Dortmund. Borussia Dortmund holte Mats Hummels aus München zurück. Der Innenverteidiger ist am Samstag im Topspiel beim FC Bayern gefordert.
Noch immer gerät Michael Zorc in Wallung, wenn er zurückdenkt an das, was Anfang April geschah: Borussia Dortmund war zu Gast beim FC Bayern München – und verlor mit 0:5. Nullzufünf! Das schmerzt auch sieben Monate später noch, unmittelbar vor dem nächsten Gastspiel beim FC Bayern (Samstag, 18.30 Uhr/Sky). Und Zorc weiß auch noch sehr genau, was Mats Hummels, damals noch in Diensten des Deutschen Fußball-Rekordmeisters, später berichtete: Schon als beide Mannschaften gemeinsam durch den Tunnel auf den Platz gingen, habe er gewusst, dass die Bayern dieses Spiel gewinnen würden.
Den Dortmundern also war die Angst deutlich anzusehen – noch bevor die Partie überhaupt angepfiffen war. Und es war nicht das erste Mal, dass sie jede Courage spätestens an der Münchener Stadtgrenze zurückgelassen hatten: Fünf Niederlagen in den jüngsten fünf Bundesligaspielen bei den Bayern, dazu 3:22 Tore. Zorc spricht mit Fug und Recht von einer „Horrorbilanz“.
Trainerwechsel unwichtig für Taktik?
„Wir haben also nichts zu verlieren“, sagt Trainer Lucien Favre und lacht. Sportdirektor Zorc ist nicht nach Scherzen zumute, er wird ganz gegen seine Gewohnheit recht laut, als er über die nun anstehende Aufgabe in München spricht: „Da brauchen wir gar nicht über Taktik zu reden“, fordert er. „Wir müssen Männerfußball spielen, wir müssen Kerle sein.“ Die Mannschaft solle auf keinen Fall darauf hoffen, dass die Bayern durch den Trainerwechsel von Niko Kovac zu Hansi Flick verunsichert sein könnten. „Die Jungs in München raufen sich zusammen, da ist es egal, wer Trainer ist“, ruft Zorc schon fast. „Wir müssen dagegenhalten, das haben wir in den vergangenen Jahren nicht getan.“
Währenddessen sitzt Favre neben seinem Sportdirektor, knetet die Hände, kratzt sich am Kinn und guckt ein wenig sparsam. Er ist nämlich der Meinung, dass man über Taktik reden sollte und findet schon, dass es eine Rolle spielt, wer Trainer ist. Und er mag es nicht besonders, wenn Faktoren wie Mentalität und Einstellung die fußballerischen Ansätze zu sehr überlagern.
Hoffnungen ruhen auf Hummels
Deswegen winkt der Schweizer auch ab, als die Nachfrage kommt, ob denn die Rückkehr von Hummels nach Dortmund dabei helfen werde, den Bayern dieses Mal in Sachen Einstellung und Mentalität gleichwertig gegenüber zu treten. „Er kann zumindest von seinen Erfahrungen berichten“, sagt Zorc. „Auch von der anderen Seite.“
Tatsächlich sind es ja genau diese Spiele, für die sie den 30 Jahre alten Hummels aus München zurückgeholt haben – und ihn mit einer Ablösesumme von 30,5 Millionen Euro plus Boni zum Rekordeinkauf gemacht haben. Sie hatten ja genau erkannt, dass die eigene Mannschaft im Vorjahr den Anforderungen in München mental nicht gewachsen war. Die Aussicht, in der Tabelle einen Fünf-Punkte-Vorsprung herauszuschießen – sie lähmte anstatt zu beflügeln. Hummels dagegen, auch das registrierten sie aufmerksam, lieferte genau dann seine besten Spiele ab, als am meisten auf dem Spiel stand: gegen Dortmund, im verlorenen Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Liverpool, im Saisonfinale gegen Eintracht Frankfurt (5:1) und im DFB-Pokalfinale gegen RB Leipzig (3:0).
Der Innenverteidiger hat die Rolle angenommen, als einziger Neuzugang kein bisschen Anlaufzeit benötigt. „Wir dürfen ihnen nicht das Gefühl geben, dass sie gewinnen können“, fordert er nun. Ähnliche Worte aber waren auch vor der letzten Dienstreise nach München reichlich zu hören. Und der davor. Und davor.
Taten folgten diesen Ankündigungen aber schon lange nicht mehr.