifach getroffen, blieb er am Samstag nahezu unsichtbar und zeigte wohl seine bisher schwächste Leistung im BVB-Trikot.

Deutlich besser machten es die Augsburger Angreifer, die es schafften, immer wieder Nadelstiche zu setzen. In den Hauptrollen waren dabei vor allem Daniel Caligiuri und der schnelle Florian Niederlechner, die beide ein starkes Spiel zeigten. Denn Ex-Schalker Caligiuri war es, der das 1:0 per Freistoß vorbereitet hatte. „Wir hatten unter der Woche noch Standards trainiert“ verriet er bei Sky. Mit Erfolg: Seine harte Hereingabe landete auf dem Kopf von Felix Uduokai, der den Ball fast unbedrängt zur Führung einköpfen konnte (40.). „Wir wollten über Standardsituationen ins Spiel kommen“, sagte Herrlich später. „Dass direkt der erste Freistoß zum Tor führt, spielt uns natürlich in die Karten.“

Caligiuri traf schon wieder gegen den BVB

Mit der Führung im Rücken knüpfte der FCA dann auch nach der Pause an die leidenschaftliche Leistung an. Und konnte sogar nachlegen. Wieder stand Caligiuri im Fokus. Nach Steilpass von Niederlechner setzte sich der 32-Jährige gegen Thomas Meunier durch und traf diesmal selbst zum 2:0. Ein Tor, das die 6000 Fans, die in der Augsburger Arena zu Gast sein durften, explodieren ließ. „Es war ein überragendes Gefühl, dass wieder Zuschauer im dabei waren“, schwärmte der Matchwinner später. „Es waren zwar nur 6000, aber es hat sich angefühlt, als sei das Stadion voll.“

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Gefreut hat sich Caligiuri auch, dass er seine gute persönliche Bilanz gegen Dortmund weiter ausbauen konnte. Schon zu Schalker Zeiten machte er sich durch seine Tore gegen den BVB bei den Fans beliebt. Daran scheint er nun auch im Trikot des FCA anzuknüpfen, denn es war bereits sein sechstes Bundesligator gegen Schwarzgelb. „Es ist immer schön, gegen Dortmund zu treffen“ sagte er. „Vor allem als Ex-Schalker.“

Reus und Brandt brachten keine Wende

Dass es nach 90 Minuten in Augsburg beim 2:0 blieb, konnten auch die eingewechselten Marco Reus und Julian Brandt nicht verhindern. Der BVB warf in der Schlussphase zwar noch einmal alles nach vorne und kam durch Mats Hummels (85.) und Haaland (90.) sogar noch zu großen Chancen, doch FCA-Torwart Rafal Gikiewicz verhinderte mit zwei Glanztaten, dass die Begegnung noch einmal dramatisch wurde. „Es gab schon solch enge Speile, die wie noch gewonnen haben“, erinnerte sich Dortmunds Manuel Akanji. Gegen den FCA hat es diesmal allerdings nicht gereicht, weil „es offensiv und defensiv zu wenig war“, wie der Innenverteidiger klar machte.

Schon am Mittwoch hat der BVB die Chance, es besser zu machen, erneut in Bayern. Diesmal allerdings in München gegen Rekordmeister FC Bayern. „Noch haben wir gar keinen Gedanken an das Spiel“, stellte Favre klar. „Wir sind zu enttäuscht, dass wir hier verloren haben.“