Dortmund. Torsten Frings hat als Profi das BVB-Trikot und das Bayern-Trikot getragen. Im Interview erklärt, warum er im Topspiel zum BVB hält.
Torsten Frings (42) hat für Borussia Dortmund (2002 bis 2004) und den FC Bayern (2004 bis 2005) gespielt. Deswegen schaut er beim Topspiel am Samstag (18.30 Uhr/Sky) genau hin, wie der Ex-Nationalspieler und derzeit arbeitssuchende Trainer im Interview verrät.
Herr Frings, wo verfolgen Sie die Partie?
Torsten Frings: Ich werde mir das Spiel zu Hause auf der Couch anschauen. Ich hoffe, dass ich meine Ruhe habe, was nicht garantiert ist, weil sich mein kleiner Sohn nicht für Fußball interessiert (lacht).
Wer gewinnt?
Torsten Frings: Ich wünsche mir, dass der BVB gewinnt. Aber ich glaube, dass die Bayern stärker sein werden, weil die Spieler nach dem Trainerwechsel ein Zeichen setzen wollen.
Sie wünschen sich den BVB als Sieger. Warum ist Ihre Verbundenheit ins Revier größer?
Torsten Frings: Ich hatte in Dortmund eine wunderbare Zeit und war damals sehr traurig, dass ich gehen musste. Ich habe immer noch Kontakt zu meinem ehemaligen Kollegen. Zu Sebastian Kehl, zu Patrick Owomoyela, zu Roman Weidenfeller. Wir telefonieren hin und wieder.
Andere würden einen Wechsel nach München als Auszeichnung wahrnehmen. Warum waren sie traurig?
Torsten Frings: Dortmund hatte damals finanzielle Probleme, benötigte schnelles Geld. Deswegen musste ich quasi über Nacht zum FC Bayern wechseln. Das war damals nicht der richtige Zeitpunkt für mich. Ich hatte mich in Dortmund sehr wohlgefühlt und mich gerade richtig eingelebt. Trotzdem habe ich dann aber auch in München eine gute und erfolgreiche Saison erlebt.
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Sie haben beim BVB und den Bayern gespielt. Aber lange Zeit auch in Bremen. Was hat Ihnen mehr Spaß gemacht?
Torsten Frings: Das kommt immer auf die Lebensphase an. Als junger Spieler war ich extrem ehrgeizig, ich wollte unbedingt nach oben. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass auch das Drumherum wichtig ist. Ich wollte mich wohlfühlen, meine Familie sollte sich wohlfühlen. Deswegen bin ich zu Bremen zurückgekehrt.
Warum haben die Bayern derzeit Probleme?
Torsten Frings: Grundsätzlich hat jede Mannschaft mal eine Phase, in der es nicht läuft. Aber gerade in München herrscht ein großer Druck, auch medial. Nach zwei Niederlagen wird direkt der Trainer infrage gestellt. So etwas lesen die Spieler natürlich, und manche belastet das. Bei den Bayern müssen gerade die Neuzugänge erstmal lernen, mit der Erwartungshaltung umzugehen. Das gilt aber auch in Dortmund.
Hat Niko Kovac Fehler gemacht?
Torsten Frings: Er hat sicherlich den ein oder anderen unglücklichen Satz gesagt, der bei den Spielern nicht gut angekommen ist.
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Wie ist die Stimmung in der Kabine, wenn es kriselt?
Torsten Frings: Wenn es nicht läuft, ist es in der Kabine still, die Stimmung ist angespannt. Bei den Bayern weiß aber trotzdem jeder Spieler, dass man aufgrund der Klasse jederzeit wieder eine Serie starten kann.
Ist es in München durch die vielen Stars schwieriger, ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln?
Torsten Frings: Nein, das würde ich nicht sagen. Wir hatten in München eine Top-Kameradschaft. Die Jungs stehen auch dort zusammen. Nur ist fast jeder ein Nationalspieler und hat den Anspruch, auf dem Rasen zu stehen.
Wie bekommt man als Bayern-Trainer den Respekt der Spieler?
Torsten Frings: Es ist nicht wichtig, dass dort jemand steht, der schon zehn Titel gewonnen hat. Es ist bedeutsamer, dass jeder Spieler das Gefühl hat, dass er gebraucht wird. Wenn man das als Trainer nicht schafft, hat man schnell einen großen Teil der Mannschaft gegen sich.
Wie versuchen Sie dies als Trainer?
Torsten Frings: Natürlich gibt es immer Spieler, zu denen man einen engeren Draht pflegt. Ich versuche, viele Gespräche zu führen. Ich versuche jedem im Kader, ein kleines Feedback zu geben. Das ist die einzige Möglichkeit.
Wie erleben Sie die Arbeitsbedingungen für Trainer?
Torsten Frings: Langfristiges Arbeiten ist kaum noch möglich, alles ist auf den kurzfristigen Erfolg ausgerichtet. Das ist schade. Ein Trainer benötigt Zeit, gerade am Anfang der Saison. Ich kann nicht verstehen, wenn Klubverantwortliche innerhalb von ein paar Wochen den Glauben an ihren Trainer verlieren. Denn oft wird es nach einem Wechsel nicht besser.
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Warum wollten Sie trotzdem in diesen Beruf?
Torsten Frings: Weil ich als ehemaliger Spieler ansonsten das Adrenalin vermissen würde. Ich muss Woche für Woche ums Gewinnen spielen. Mir macht die Arbeit als Trainer unheimlich Spaß.
Wie planen Sie Ihr weiteres Leben?
Torsten Frings: Als Trainer ist es unheimlich schwer. Ich kann nur hospitieren, mich weiterbilden. Jetzt hoffe ich, dass ich noch mal die Möglichkeit kriege, mich zu beweisen. Mein Hunger ist noch da, der wird nie weggehen.
Wer wird Meister?
Torsten Frings: Bayern wird Meister. Insgesamt haben sie einfach den besten Kader.