South Bend. Der BVB hat groß eingekauft, nun ist der Konkurrenzkampf groß. Thomas Delaney freut sich darüber – dabei könnte er seinen Platz verlieren.
Thomas Delaney lächelt. „Heute ist der erste Tag, an dem ich mich gut fühle“, sagt der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund am Donnerstagnachmittag. Delaney und seine Kollegen haben ein herausforderndes Programm hinter und auch noch vor sich. Am Montag sind sie von Frankfurt nach Seattle geflogen. Zehn Stunden Flug, neun Stunden Zeitverschiebung. Am Donnerstag von Seattle nach South Bend, vier Stunden Flug, drei Stunden Zeitverschiebung. Das zehrt. „Das Reisen macht mir nichts aus, das Problem ist der Zeitunterschied“, sagt Delaney.
Favre muss in den USA sorgfältig planen
Es ist ein Problem, mit dem vor allem Trainer Lucien Favre umzugehen hat, weil die Trainingseinheiten und Belastungen noch ein bisschen vorsichtiger als ohnehin schon planen muss. Doch der Schweizer, dem trotz seiner 61 Jahre keinerlei Reisestrapazen anzumerken sind, Beklagt sich nicht, sondern sagt, was er oft und gerne sagt: „Wir müssen uns adaptieren.“ Und das nicht nur an Jetlag und Müdigkeit.
Lob von Ex-Trainer Klopp für den Kader
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Sportdirektor Michael Zorc hat im Sommer groß eingekauft, hat neben einigen Perspektivspielern die Hochkaräter Mats Hummels, Julian Brandt, Thorgan Hazard und Nico Schulz geholt – und bekommt dafür von allen Seiten Lob. „Ein brettstarker Kader, wow“, sagt Jürgen Klopp, der von 2008 bis 2015 den BVB trainierte und nun mit dem FC Liverpool ebenfalls in South Bend zu Gast ist. Dann grinst Klopp sein bekannt breites Grinsen und schiebt nach: „Die musst du allerdings erst einmal alle auf den Platz kriegen, es waren ja schon ein paar gute Spieler da. Aber das ist ja zum Glück nicht mein Problem.“
Sondern Favres. Der Schweizer muss nun einen Luxus-Kader moderieren, den er so noch nie hatte ins einer langen Karriere. Er muss aus dem Angebot an Topspielern nicht nur Woche für Woche die elf am besten geeigneten Profis auswählen. Er wird auch immer wieder gestandenen Nationalspielern erklären müssen, warum für sie kein Platz in der Startelf und vielleicht noch nicht einmal auf der Ersatzbank ist. Der Konkurrenzkampf in Dortmund wird hart wie nie.
Delaney freut sich über die Konkurrenz
„Wir können jede Art von Konkurrenzkampf im Team gebrauchen, das wird unser Niveau heben“, freut sich Delaney. „Es wird einige Leute natürlich Spielminuten kosten. Aber es ist wichtig für das große Ganze, einen starken Konkurrenzkampf zu haben.“ Dabei fällt der Name Delaney besonders häufig, wenn über jene spekuliert wird, die ihren Stammplatz einbüßen könnten.
Vor einem Jahr war der Däne für 20 Millionen Euro von Werder Bremen gekommen, er machte 38 Pflichtspiele für den BVB und war ein wichtiger Faktor dafür, dass die Mannschaft zu alter Stärke fand und beinahe Meister wurde. Doch nun, da Trainer Lucien Favre angesichts der vielen hochkarätigen Offensivkräfte sein System um- und nur noch einen defensiven Mittelfeldspieler aufzustellen erwägt, könnte es eng werden für Delaney.
„Jetzt heißt es: Ellbogen raus und kämpfen“, sagt der 27-Jährige fröhlich. „Natürlich haben wir ein paar großartige Spieler, auch auf meiner Position. Aber ich wüsste nicht, warum ich nicht in der Lage sein sollte, genauso viele Spiele zu spielen wie letzte Saison.“
Delaney lebt von seiner Mentalität
Würde Favre einfach nur die elf besten Fußballer aufstellen, hätte Delaney wohl keine Chance. Aber der Däne bringt etwas mit, was man nicht lernen kann und was man in Dortmund in den vergangenen Jahren wieder sehr zu schätzen gelernt hat: Mentalität. Er geht voran, er gibt nie auf, er bringt auch in den vermeintlich kleinen Spielen gegen Augsburg oder Paderborn stets 100 Prozent Einsatz.
Und, mindestens ebenso wichtig: Er nimmt sich vor solchen Partien auch gerne jene Mitspieler zur Brust, die er für ein wenig zu sorglos hält, um ihnen in deutlichen Worten die Sinne zu schärfen. Delaney bildet das solide Fundament einer Mannschaft, auf dem die Kollegen mit den feinen Füßen ihre Kunst ausleben können. Und er ist sicher: Dieses Fundament wird auch jetzt noch gebraucht, da immer neue Künstler hinzukommen.