Dortmund. Aufholjagd gegen Schalke im Derby 2008 oder der Champions-League-Sieg 1997. Ein Fan erzählt, wie er mitfieberte und sich mit dem BVB freute.

Schwatz und Gelb ein Leben lang – das ist alles außer langweilig. Einige Highlights eines Fans, Mitglieds und Aktionärs (1 Aktie), der allein aus seiner BVB-Bettwäsche rausgewachsen ist.

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Mein genialstes BVB-Erlebnis

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Von Jürgen Polzin; Dominik Loth; Andreas Ernst; Peter Müller; Sebastian Weßling; Jan Kanter

Darf ich auch mehrere nennen? Marcel Reif gehört natürlich mit rein in die Liste: „Ricken…, lupfen jetzt! JAAAAAAAA!“ Borussia Dortmund ist Champions League-Sieger 1997. Die Klopp-Jahre – ein einziger Rausch. Zwei Meisterschaften, ein Double. Nichts ist für die Ewigkeit, schon gar nicht im Fußball. Bei Kloppo hatte ich es so sehr gehofft.

Ich muss mich entscheiden? Ok, ok – Malaga 2013. Champions League, Viertelfinalrückspiel. Nach dem 0:0 in Spanien tun wir uns schwer und sind nach dem Treffer zum 1:2 durch Eliseo in der 82. Minute praktisch draußen. Zwei Tore in acht Minuten plus Nachspielzeit? Wie soll das gehen? Geht nicht, finden zu viele „Fans“ im Westfalenstadion, das sich schnell leert. Durch Dick und Dünn mit seiner Mannschaft zu gehen – macht man doch eigentlich so im Pott, oder? Wir bleiben natürlich, sagen mein Kumpel und ich. Wir müssen da jetzt durch.

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Der Rest ist ganz große Magie. Reus und Santana (ja, es war Abseits!) machen das Fußball-Wunder perfekt. Was ein Geherze, Geknuddel – Geschreie. Fast noch schöner: Wie der andalusische Anhang sein so bitter gescheitertes Team feiert – und wie zumindest unser Block in direkter Nachbarschaft daraufhin die spanischen Fans. Verbrüderung. Hab schon wieder Pipi in den Augen.

Mein schlimmstes Dortmund-Desaster

Finanziell hatte der BVB 2005 noch so eben den Fluchtweg aus der Pathologie entdeckt, der wirtschaftliche Niedergang führte jedoch unweigerlich zu fußballerischer Magerkost. Belangloses Daherdümpeln in der Bundesliga unter Bert van Marwijk und Jürgen Röber – nur Thomas Doll fand’s am Ende zum „Ar*** ablachen“. Ich nicht. Und doch hätte ich diese Tristesse wieder auf mich genommen für diesen einen Sieg.

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Champions-League-Finale 2013 in Wembley gegen Bayern München. Nach dem 1:1-Ausgleich durch Ilkay Gündogans Elfmetertor hatte ich Verhandlungen aufgenommen. Mit dem Fußball-Gott, mit dem lieben Gott. Mit dem Teufel – mit allen, die sonst irgendwie hätte Einfluss nehmen können. Ohne Erfolg. Arjen Robben, 89. Minute, schiebt den Ball vorbei an Roman Weidenfeller. Aus und vorbei. Ich musste an diesem Abend tapfer sein: Ich habe das Spiel mit meinem kleinen Neffen geschaut.

Das beste Derbyerlebnis

13. September 2008, 3:3: Es ist die erste Saison unter Jürgen Klopp – sein erstes Derby. 0:3 liegt der BVB an diesem vierten Spieltag im Westfalenstadion schon zurück und der Trainer fragt sich in diesen Minuten, ob seine Frau Ulla noch weiß, wo sie die Koffer hingestellt hat. Doch dann passiert Dramatisches: Zunächst versemmelt Schalke-Stürmer Kevin Kuranyi das 4:0 – dann ist Borussia auf einmal wieder da: Neven Subotic (67.) und Alex Frei (71.) verkürzen, in der 90. Minute pfeift Schiri Lutz Wagner Handelfmeter. Alex Frei läuft an, trifft – ein Stadion explodiert.

Das schönste Tor in schwarz-gelb

Lars Ricken zum 3:1 im Champions-League-Finale von München gegen die Übermannschaft von Juventus Turin. Mit seinem ersten Ballkontakt. „Ricken…, lupfen jetzt! JAAAAAAAA!“ Sie wissen schon.

Kultspieler Nr. 1

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Die Wahl fällt mir leicht: Dede. Kein Zauberkünstler. Ein hart arbeitender Linksverteidiger. Wie schnell küssen Spieler heute ihr aktuelles Vereinswappen – bei Dede bedeutete es etwas. 13 Jahre hielt der Brasilianer zum BVB, auch in den wirtschaftlich so schweren Zeiten. 1998 kam er aus Mineiro zum BVB und musste erst einmal lernen, dass Müll in Deutschland zu Hause abgeholt und nicht verbrannt wird – und dass eine im Winter beschlagene Autoscheibe nicht kaputt, sondern nur vereist ist. Wie wunderbar, dass er sich mit der Meisterschaft 2011 verabschieden durfte. Wie wunderbar, dass 80.000 Fans zum bis dahin größten Abschiedsspiel Europas pilgerten. Mehr durften nicht ins Stadion.

Unser schönster Skandal

Geld schießt vielleicht doch Tore – und so sollten Stimmen, die da sagen, ohne Gerd Niebaum und Michael Meier wären die Erfolge wie die Meisterschaften 1995, 1996 und 2002 oder der Champions-League-Triumph 1997 nicht möglich gewesen, nicht überhört werden. Doch die Klubführung hatte zu hoch gepokert und hätte den BVB wirtschaftlich beinahe vor die Wand gefahren. Sogar die Rechte am und rund um den Namen „Borussia Dortmund“ hatten Niebaum (Spitzname: „Dr. Gott“) und Co. verpfändet. Der Umstand, dass Bayern-Macher Uli Hoeneß 2005 zwei Millionen Euro nach Dortmund leihweise überwies, wird uns Schwatz-Gelben noch immer gerne auf die Knifte geschmiert. Das tut wirklich weh.